Sichere Arbeitsplätze 19.10.2022, 07:00 Uhr

Als Bachelor im Öffentlichen Dienst: Chancen, Gehalt, Perspektiven

Sicherheit und ein garantierter Gehaltsanstieg auch im Alter – die Arbeit im Öffentlichen Dienst verspricht Akademikern eine geregelte Sicherheit und das auch in der Zukunft. Wie weit können Sie kommen mit einem Bachelor-Abschluss in der Tasche und wie sehen die Perspektiven aus?

Sicherheit im Alter: Die Arbeit im öffentlichen Dienst verspricht eine geregelte Sicherheit in der Zukunft.

Sicherheit im Alter: Die Arbeit im öffentlichen Dienst verspricht eine geregelte Sicherheit in der Zukunft.

Foto: panthermedia.net/JannyJanda

Im Jahr 2021 gab es 129.488 Absolventen in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften an Hochschulen in Deutschland, davon schlossen 71.935 ihr Studium mit einem Bachelorabschluss ab.

Zwar werden in Zeiten knapper Kassen immer wieder Stellen im Öffentlichen Dienst gestrichen, beim Bund ebenso wie in den Ländern. Aber in den nächsten 15 Jahren würden – nach Berechnungen des Deutschen Beamtenbundes (DBB) – circa 1,5 Millionen Beschäftigte altersbedingt ausscheiden. Und diesen steigenden Abgängen stünden immer weniger Bewerberinnen und Bewerber gegenüber.

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Die Wirtschaft zahlt meist höhere Einstiegsgehälter, doch die öffentlichen Arbeitgeber werben gern mit einer breit gefächerten Aufgabenpalette, langfristigen und sicheren Beschäftigungsperspektiven, flexiblen Arbeitszeitmodellen und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ist das eine Alternative?

Was ist Öffentlicher Dienst?

Der Öffentliche Dienst ist die Gesamtheit aller Beschäftigten, die Dienst für den Staat tun. „Sie sorgen im Bund, bei den Ländern oder ihren Kommunen dafür, dass Deutschland funktioniert und setzen sich für das Wohl unseres Gemeinwesens ein“, heißt es beim Bundesinnenministerium. Ein Blick zurück in der Geschichte zeigt: Der Staatsdienst entwickelte sich zusammen mit dem modernen Staat zu Beginn der Neuzeit. Anstatt der persönlichen Treue zu einem Fürsten oder Landesherren sollte der Staatsdiener nun dem demokratischen Verfassungsstaat verpflichtet sein – ungeachtet der regierenden Personen. Sein Dienst ist also ein Dienst an der Öffentlichkeit.

Der Öffentliche Dienst ist zugleich der größte Beschäftigungssektor in Deutschland: Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2019 rund 4,9 Millionen Menschen im Öffentlichen Dienst beschäftigt. Sie arbeiten in folgender Verteilung bei Bund (etwa 10 %), Ländern (etwa 50%), Kommunen (etwa 32 %) und Sozialversicherungen (etwa 8 %). Mit dazu gehören auch private Einrichtungen mit überwiegend öffentlicher Beteiligung, etwa kommunale Wohnungsbaugesellschaften oder Energieversorger wie städtische Gas- und Wasserwerke.

Als Bachelor im Öffentlichen Dienst: Vor- und Nachteile

Demografischer Wandel, Wirtschafts- und Finanzkrise, Personalabbau und die Vorgaben eines ausgeglichenen Haushalts – das sind die Rahmenbedingungen von Karrierechancen junger Ingenieurinnen und Ingenieure im Öffentlichen Dienst. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind die Arbeitsverhältnisse im Öffentlichen Dienst zwar insgesamt stabiler, doch seien die Karrierechancen in der Privatwirtschaft besser und die Verdienste tendenziell höher. Wenn es allerdings um die Rente geht, sind Beamte im Vorteil: Sie bekommen nach 40 Jahren im Beruf 72% ihrer letzten Bezüge, das Rentenniveau eines normalen Arbeitnehmers dagegen liegt bei 48% des durchschnittlichen Bruttogehalts des gesamten Berufslebens – allerdings zahlen sie darauf auch Steuern. Neben Beamtinnen und Beamten gibt es im Öffentlichen Dienste auch Angestellte.

