Autoindustrie sucht Fachkräfte – aber die Sache hat einen Haken
VW, BMW, Mercedes: Die großen Autobauer schreiben trotz Krise Jobs aus. Ein Blick in die Stellenausschreibungen zeigt allerdings: Die Nachricht ist nicht ganz so positiv, wie sie klingt.
2020 einfach abhaken: Das möchte nicht nur, aber sicher auch die Autoindustrie. Für die Branche war das vergangene Jahr ein Furchtbares. Schon vor der Corona-Krise schwächelten vor allem kleineren Firmen und Zulieferer angesichts der zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung im Automarkt. Das Jahr 2021 könnte allerdings noch härter werden, sagen Branchenkenner.
Opel baute zuletzt seit der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern massiv Arbeitsplätze mit Abfindungsprogrammen ab. Bei VW dürften in den kommenden Jahren bis zu 20.000 Jobs wegfallen. Konzerntochter Audi will 9.500 Jobs abbauen. Und auch bei Daimler rumort es.
Autoindustrie: Auch Zulieferer sparen stark
Auch die Autozulieferer – Conti, Bosch, ZF, Schaeffler – sparen stark. Damit sind nur die größten Vertreter einer Branche genannt, an deren Wertschöpfung wiederum Beschäftigte im klassischen Maschinenbau, in der Chemie und angrenzenden Bereichen teilhaben.
Und doch: Die Nachfrage nach Fachkräften in der Autoindustrie ist groß – das bestätigte jüngst eine Studie des Studierendenvermarkters Charly Media. Grund ist unter anderem, dass die Hersteller ihre Produktion in Teilen umstrukturieren: Viele setzen auf neue Antriebstechnologien und Digitalisierung. Zuletzt etwa hatte Ford angekündigt, seine Produktion in Europa komplett umzukrempeln.
Jobs in der Autoindustrie
Das Kölner Werk von Ford soll das Zentrum der europäischen Produktion von Elektroautos werden. Autos mit Verbrennungsmotoren will Ford perspektivisch nicht mehr produzieren. Vor allem Nachwuchskräfte sind gefragt – und hier versteckt sich ein gewaltiger Haken. Doch zunächst zu den Zahlen:
- Laut der Studie sind bei BMW derzeit 1.000 Stellen ausgeschrieben
- Mercedes-Benz sucht 500 neue Arbeitskräfte
- VW hat 300 Stellen ausgeschrieben
Bei VW sind laut der Analyse ITler gefragt, bei Mercedes und BMW Arbeitskräfte in der Produktion. Audi (32 Prozent), Mercedes-Benz (32 Prozent) und VW (22 Prozent) benötigen demnach vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung. BMW sucht nach Fachkräften vornehmlich in der Produktion.
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Stellen im Qualitätsmanagement und in der Forschung
Bei BMW haben Jobsuchende in der Qualitätssicherung beziehungsweise im Qualitätsmanagement gute Chancen auf einen Arbeitsplatz: 11 % der offenen Stellenanzeigen beziehen sich auf diesen Bereich. Deutliche Unterschiede zeigen sich bei den Jobanzeigen in der E-Mobilität: 4 % aller Stellenangebote bei BMW beziehen sich auf die E-Branche; Bei VW sind es gerade einmal nur knapp 0,4 %.
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Insgesamt spiegelt sich ein Wandel wider: Die Autokonzerne legen bei ihren Jobangeboten den Fokus besonders auf künftige Innovationen: 21 % der Stellenangebote beziehen sich auf den Bereich Forschung und Entwicklung, etwa 17 % sind es in der Produktion, jede zehnte Stelle ist im Logistikbereich ausgeschrieben.
Der Haken an der Sache: Viele Praktikumsstellen
Nun kommt der Haken: 59 % der Jobausschreibungen richten sich an potentielle Menschen, die ein Praktikum machen wollen, 12 % an Auszubildende. Sprich: 71 % der Jobs sind nicht für festangestellte (und entsprechend bezahlte) Vollzeitkräfte gedacht. Der Bedarf an festen Arbeitskräften liegt bei 15 %.
Wenig überraschend für einen Studierendenvermarkter stellt Charly Media die Chancen für Studierende besonders heraus. Diese könnten bei Automobilkonzernen nicht nur Berufserfahrung sammeln, sondern auch zur internen Forschung und Entwicklung beitragen: Denn 4 % der Stellenanzeigen beziehen sich auf Abschlussarbeiten im Bachelor- oder Masterstudiengang. Ein Platz für ein duales Studium oder für eine Promotion ist demnach in 3 % der untersuchten Stellen ausgeschrieben.
Autoindustrie: Kampf um die besten Talente
Charly-Media-CEO Cecil von Croÿ kommentiert das so: “Der Kampf um die besten Talente läuft bei den Autobauern seit jeher. Wettbewerbsvorteile sichert sich der, der frühzeitig positive Kontaktpunkte mit jungen Talenten im Studium schafft.“
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Das zeige sich auch in diversen Studien: „Im Kampf um die besten Talente und Fachkräfte müssen Unternehmen mit ihrer Zielgruppe bereits in Kontakt treten, bevor diese überhaupt über ihren künftigen Arbeitsplatz nachdenkt.“
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