Wohin mit dem Nachwuchs: Betriebskindergarten – ja oder nein?
Einige Unternehmen organisieren die Kinderbetreuung ihrer Angestellten und betreiben einen eigenen Betriebskindergarten. Damit zeigt der Betrieb, wie familienfreundlich er ausgerichtet ist. Auch für Mitarbeitende kann ein Betriebskindergarten durchaus Vorteile haben.
Sie planen eine Familie zu gründen oder erwarten demnächst Zuwachs? Dann beschäftigen Sie sich nicht nur mit diesem freudigen Ereignis, sondern ganz sicher damit, wann Sie als Mutter wieder in den Beruf einsteigen, ob Sie als Vater Elternzeit nehmen und wie Ihr Kind betreut werden soll, während Sie arbeiten. Die einen haben das Glück und können auf die Großeltern zählen. Andere entscheiden sich für eine Tagesmutter. Die dritte Möglichkeit ist die Betreuung in einem Kindergarten oder einer Kindertagesstätte. Diese gibt es von privaten und kirchlichen Trägern oder als kommunale Einrichtung.
Es ist eine sehr persönliche und individuelle Entscheidung, wie Sie Ihr Kind nach der Babypause unterbringen möchten, um wieder in den Beruf zu starten. Sie haben also die Qual der Wahl. Vor allem auch dann, wenn Ihre Arbeitgeberin oder Ihr Arbeitgeber einen Betriebskindergarten betreibt. Ihr Kind dort in die Betreuung zu geben, kann durchaus von Vorteil sein.
Was ist ein Betriebskindergarten?
Es gibt Unternehmen, die für die Kinder ihrer Mitarbeitenden eine Betreuung anbieten. Bosch, Daimler, Henkel, Pressehaus Stuttgart, Leuchtenhersteller Waldmann sind nur ein paar Beispiele, die einen eigenen Betriebskindergarten unterhalten. Das bedeutet, die Einrichtung ist speziell für die Kinder der eigenen Mitarbeitenden gedacht. Neben Unternehmen haben häufig auch größere Universitäten eigene Kindergärten. Diese befinden sich entweder in direkter Nähe oder sogar im Firmengebäude. Alternativ arbeiten Unternehmen mit Betreuungseinrichtungen in der Nähe zusammen, damit Mitarbeitende dort ihre Kinder unterbringen können.
Nicht immer ist ein Betriebskindergarten ausschließlich den Kindern von Mitarbeitenden vorbehalten. Es gibt auch Firmen, die das Betreuungsangebot für andere Kinder ermöglichen. Oftmals hängt es davon ab, wie viele Plätze durch die Kinder von Mitarbeitenden belegt sind. Schließlich ist der Betrieb eines Kindergartens kostspielig und lohnt sich aus Arbeitgebersicht vor allem dann, wenn die Plätze auch entsprechend belegt sind.
Gibt es Unterschiede zwischen einem Kindergarten und einem Betriebskindergarten?
Kindergärten unterscheiden sich hauptsächlich durch ihr pädagogisches Konzept, was durchaus auch mit dem Träger zusammenhängen kann. Kommunale Einrichtungen verfolgen oft andere Ansätze als beispielsweise kirchliche Träger. Unter Umständen bietet der Betriebskindergarten den Vorteil, dass hier weniger Kinder untergebracht sind und die Erzieherinnen und Erzieher so mehr Zeit für jedes einzelne Kind und dessen Förderung haben.
Hinsichtlich der Öffnungszeiten gibt es meistens deutliche Unterschiede. Betriebskindergärten orientieren sich klar an den Arbeitszeiten innerhalb des Unternehmens und damit an den Eltern. Sie haben meist morgens früher und abends länger geöffnet. Das kann für Sie unter Umständen von Vorteil sein.
Wer übernimmt die Kosten für die Unterbringung in einem Betriebskindergarten?
Es gibt Unternehmen, die besonders familienfreundlich auftreten und ihren Mitarbeitenden eine möglichst hohe Work-Life-Balance bieten möchten. Ein Betriebskindergarten gehört hier oftmals dazu. Die Übernahme der Kosten kann sich sehr unterschiedlich gestalten. Manche Firmen übernehmen die Betreuungskosten komplett, andere weitestgehend, so dass die Eltern nur noch einen kleinen Teil selbst tragen müssen.
Es gibt allerdings auch Unternehmen, in denen die Eltern die Unterbringung im Betriebskindergarten vollständig zahlen müssen. Genaue Angaben, ob dies eher die Ausnahme oder die Regel ist, finden sich leider nicht. Auch ein Zusammenhang zwischen voller Bezahlung und Art des Betriebskindergartens, also geschlossen nur für Kinder von Mitarbeitenden oder offen auch für andere, lässt sich ebenfalls nicht näher feststellen.
