Karriere im Ausland 23.07.2021, 10:43 Uhr

Arbeiten in Japan: Expat-Coach gibt Tipps

Japan, das Land der aufgehenden Sonne, strahlt nicht nur zu Olympia Faszination aus. Arbeiten in Japan ist bei Ingenieurinnen und Ingenieuren beliebt. Hier erhalten Sie Tipps eines japanischen Coachs.

Asiatische und internationale Mitarbeiter an einem Tisch

Arbeiten in Japan: Bei der Kultur gibt es viel zu beachten.

Foto: panthermedia.net/imtmphoto

Deutsche Ingenieursarbeit wird in Japan geschätzt und Spezialisten werden stets gesucht. Starke Branchen für Ingenieure und Ingenieurinnen sind Computer-, Elektro- und Automobilindustrie. Aber auch für Medizintechnik werden im Land der aufgehenden Sonne Fachkräfte benötigt – denn der eigene Markt kann die Nachfrage kaum decken. Alles, was Sie zu Arbeiten in Japan wissen müssen.

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Olympia: Japan zieht Aufmerksamkeit auf sich

Am 23. Juli beginnt Olympia 2021 in Tokio. Das erhöht auch die Aufmerksamkeit auf bedeutende Handelspartner Deutschlands. Der Japaner Koichi Tomizawa ist interkultureller Trainer und Experte für Japan bei den gemeinnützigen Carl Duisberg Centren. Er weiß, wie Geschäftsbeziehungen zwischen Japanern und Deutschen zum Erfolg werden.

Arbeiten in Japan: Vertrauensvolle Beziehungen aufbauen

Die Basis für eine gute Zusammenarbeit mit japanischen Unternehmen sind vertrauensvolle persönliche Beziehungen.

„Japaner machen lieber mit Freunden Geschäfte als mit Fremden“, erklärt Koichi Tomizawa. „Sie sind sehr personenbezogen und kaufen etwas, wenn sie dem Verkäufer vertrauen. In Deutschland zählen eher Siegel und Zertifikate, die für ein gutes Produkt stehen“.

Das erste Zusammentreffen sollte auf jeden Fall von Angesicht zu Angesicht stattfinden. In Zeiten von Corona ist das immer noch schwierig. Wie die Luftbranche nach der Krise wieder durchstarten will. 

Wie Sie die perfekte Dienstreise planen, erfahren Sie hier.

Geschenke erhalten die japanische Freundschaft

Für Japaner sind kleine Geschenke ein wichtiges Zeichen der Höflichkeit. Wer zum Arbeiten nach Japan kommt, sollte Präsente für den Chef, Kollegen und Kolleginnen einpacken, um einen guten Start im Team zu haben. Amm besten ist etwas Typisches aus Deutschland, das der Chef unter seinem Team aufteilen kann.

„Zudem werden in Japan zweimal im Jahr traditionell Geschenke gemacht. Von Juli bis Mitte August heißt diese Zeit ‚Ochugen‘ und im Dezember ‚Oseibo‘. Nutzen Sie diese Geschenktraditionen für eine unerwartete persönliche Überraschung verbunden mit einem Dank für die gute Zusammenarbeit“, so Tomizawa.

Arbeiten in Japan: Arbeitsweise ist völlig anders

Deutsche Tugenden wie Pünktlichkeit, selbstständiges Arbeiten und Eigenverantwortung werden nicht nur hierzulande groß geschrieben – doch in Japan herrscht eine andere Arbeitsweise.