Vorteile für öffentlich Beschäftigte

Eine sichere Stelle, gute Bezahlung und klar geregelte Aufstiegsmöglichkeiten – diese Eigenschaften schreiben viele dem Öffentlichen Dienst zu. Ein weiterer großer Pluspunkt ist die transparente Lohnentwicklung beim Gehalt im Öffentlichen Dienst. Durch die Entgelt- und Besoldungsgruppen lässt sich verlässlich planen, welches Gehalt in den nächsten Jahren aufs Konto fließen wird. Je nach Stelle und Arbeitgeber gibt es auch Vergünstigungen für Angestellte im Öffentlichen Dienst. Der sogenannte geldwerte Vorteil kann in günstigeren Strom-, Gas- und Wassertarifen, Monatskarten für den öffentlichen Nahverkehr, Dienstwagen oder sogar einer Werkswohnung bestehen.

Der Öffentliche Dienst bietet außerdem einen Arbeitsplatz, der weit weniger von wirtschaftlichen Schwankungen betroffen ist als der in einem Unternehmen in der freien Wirtschaft. Da die Stellen im Öffentlichen Dienst systemrelevant sind, können sie auch nicht beliebig abgebaut werden. Für tariflich Beschäftigte in den alten Bundesländern gilt außerdem eine ordentliche Unkündbarkeit: Wer das 40. Lebensjahr vollendet hat und mindestens 15 Jahre bei einem öffentlichen Arbeitgeber beschäftigt ist, profitiert von diesem besonderen Kündigungsschutz.

Viele Behörden sind darüber hinaus als familienfreundliche Arbeitgeber zertifiziert: Gleitzeit, mobiles Arbeiten, reduzierte Arbeitszeit oder Jobsharing in Führungspositionen sind oft ebenso möglich wie Familien- und Pflegezeiten. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass der Öffentliche Dienst viele Jobs bietet, die sinnstiftend sind.

Und nicht zuletzt: Im Öffentlichen Dienst gibt es gute Einstellungschancen. Deutschlands größter Arbeitgeber hat viele freie Stellen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers wird der Öffentliche Dienst im Jahr 2030 insgesamt 816.000 Stellen nicht besetzen können, weil qualifizierte Bewerber fehlen.

Wie hoch ist das Gehalt im Öffentlichen Dienst?

Die Entgeltordnung des Bundes sieht für Ingenieurinnen und Ingenieure je nach Art der Aufgaben Bruttogehälter vor, die zwischen 2.758 Euro und 4.777 Euro im Monat liegen. Der Einstieg in den höheren Dienst bringt Angestellten 3.308 Euro Grundentgelt, Beamten 3.780 Euro.

Je nach Zuordnung des unmittelbaren Arbeitgebers – Kommunen, Länder oder Bund – gibt es unterschiedliche Tarife für Angestellte und Beamte, die eine große Auswirkung auf die Höhe des Netto-Einkommens besitzen. Einige Tarife unterscheiden zusätzlich zwischen Ost und West. Ein Vergleich der Einkommen ist aber auch deswegen nicht einfach, weil Angestellte Sozialabgaben in die Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung entrichten müssen, Beamte aber nicht. Damit erhalten Angestellte trotz eines vergleichsweise höheren Bruttogehaltes niedrigere Nettobezüge als Beamte.

