Karriereplanung 16.11.2021, 08:21 Uhr

Beförderung: Diese geheimen Regeln sollten Sie kennen

Nach dem Berufseinstieg schnell aufsteigen – doch was ist der Schlüssel für eine Beförderung? Die überraschenden Antworten eines Personalberaters.

Geschäftsfrau im Gespräch

Wie steige ich im Job auf? Eine Beförderung hat nicht nur mit Spitzenleistungen zu tun.

Foto: panthermedia.net/pressmaster

Einsteigen, ja. Aber wie aufsteigen? Nicht nur Berufseinsteiger fragen sich: Wie bringe ich meine Karriere voran? Ist Bestleistung wirklich der Schlüssel für eine Beförderung? Welche geheimen Regeln sollte man kennen? Der Hamburger Psychologe und Personalberater Claus Peter Müller-Thurau sagt, worauf es ankommt – und warum Networking nicht alles ist.

ingenieur.de: Ist Bestleistung tatsächlich das Ticket für eine steile Karriere?

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Claus Peter Müller-Thurau: Entscheidend ist, wie die Topergebnisse zustande kommen und welchem Ziel sie dienen. Der Zweck darf hier nicht die Mittel heiligen, was sich, etwa an den Leistungen der Ingenieure und IT-Spezialisten bei VW rund um den Dieselskandal, auf fatale Weise gezeigt hat. Und wer auf dem Weg nach oben über Leichen geht, wird sich über kurz oder lang wieder ganz unten befinden. Der Karrierist und ehemalige Bertelsmann- und Karstadt-Chef Thomas Middelhoff ist ein Beispiel dafür, wie tief man abstürzen kann.

Diese Faktoren entscheiden über eine Beförderung

Was entscheidet wirklich über den beruflichen Aufstieg?

„Ich habe nie gefragt, was kann ich werden, ich habe immer gefragt, was kann ich tun?“ So beschrieb der 1989 von der RAF ermordete Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen jene Haltung, die einen soliden Aufstieg wahrscheinlich macht. Wer immer nur die nächste Sprosse der Karriereleiter im Blick hat, gerät schnell ins Stolpern. Das schließt nicht aus, dass man eine Vorstellung von seiner beruflichen Reise haben sollte.

Was hat (überraschenderweise) eher weniger Einfluss auf die Karriere?

Networking wird als Karriere-Booster maßlos überschätzt. In der Politik ist es zweifellos von Vorteil, wenn man gut vernetzt ist, aber die Qualität einer Ingenieursleistung hat wenig damit zu tun, wer wen und wie viele Leute kennt. Im Gegenteil: Die Autobahnbrücke in Genua ist vor einigen Jahren möglicherweise zusammengefallen, weil einige Leute zu viel Networking betrieben haben… Damit ist freilich nichts gegen den fachlichen Austausch über soziale Medien gesagt.

Lesen Sie auch: Wie bauen Ingenieure ein Online-Netzwerk auf?

Gelten für Frauen und Männer unterschiedliche Erfolgsfaktoren?

Wahr ist, was funktioniert! Dieser Leistungs- und Erfolgsgrundsatz gilt im Ingenieurswesen gleichermaßen für Frauen und Männer. Wer ihn einlöst, kommt voran. Vermutlich gibt es aber immer noch Unternehmen beziehungsweise Personaler, die das nicht verstanden haben.

Ihre Tipps: Wie geht man als Ingenieurin und Ingenieur vor, um Karriere zu machen? Und wie nicht…

… die Formel des beruflichen Scheiterns lautet auch für Ingenieurinnen und Ingenieure: Hired by ability –fired by personality. Aufgrund von Fähigkeiten wird man eingestellt und aufgrund einer defizitären Persönlichkeit wird man irgendwann wieder gefeuert. Die Warnung des Göttinger Philosophen und Naturwissenschaftlers Georg Christoph Lichtenberg ist in diesem Sinne zeitlos: „Wer nur Chemie kann, kann auch die nicht richtig“. Mit Hard Skills und Soft Skills gewinnt man auch als Ingenieur die Zukunft. Und zu den Soft Skills gehört beispielsweise als erfolgskritischer Faktor auch Flexibilität. Soll ich beispielsweise mein Spezialwissen zum Verbrennungsmotor weiter perfektionieren oder mich lieber breiter aufstellen? Wer flexibel auf sich verändernde Verhältnisse und Anforderungen reagieren kann, bleibt zukunftsfähig und damit im Arbeitsmarkt gefragt. Dabei werden zukünftig Fachkarrieren eine immer größere Rolle spielen.

Fehler im Job sind was Feines – wenn man sie für sich zu nutzen weiß

Inwiefern verändert das Karrierepfade?

Aufgrund des zunehmenden Abbaus von Hierarchien geht es nicht um das „Aufsteigen“ in einen Chefsessel, sondern die Laufbahn erfolgt horizontal mit einem Zuwachs von Verantwortung. Die kann in der Mitarbeit in wichtigen Gremien innerhalb und außerhalb des Unternehmens bestehen oder als wichtiger Ideenlieferant und Impulsgeber für die Geschäftsführung. Hier kann man allerdings nur erfolgreich sein, wenn man neben dem Expertenwissen über soziale Kompetenzen verfügt. Auch für den Ingenieur gilt hier die Devise: Es reicht nicht aus, das Richtige zu wissen, man muss es auch durchsetzen können.

Wie macht man auf seine Leistung aufmerksam, ohne zu prahlen?

Es gibt die nützlichen Idioten, die einen guten Job machen, von dem aber andere profitieren, weil sie die Ergebnisse als die eigenen verkaufen beziehungsweise aufgrund ihrer Positionsmacht im Betrieb diese nach oben präsentieren dürfen. Der Urheber eines erfolgreichen Projektes oder einer guten Idee bleibt dabei unsichtbar wie Plagiate im Hamburger Hafen oder von Doktorarbeiten, bei denen die Urheberschaft verschleiert wird. Das darf man sich nicht gefallen lassen. Ich hatte mal einen Vorgesetzten, der mich zu Präsentationen beim Vorstand mitgenommen hat. Das war für meine Karriere durchaus zielführend. In diesem Sinne sollte man einschlägige Ansprüche gegenüber seinem beziehungsweise seiner Vorgesetzten stellen. Ansonsten gilt nach wie vor der Grundsatz: Tue Gutes und rede darüber, aber geh‘ anderen damit nicht auf die Nerven. Wer seine Ware zu sehr lobt – so ein altes Kaufmannssprichwort – macht sie verdächtig.

Der VDI-Karriereführer ist für Berufseinsteiger unerlässlich. Viele Tipps und Angebote von Top-Arbeitgebern warten auf Sie. Zum Karriereführer von VDI und VDI nachrichten

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Ein Beitrag von:

  • Chris Löwer

    Chris Löwer

    Chris Löwer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist für überregionale Medien. Seine Themenschwerpunkte sind Wissenschaft, Technik und Karriere.

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