Koichi Tomizawa stellt klar: „In Deutschland glänzt, wer eine Aufgabe selbstständig und eigenverantwortlich ausführt. Japanische Mitarbeitende erwarten eine engmaschige Betreuung bei ihren Projekten durch den jeweiligen Vorgesetzten. Deshalb erstatten sie diesem sehr oft Zwischenberichte und lassen sich ihr geplantes Vorgehen zunächst bestätigen. Doch was für deutsche Verhältnisse unselbstständig scheint, hat in Japan sogar eine eigene Bezeichnung: Ho-Ren-So, das häufige Konsultieren.“

Deutsche Ingenieure und Ingenieurinnen haben eine Holschuld

Ungewöhnlich für deutsche Arbeitnehmer ist das Prinzip der Holschuld von Vorgesetzten. In Japan gehört es zu den Aufgaben einer Führungskraft, fehlende Informationen bei Mitarbeitenden zu erfragen. Ho-Ren-So und Holschuld funktionieren zusammen und gleichen sich aus: „Je mehr Ho-Ren-So gemacht wird, umso weniger Holschuld hat der Höhergestellte“, ergänzt Tomizawa.

Nemawashi als Managementmethode

Japanische Chefs treffen alle Entscheidungen. Das kann beim Arbeiten in Japan gewöhnungsbedürftig sein. Die Fachkompetenz liegt aber meist im Team. Teammitglieder können ihre Ideen dem Entscheider vorab im informellen Vier-Augen-Gespräch zuspielen, nicht im Rahmen einer Teamdiskussion. In großer Runde verkündet der Teamleiter lediglich Ergebnisse. Das höhere Ziel lautet stets: Harmonie zu wahren.

Tipp zum Arbeiten in Japan: Sie möchten Entscheidungen auf japanischer Seite beeinflussen? Lassen Sie sich Organigramme zusenden und finden Sie heraus, wer die Berater im Team sind.

Ingenieure müssen lernen leise zu sein

Japaner sind eher stille Persönlichkeiten, sie hören zu und hitzige Diskussionen mögen sie nicht.

„Sie tragen quasi einen Verstärker im Ohr, der sie empfänglich macht für leise Worte und sanfte Kritik. Die direkte deutsche Art ist oft zu laut für sie“, erklärt Tomizawa. „Japaner haben eine ausgeprägte Schamkultur, ein Gesichtsverlust ist für sie unverzeihlich. Äußern Sie Kritik nur im kleinstmöglichen Kreis und nach dem Sandwich-Prinzip: Positives zu Beginn und am Ende“.

Fehlerkultur in Japan: Deutsche Arbeitnehmer genießen Welpenschutz

Fehler und Japan – das ist so eine Sache. „Japaner haben Verständnis für Fehler, sie vergeben einen Ausländerbonus. Wichtig ist nur, dass diese nicht immer wieder passieren“, so der Coach.

Deutsche Ingenieure und Ingenieurinnen sollten auf vermeintlich unbedeutende Reaktionen achten. Folgt auf eine Frage ein Lächeln statt einer Antwort, dann möchte und wird Ihr Gegenüber nicht antworten. Leiten Sie auf ein anderes Thema über. Wenn eine gute Beziehung besteht, können Sie an anderer Stelle vorsichtig nachfragen, was optimiert werden könnte.

Weitere Einblicke und Tipps zu Verhaltensweisen in Japan erhalten Sie im weiteren Verlauf des Artikels.

Arbeiten in Japan: Fachkräftemangel besteht auch in Asien

Japanische Unternehmen klagen seit Jahren über Fachkräftemangel. Derzeit arbeiten knapp zwei Millionen japanische Ingenieure und Ingenieurinnen im eigenen Land, die Nachfrage ist jedoch weit größer und die die Zahl der Studierenden sinkt. Deshalb schauen sich viele Unternehmen auch im Ausland nach Fachkräften aus dem Ingenieurwesen und der Informatik um. Teilweise gibt es sogar Ausbildungsprogramme, um junge Ingenieure und Ingenieurinnen aus Europa oder den USA ins Land der aufgehenden Sonne zu locken.

Die Industrie hat in Japan einen Anteil von knapp 30 % am Bruttoinlandsprodukt. Der größte Teil mit knapp 70 % entfällt auf Dienstleistungen. Japan exportiert seine Produkte zu jeweils knapp 20 % in die USA und nach China. Auch Südkorea, Hongkong und Thailand sind wichtige Abnehmer. In der Liste der weltweit größten Exportländer liegt Japan auf Platz vier hinter China, den USA und Deutschland.

Selbst wenn Ingenieure und Informatiker nicht direkt in Japan arbeiten wollen, so ist es auch in Europa kaum möglich, nicht in irgendeiner Form Kontakt zu einem japanischen Unternehmen zu bekommen. Schon aus diesem Grund tun Ingenieure und Ingenieurinnen gut daran, sich mit den Business-Gepflogenheiten des Landes auseinanderzusetzen.

Japanische Unternehmen für Ingenieure und Ingenieurinnen

Viele japanische Unternehmen haben Zweigstellen in Europa. Der einfachste Weg in Japan zu arbeiten ist es, bereits in Deutschland für eine japanische Firma tätig zu sein und sich für einige Jahre nach Asien in den Mutterkonzern versetzen zu lassen. Dann kommt man unter Umständen auch mit Englischkenntnissen weiter. Denn gerade als Expat ist zu bedenken, dass der kulturelle Unterschied zu Japan größer ist, als beispielsweise zu anderen europäischen Ländern oder zu den USA und Kanada.

 

Business Englisch: Mit diesen Tipps meistern Sie jedes Gespräch auf Englisch

In den meisten Fällen ist es nicht möglich, in Japan zu arbeiten, ohne die Sprache wenigstens in Grundzügen zu sprechen und verstehen zu können. Formulare gibt es meist nur in japanischen Schriftzeichen. Das Arbeitsleben ist von langen Arbeitszeiten geprägt, Urlaub gibt es nur wenig. Dafür sind die Karriereaussichten sehr gut. Insbesondere Ingenieure und Ingenieurinnen der Elektrotechnik, der Fahrzeugtechnik, des Maschinenbaus und der Medizintechnik (Japan altert noch stärker als Europa und hat hohen Bedarf, den die Industrie im eigenen Land nicht decken kann) haben in dem Land gute Chancen. Viele der größten Firmen dieser Branchen sind Global Player aus Japan, zum Beispiel:

  1. Toyota: Größter Automobilhersteller weltweit; Firmensitz im gleichnamigen Toyota
  2. Honda Motor: Hersteller von Automobilen und Motorrädern, Firmensitz in Tokio
  3. Hitachi: Elektronik- und Maschinenbaukonzern; Firmensitz in Yokohama
  4. Nissan Motor: Automobilhersteller mit dem weltweit dritthöchsten Börsenwert; Firmensitz in Yokohama
  5. Panasonic: Elektronikkonzern, insbesondere Unterhaltungselektronik; Firmensitz in Kadoma
  6. Toshiba: Technologiekonzern (Computer, Unterhaltungselektronik, Medizintechnik); Firmensitz in Tokio
  7. Sony: Hersteller von Unterhaltungselektronik und drittgrößter japanischer Elektronikkonzern; Firmensitz in Tokio
  8. Nintendo: Elektronikkonzern, vor allem Computerspiele und Konsolen; Firmensitz in Kyoto
  9. Mitsubishi Motors: Automobilhersteller innerhalb der großen Mitsubishi-Gruppe; Firmensitz in Minato/Tokio
  10. Fujitsu: Technologiekonzern, insbesondere Informationstechnologie und Telekommunikation; Firmensitz in Minato/Tokio

 

Einblick in Land und Kultur Japans

Japan, auch Land der aufgehenden Sonne oder Nippon genannt, besteht aus 6.852 Inseln, hat 126 Million Einwohner und die höchste Lebenserwartung weltweit. 2018 stand Japan an Platz 1 der Länder mit den meisten Menschen über 64 Jahren – ihr Anteil betrug 28 %, Tendenz steigend. Die Bevölkerung lebt zum größten Teil auf den 5 Hauptinseln

  • Honshu
  • Hokkaido
  • Kyushu
  • Shikoku
  • Okinawa

Die größten Städte sind Tokio, Yokohama und Osaka. In Japan leben zu 99 % Japaner, Ausländer sind in der Minderheit. Zu ihnen gehören überwiegend Koreaner, Chinesen, Taiwanesen und Filipinos. Die japanische Sprache verwendet sowohl die chinesischen Schriftzeichen als auch 2 eigene Silbenschriftsysteme. Japans Nationalsymbol ist die gelbe Chrysantheme. Sie steht für Sonne, Licht und Unsterblichkeit. Folglich sitzt der japanische Kaiser auf dem Chrysanthementhron.