Vor- und Nachteile eines Betriebskindergartens aus Sicht von Eltern
Betrachtet man die Perspektive der Eltern, hat ein Betriebskindergarten durchaus Vorteile:
- Sie können den Weg zur Arbeit direkt damit verbinden, das Kind im Kindergarten abzuliefern. Meistens liegt der Betriebskindergarten in der Nähe des Arbeitsplatzes. Gleiches gilt natürlich auch für den Heimweg.
- Diese räumliche Nähe fühlt sich für die meisten Eltern auch während des Arbeitstages gut an. So lässt sich mit gutem Gewissen auch wieder arbeiten. Denn im Zweifel ist man schnell zur Stelle.
- Häufig ist die Betreuung in einem Betriebskindergarten günstiger, teilweise sogar ganz kostenlos, weil die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber die Kosten übernimmt.
- Betriebskindergärten richten ihre Öffnungszeiten meistens nach den Arbeitszeiten der Eltern. So entsteht keine Hektik – weder am Morgen noch zum Feierabend hin. Schließlich holen Sie das Kind direkt nebenan ab und müssen keine langen Fahrzeiten mit möglichen Staus einplanen.
Sicherlich gibt es bei Betriebskindergärten auch einige Nachteile:
- Die Nähe vom Kindergarten zum Arbeitsplatz kann nicht nur von Vorteil sein. Falls Sie zum Beispiel krank sind und jemand anderes das Kind hinbringt oder abholt, muss diese Person unter Umständen eine längere Fahrt in Kauf nehmen, weil ihr Arbeitsplatz weit entfernt liegt.
- Bei einem Betriebskindergarten, in dem ausschließlich Kinder von Beschäftigten betreut werden, hat Ihr Kind sonst keinerlei Kontakt zu anderen Kindern außerhalb der Firma. Sollten Ihr Wohnort und der Arbeitsplatz (also auch der Betriebskindergarten) weit auseinander liegen, kann es sehr aufwändig sein, private Treffen der Kinder untereinander zu organisieren. Anders ist es, wenn Ihr Kind einen Kindergarten in der Nachbarschaft Ihres Wohnortes besucht.
- Stellen Sie sich vor, Sie wollen die Firma wechseln und Ihr Kind besucht den Betriebskindergarten. Das könnte einerseits Ihre Entscheidung zu kündigen beeinflussen oder andererseits müssen Sie einen neuen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen. In manchen Fällen ist es sicherlich auch möglich, dass im Falle einer Kündigung das Kind weiterhin den Betriebskindergarten besucht. Das hängt nicht nur davon ab, ob sie sich das als Eltern wünschen, sondern auch vom Betriebsklima und Ihrer Arbeitgeberin oder Ihrem Arbeitgeber.
Warum richten Unternehmen einen Betriebskindergarten ein?
Die Work-Life-Balance ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein relevanter Faktor, wenn sie eine Stelle antreten. Karriereperspektiven allein reichen den meisten nicht mehr aus. Sie wünschen sich auch eine Perspektive im Unternehmen, wenn sich im Privatleben die Schwerpunkte verändern und das Thema Familiengründung ansteht. Unternehmen können vor allem dann bei ihren Angestellten punkten, wenn sie sich familienfreundlich aufstellen und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen.
Ein Betriebskindergarten ist ein Baustein für mehr Familienfreundlichkeit. Schließlich haben Eltern dadurch die Gewissheit, auf jeden Fall rasch einen Betreuungsplatz zu bekommen. Das ist heutzutage nicht selbstverständlich und kann sich durchaus hinziehen. Die garantierte Betreuung kann zum Beispiel dazu führen, dass Frauen nach der Babypause deutlich schneller in den Beruf zurückkehren. Zudem lässt es sich mit besserem Gewissen wieder arbeiten, wenn man das eigene Kind “nebenan” gut betreut weiß und bei Bedarf schnell im Betriebskindergarten vor Ort ist.
Insgesamt kann ein Betriebskindergarten sogar dafür sorgen, dass sich die Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden verbessert. Und zufriedene Mitarbeitende, so weiß man aus verschiedenen Studien, sind nicht nur produktiver und engagierter, sondern auch seltener krank. Unter Umständen kann ein Betriebskindergarten außerdem ein entscheidender Faktor sein, wenn es darum geht, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Ein Beitrag von: