Berufseinstieg bei einem Ingenieurdienstleister
Viele Berufsanfänger meiden Zeitarbeitsfirmen, denn ihr Ruf ist nicht der Beste. Doch dass es sich gerade für junge Ingenieurinnen und Ingenieure lohnen kann, sich dort zu
bewerben, zeigt Karriereberaterin Ute Bölke auf. Ihr Rat: Wer sich zu Beginn seiner Karriere erstmal ausprobieren will, ist bei einem Ingenieurdienstleister goldrichtig.
ingenieur.de: Frau Bölke, was bieten Ingenieurdienstleister Absolventen und Berufsanfängern, was Unternehmen ihnen nicht bieten?
Ute Bölke: Junge Ingenieurinnen und Ingenieure haben die Chance, bei einem Ingenieurdienstleister in verschiedene Unternehmen, Projekte und Branchen hineinzuschnuppern. Dadurch können gerade Berufsanfänger wertvolle Erfahrungen sammeln und eine Vielzahl von Kompetenzen erwerben. Wer hingegen direkt zu Berufsbeginn fest in einer Firma anfängt, hat weniger Möglichkeiten sich auszuprobieren.
Warum eilt dann Personaldienstleistern immer noch der Ruf voraus, Arbeitgeber zweiter Klasse zu sein?
Das schlechte Image rührt aus der Zeit, in der Arbeitnehmer, die über einen Personaldienstleister angestellt waren, im selben Unternehmen weniger verdient haben als ihre festangestellten Kollegen. Doch die Neu fassung des reformierten Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) sieht ‚Equal Pay‘ vor. Somit ist Leiharbeitnehmern grundsätzlich das gleiche Gehalt wie Stammarbeitskräften zu zahlen. Jedoch kann ein Tarifvertrag für die ersten neun Monate einer Überlassung abweichende Regelungen treffen. Mit Abstrichen muss man also rechnen, vor allem am Anfang.
Dennoch ist der Einstieg bei einem Ingenieurdienstleister attraktiver als früher?
In jedem Fall. Insbesondere für Bachelorabsolventen, denn für diese gestaltet sich der Einstieg in begehrte Branchen oft schwer. Verlangt werden praktische Erfahrungen und profunde IT-Kenntnisse, die man mit An fang 20 kaum vorweisen kann. Auch für alle, die einen nicht komplett linearen Lebenslauf haben, kann ein Ingenieurdienstleister eine Chance sein.
Das klingt eher nach einer Notlösung.
Nein, im Gegenteil. Der Einstieg ist auch für diejenigen interessant, die bereits konkrete Ziele vor Augen haben. So können sie testen, ob ihnen die Branche und der Tätigkeitsbereich, die ihnen im Studium vorschwebten, tatsächlich zusagen. Und all jene, die sich zunächst ausprobieren wollen, haben durch den Einsatz in verschiedenen Firmen und Projekten die Chance, sich fachlich breiter aufzustellen. Zudem kann sich der Berufsstart über einen Ingenieurdienstleister auch als Sprungbrett in das Wunschunternehmen erweisen.
Apropos Wunschunternehmen: Komme ich als junger Ingenieur über einen Personaldienstleister tatsächlich dorthin? Vielen Berufseinsteigern schweben namhafte Unternehmen vor.
Ratsam ist es, sich direkt an einen Ingenieurdienstleister zu wenden. Denn diese Zeitarbeitsfirmen sind auf die Berufsgruppe der Ingenieure spezialisiert und haben meist sehr gute Kontakte in Unternehmen hinein.
Welche Fähigkeiten brauchen Berufsanfänger und Absolventen, neben den fachlichen, wenn sie sich bei einem Ingenieurdienstleister bewerben?
Sie sollten offen und flexibel sein und ihre Interessenschwerpunkte und Tätigkeitsfelder klar benennen können, damit sie schnell in passende Projekte eingesetzt werden können.
Und die Kehrseite der Medaille?
Wichtig ist es, den Absprung in eine Festanstellung zu schaffen. Das A und O dabei ist, neben der fachlichen Qualifikation, in den Unternehmen zu netzwerken und Kontakte zu knüpfen – sei es mittags in der Kantine. Und: Wer überall, wo er eingesetzt wird, einen sehr guten Job macht, gut bewertet wird und vielleicht gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, muss den Absprung gar nicht schaffen – weil er im Unternehmen bleiben kann – in Festanstellung.
Ute Bölke arbeitet als selbstständige Karriereberaterin. Dabei ist sie spezialisiert auf Fach- und Führungskräfte, von Young Professionals bis zu erfahrenen Führungskräften. Darüber hinaus ist sie im Outplacement – der Neupositionierung von Führungskräften – tätig.
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