Gesellschaftliche Ordnung und Regelwerk

Einer der wichtigsten Punkte der japanischen Kultur, der sich auch auf das Geschäftsleben auswirkt, ist die Harmonie. Harmonie und Gemeinschaftssinn gehen über alles. Dies drückt sich in einer besonders starken sozialen Einordnung aus. Ziel ist es, bloß nicht hervorzustechen oder aufzufallen. In Japan hat alles seine Ordnung. Es gibt zahlreiche geschriebene und ungeschriebene Regeln. Wie serviere ich Tee? Wie verbeuge ich mich richtig? Wie muss ich ein Geschenk verpacken? Für alles gibt es eine Antwort. Und dafür zahlreiche Ratgeber in japanischen Buchläden. Aus westlicher Sicht erscheint manches nicht nur befremdlich, sondern sogar sehr absurd. Japanische Mütter planen selbst den ersten Parkbesuch mit dem Baby akribisch. Was ziehe ich an und was sage ich, damit die anderen Mütter mich in ihre Gruppe aufnehmen? Für dieses Thema gibt es sogar eigene Ratgeber. Denn in eine Gemeinschaft aufgenommen zu werden, egal ob beruflich oder privat, ist für Japaner immens wichtig.

Das letztgenannte Beispiel zeigt noch etwas: Frauen machen in Japan in den seltensten Fällen Karriere, auch wenn sie studiert haben. Nach der Heirat oder spätestens, wenn das erste Kind unterwegs ist, scheiden sie aus dem Berufsleben aus. Werden sie später tatsächlich doch noch einmal berufstätig, bekommen sie allenfalls Jobs für leichte Hilfsarbeiten. Dennoch verfügen japanische Frauen meist über das komplette Einkommen des Mannes, kontrollieren die Konten und teilen ihm das Taschengeld zu.

Business-Knigge für Arbeiten in Japan

Ingenieure und Informatiker, die geschäftlich mit Japanern zu tun haben, müssen sich auf zahlreiche Regeln und Besonderheiten einstellen. Egal, ob es um kürzere Geschäftsreisen geht oder einen längerfristigen Aufenthalt. Wer auch in der westlichen Welt Wert auf Feingefühl und gutes Benehmen legt, für den sollte es nicht allzu schwierig sein, sich umzustellen. Beim ersten Kontakt das Wichtigste: Höflichkeit. Egal wem gegenüber. Nicht nur der Chef, auch der rangniedrigste Mitarbeiter wird mit der gleichen Höflichkeit behandelt. Händeschütteln und Küsschen zur Begrüßung gibt es nicht. Man verbeugt sich. Das aber bitte richtig: Der Rücken bleibt gerade und der Rangniedrigere verbeugt sich tiefer und länger als der Ranghöhere. Bei größeren Bitten oder einer Entschuldigung sollte der Neigungswinkel mindestens 45 Grad betragen.

In einigen Fällen haben sich auch Japaner angewöhnt, das westliche Ritual des Händeschüttelns zu praktizieren. Man sollte jedoch auf jeden Fall die Reaktion des japanischen Businessmannes abwarten. Wenn er die Hand reicht, darf man sie auch ergreifen. Übrigens: Pünktlichkeit wird in Japan mit der Zuverlässigkeit des Geschäftspartners verbunden. Die akademische Viertelstunde kennt man dort nicht, sie ist in Business-Japan ein absolutes „No-Go“. Pünktlich sein heißt auch nicht auf die Minute pünktlich, sondern 5 bis 10 Minuten früher.

