Jobangebot 09.12.2021, 09:57 Uhr

Beförderung: Wann Sie Nein zum Aufstieg sagen sollten

Eine Beförderung drückt Wertschätzung aus und geht mit einer Gehaltserhöhung einher. Wieso sollten Arbeitnehmer das Angebot ablehnen? Dafür kann es gute Gründe geben. Wann Nein sagen sinnvoll ist.

Frau lehnt etwas ab sitzt vor Chef

Eine Beförderung ausschlagen – das kann durchaus sinnvoll sein.

Foto: panthermedia.net/AntonioGuillemF

Wie lässt sich bei der Personalauswahl verhindern, dass blind nach oben befördert wird, an den Fähigkeiten des Mitarbeiters vorbei? Der Stuttgarter Karriereberater und Diplom-Psychologe Christoph Burger gibt Tipps – auch wann und warum es sinnvoller ist, eine Beförderung abzulehnen. Denn manchmal ist es einfach besser, Nein zu sagen.

ingenieur.de: Warum scheitern Unternehmen so oft bei der Auswahl geeigneter Kandidaten, wenn sie intern suchen?

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Christoph Burger: Ich denke nicht, dass sie allzu oft scheitern. Interne Kandidaten haben für die Unternehmen den Vorteil, dass ihre Person und Arbeitsweise bekannt ist – wenn nicht dem einstellenden Chef, dann doch zumindest der Personalabteilung. Wenn es nur letztere ist, kann die Fehlerquelle größer sein. Dann sorgt der Betriebsrat häufig für die Bevorzugung der internen Kandidaten und das hat dann nichts mehr mit Passung oder Qualität zu tun. Ferner besteht die Gefahr, dass eine Abteilung jemand loswerden will – Betriebsrat und Personalabteilung sorgen dann unter Umständen in einer „unheiligen Allianz“ dafür, dass das mit dem Loswerden auch klappt.

Ist es ein Problem, wenn es zu sehr menschelt?

Das kann sein. Wenn das Unternehmen eher kleiner ist, sorgen persönliche Beziehungen nicht nur für gute, sondern auch für schlechte Entscheidungen. Der soziale Schmierstoff, langjährige persönliche Verbindungen, ein gegenseitiges Weiterbringen als Agreement führen zu schlechten Lösungen. N ach dem Motto: „Du kannst den Job zwar eher nicht, aber du weißt etwas über mich, was nicht bekannt werden sollte. Also kriegst du die Stelle.“ Zwischenmenschliche Beziehungen führen nicht nur zu einem angenehmen Betriebsklima, sondern schaffen auch unprofessionelle Verhältnisse. Vielleicht passiert das nur selten – aber wenn es zu schlechten Entscheidungen kommt, sehe ich hier eine Ursache. Jemand von außen ist dafür ein größeres Risiko: Schafft er oder sie den Job? Passt die Person? Halten die Eindrücke auf dem Papier und im Vorstellungsgespräch das, was man erwartet hat?

Beförderung: Projektmanagement ersetzt Hierarchien

Provozieren Hierarchien geradezu die Beförderung Unfähiger?

Insgesamt lösen sich Hierarchien immer mehr auf und werden durch Projektmanagement ersetzt. Methoden wie das 360 Grad Feedback versuchen, die grundsätzlich in Hierarchien innewohnende Problematik des Peter-Prinzips zu bekämpfen (Beförderung bis zur Stufe der maximalen Unfähigkeit). Hierarchien sind eine – die traditionelle – Lösung für die Frage, wie man eine größere Anzahl an Mitarbeitern koordiniert. Ansätze wie agiles Projektmanagement oder Holacracy kommen auf, weil sie zeitgemäßer sind. Sie treffen häufig auf alte Strukturen und alte Mindsets. Dadurch gelingt es oft nicht, dass sie ihr Potenzial wirklich entfalten. Corona-Lockdowns mit erzwungenem Home-Office liegen quer zu diesen Aspekten.

Welchen (vermeintlichen) Zwängen unterliegen Personaler?

Ihre Arbeit ist schwierig, da sie allen Seiten gerecht werden müssen. Der Fachabteilung, abgebenden und aufnehmendem Chef / Chefin, der Personalleitung / Geschäftsleitung. Wenn es dann noch für die Bewerber und Bewerberinnen passt, wäre das auch fein. Ein schwieriger Job. Generell vermisse ich bei Personalern den verkäuferischen Gedanken: Ernsthaft um Personal zu werben. Das lässt sich meist noch deutlich ausbauen.

Beförderung: Diese geheimen Regeln sollten Sie kennen

Ihre Tipps: Wie lässt sich bei der Personalauswahl verhindern, dass blind nach oben befördert wird, an den Fähigkeiten des Mitarbeiters vorbei?

Es sollte nicht um alte Verdienste, sondern um die Passung für die neue Stelle gehen. Von Arbeitsgebern vorgezeichnete Gesetze für Karrieren sind individuell anzupassen. Diesbezügliche ungeschriebene Regeln kritisch zu hinterfragen. Karrierewillige sollten sich selbst bei jedem Angebot fragen, ob sie das wirklich können und die angebotene Stelle zu ihren Vorstellungen passt. Das gilt insbesondere für Unternehmen mit der ungeschriebenen Regel, dass eine Aufstiegschance auf jeden Fall zu begrüßen und wahrzunehmen ist.

Wann sollte man selbst Nein zum Aufstieg sagen?

Eines vorneweg: Zuweilen gibt es Angebote des eigenen Unternehmens, mehr Verantwortung mitsamt einem größeren Arbeitsvolumen zu übernehmen. Aber dies zum gleichen Gehalt. Das sollte man generell ablehnen. Jedes Angebot enthält ein Kompliment. Dennoch sollte es kein Automatismus sein, Angebote anzunehmen.

Vom Kollegen zum Chef: Diese Fallstricke drohen nach der Beförderung

Welche selbstkritischen Fragen sollte man sich stellen, um eigene Grenzen zu erkennen, sprich: lieber auf die Beförderung zu verzichten?

Ist dieser Job der richtige für mich? Kann ich die neuen Anforderungen erfüllen? Reizen mich die künftigen Aufgaben inhaltlich? Aber auch im Persönlichen muss einiges geklärt werden. Kann und will ich den neuen Arbeitsumfang leisten? Trägt mein Umfeld längere Arbeitszeiten oder vermehrte Dienstreisen mit? Wie bei jeder Karriereentscheidung gilt es auch, weiter zu denken. Wohin führt mich dieses Angebot – was könnte die übernächste Stelle sein? Falls es klappt? Und falls nicht? Angebote des eigenen Unternehmens abzulehnen, ist immer ein heikles Unterfangen – Chefs bekommen ungern einen Korb! Man sollte sich genau vorbereiten, um die Ablehnung geschickt zu kommunizieren.

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Ein Beitrag von:

  • Chris Löwer

    Chris Löwer

    Chris Löwer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist für überregionale Medien. Seine Themenschwerpunkte sind Wissenschaft, Technik und Karriere.

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