Visitenkarten-Tausch ist eine Zeremonie

Nach der Begrüßung werden die Visitenkarten ausgetauscht. Auch dabei lauern Fettnäpfchen. Die Visitenkarte dient natürlich im Westlichen der Information des Gegenübers. Man sollte sie aber behandeln, als wäre sie ein Teil des Gegenübers. Diesen Respekt drückt man aus, indem man die Karte mit beiden Händen entgegennimmt. Die Karte wird aufmerksam gelesen, lieber zu lange als zu kurz. Während des gesamten Treffens bleibt sie auf dem Tisch liegen (dass sie kein Notizzettel ist oder geknickt wird, versteht sich von selbst) und wird erst beim Aufbruch sorgsam in einer angemessenen Hülle, etwa einem Visitenkartenetui, verstaut.

Eigene Karten sollten ebenfalls einwandfrei sein und keine Knicke aufweisen. Man reicht sie mit der Information voran, sodass der Geschäftspartner sie direkt lesen kann. Idealerweise hat man für Japanbesuche Karten mit den korrekten Schriftzeichen (zuerst der Familienname, dann der Vorname). Wer nicht sicherstellen kann, dass die Übersetzung absolut korrekt ist, kann auf eine englische Version ausweichen.

Kleider- und Schuhwahl für Geschäfte in Japan

Das Business-Outfit in Japan ist nicht ganz so kompliziert. Wer einen ordentlichen dunklen oder grauen Anzug mit Krawatte (nicht zu bunt und auffällig) wählt, wie es auch bei vielen europäischen Geschäftstreffen üblich ist, macht nichts verkehrt. Der Anzug muss korrekt sitzen und sauber sein. Ingenieurinnen, die bei einem Geschäftstreffen mit Japanern dabei sind, sollten bedenken, dass Frauen in der japanischen Businesswelt nicht den gleichen Stellenwert haben wie Männer. Ob das nun richtig oder falsch ist, spielt keine Rolle. Wenn sie ernst genommen werden wollen, sollten sie einen klassischen Hosenanzug oder ein dezentes Kostüm in dunklen Farben mit weißer oder pastellfarbener Bluse tragen. Ganz wichtig in Japan: Die Socken. Auch wenn man sie in den Schuhen nicht sieht, sollten sie frei von Löchern sein. Denn in Japan werden die Schuhe zu vielen Gelegenheiten ausgezogen.

Das hängt vor allem mit dem Hygieneverständnis der Japaner zusammen. Eine weitere Besonderheit, die es in Europa in dieser Form nicht gibt und für so manchen westlich geprägten Ingenieur oder Informatiker befremdlich sein mag. Die Hände wäscht man sich in Japan so oft wie möglich. Vor dem Toilettengang werden die Schuhe ausgezogen und gegen spezielle Pantoffeln getauscht. Mit diesen läuft man hinterher auf keinen Fall in andere Räume. Wer privat bei einem Geschäftskontakt eingeladen wird, bekommt meist an der Wohnungstür Hauspantoffeln geliehen (die vor der Toilette ebenfalls wieder getauscht werden). Ist ein Raum, egal ob in einer Privatwohnung oder einem Restaurant, mit sogenannten Tatamimatten ausgelegt, werden weder Schuhe noch Pantoffeln getragen. Man geht auf Socken oder barfuß.

Geschäftsessen in Japan

Apropos Restaurant: Wie so oft im Geschäftsleben beginnen die richtigen Verhandlungen erst nach dem Meeting. Auch Geschäftsessen unterliegen in Japan vielen Regeln. Zwar wird nicht erwartet, dass Ausländer jede Regel beherrschen, man nimmt aber erfreut zur Kenntnis, wenn dem so ist. In Japan schenkt entweder der Gastgeber ein oder bei großen Gruppen der Tischnachbar. Wer sein Glas leert, bekommt immer wieder nachgeschenkt. Denn ein leeres Glas bedeutet, dass die Bedürfnisse des Gastes noch nicht befriedigt sind. Wer nichts mehr trinken möchte, sollte einen größeren Rest im Glas lassen.

In Japan wird es akzeptiert, wenn Ausländer mit einem normalen Besteck essen. Wer das Essen mit Stäbchen beherrscht, sammelt Pluspunkte. Die Stäbchen werden niemals senkrecht in das Essen gesteckt, das ist ein Symbol für den Tod und streng verpönt. Bei Nudelsuppen darf geschlürft werden – für den Gastgeber ein Zeichen, dass es schmeckt. Guter Service gilt in Japan als Selbstverständlichkeit und Trinkgeld dementsprechend als Beleidigung. Nach einem Geschäftsessen sollte man innerhalb der folgenden 24 Stunden eine Mail schreiben, in der man sich für die Geste und die Zeit des Geschäftspartners bedankt.

Ein erfolgreiches Geschäftsessen bedeutet in Japan übrigens nicht, dass es einen erfolgreichen Geschäftsabschluss gibt. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Während die Europäer sehr ergebnisorientiert denken und Verträge zügig abschließen wollen, gilt das für Japaner nicht. Sie wollen ihren Geschäftspartner in Ruhe kennenlernen und auch ein persönliches Verhältnis zu ihm aufbauen. Dies wird höher eingeschätzt als ein unterzeichneter Vertrag. Vor dem Geschäftsabschluss stehen also mitunter eine Menge Smalltalk (übrigens: Smalltalk kann man lernen), zu dem auch sehr persönliche Fragen gehören können. Darauf sollten sich Ingenieure und Informatiker aus Europa einstellen. Diese japanische Form des Netzwerkaufbaus nennt man „Guanxi“. Es gilt als Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg.

Aufenthaltsgenehmigung für Ingenieure und Ingenieurinnen in Japan

Wer nicht nur für eine kurze Geschäftsreise nach Japan fliegt, sondern beispielsweise von einem japanischen Unternehmen für mehrere Monate in den Mutterkonzern geschickt wird, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Für einen Aufenthalt, der länger als 90 Tage dauert, benötigt man ein Visum. Expats werden dabei meist von den Unternehmen unterstützt. Sie bekommen ein mit Deutschland vergleichbares Gehalt und sind nach deutschem System sozialversichert – zumindest dann, wenn sie weiterhin im deutschen Ableger des Unternehmens angestellt sind.

Wer sich als Ingenieur oder Ingenieurin direkt bei einem japanischen Unternehmen bewirbt, kann heutzutage aufgrund des Fachkräftemangels gute Chancen haben. Aber: Japan ist kein klassisches Einwanderungsland. Der Staat wählt sehr sorgfältig aus, wer ins Land kommen und dort arbeiten darf. Arbeitgeber setzen sehr gute Japanischkenntnisse voraus. Wer diese nicht vorweisen kann, wird bei traditionellen japanischen Unternehmen auch trotz Fachkräftemangel wenig Chancen haben. Wer lediglich Englischkenntnisse vorweisen kann, aber trotzdem in Japan arbeiten möchte, kann es bei einem ausländischen Unternehmen versuchen.

Wenn alle Hürden gemeistert sind und der Ingenieur oder Informatiker von einem japanischen Unternehmen angenommen wurde, benötigt er ein Arbeitsvisum. Der Arbeitgeber muss dieses beim Justizministerium beantragen. Das Visum gilt nur für den Job in diesem Unternehmen. Wer den Arbeitgeber wechselt, muss ein neues Visum beantragen. Offiziell gilt in Japan die 40-Stunden-Woche. Überstunden werden mit einem Aufschlag von 25 % vergütet, aber nur wenn sie dokumentiert wurden. Darauf verzichten viele Japaner. Der Urlaubsanspruch liegt bei 10 Urlaubstagen und steigt mit zunehmendem Alter auf 20 Urlaubstage pro Jahr.

Ingenieurgehalt in Japan

Trotz Globalisierung ist die Höhe von Ingenieurgehältern weltweit sehr unterschiedlich. Das Durchschnittsgehalt für Ingenieure beträgt in Japan pro Jahr 5.292.296 japanische Yen (JPY), das entspricht etwa 45.500 Euro. Die Gehälter sind sowohl von der Firmengröße als auch von der Berufserfahrung abhängig.

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Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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