Die Vergütung der Beamten und Angestellten folgt dabei unterschiedlichen Strukturen. Bei den Beamten entscheidet die Qualifikation (Berufsausbildung, Bachelor- oder Masterabschluss) über die Zuordnung zu den einzelnen Laufbahnen. Das sind der Einfache, der Mittlere, der Gehobene und der Höhere Dienst. Angestellte müssen dagegen die für jede einzelne Tätigkeit definierte berufliche Befähigung nachweisen.

In den Ländern gibt es leichte Variationen: In Bayern etwa bekommt ein Bachelor etwa 2.500 bis 2.900 Euro im Monat, ein Master etwa 3.300 bis 3.750 Euro. In Nordrhein-Westfalen wird man mit einem Bachelor zunächst bei 2.809 Euro im Monat eingruppiert.

Karrierechancen für Ingenieure: Wie sehen die Perspektiven aus?

Bis vor wenigen Jahren hatte der Bund die Rahmengesetzgebung beim Beamten-, Laufbahn- und Besoldungsrecht, sodass die Länder nur einen engen Spielraum hatten, den bundesrechtlich vorgegebenen Rahmen auszufüllen. Bei den Ingenieuren im Öffentlichen Dienst wurde über 50 Jahre gerungen, wie die verschiedenen Studienabschlüsse zu bewerten seien und damit auch die Frage aufgeworfen, wie die Bezahlung zu erfolgen hat. Obwohl das Berufsbild des Ingenieurs einheitlich ist und im Hochschulrahmengesetz die Gleichwertigkeit der Studienabschlüsse an Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen festgeschrieben ist, hatte diese Festlegung keine Auswirkungen auf das Laufbahnrecht.

Das neue Laufbahnsystem ist auf die neuen Studienabschlüsse ausgelegt, sodass sich für den Dipl.-Ing. (FH) keine Änderungen ergeben. Grundsätzlich wird der Ingenieur mit einem Bachelorabschluss oder Abschluss als Dipl.-Ing. (FH) der 3. Qualifizierungsebene und der Ingenieur mit einem Masterabschluss oder der Dipl.-Ing. (Universität) der 4. Qualifizierungsebene im Öffentlichen Dienst zugeordnet, was letzten Endes zu einem Unterschied in der Eingangsbesoldung von über 1.000 Euro pro Monat führt.

Auch wenn das Gehalt, anders als in der Wirtschaft, nicht verhandelbar ist, können Beschäftigte zumindest manchmal durch ihre Leistung das Vorankommen und damit auch die Einsortierung in die Gehaltsgruppe beeinflussen. Bei extrem überdurchschnittlichen Leistungen können höhere Stufen – und somit ein höheres Gehalt – schneller als festgesetzt erreicht werden. Allerdings gilt dies auch bei extrem unterdurchschnittlichen Leistungen: Hier wird die nächste Stufe entsprechend später erklommen.

Nach dem Studium wird der Beschäftigte nach einer festgelegten Zeit als Beamter auf Probe verbeamtet. Üblicherweise folgt dann nach zwei oder drei Jahren die Verbeamtung auf Lebenszeit – gesetzlich muss das spätestens nach fünf Jahren geschehen.

Welche Entgeltgruppe mit Bachelor?

‚TVöD Bund‘ steht für ‚Tarifvertrag Öffentlicher Dienst – Bund‘. Die Entgeltgruppe E 10 gilt typischerweise für Beschäftigte mit absolviertem Hochschulstudium und Bachelor, vergleichbar mit dem gehobenen Dienst bei Beamten. Laut TVöD Bund 2022 liegt die monatliche Vergütung in der Entgeltgruppe E 10 im Bereich 3.492 Euro (ohne Berufserfahrung) bis 4.950 Euro (nach fünf Jahren), abhängig von Erfahrung und Beschäftigungsdauer. Gegebenenfalls kommen noch Zulagen durch Sonderregelungen dazu.

Voraussetzungen für den Öffentlichen Dienst

Zugang zu Öffentlichen Ämtern haben grundsätzlich alle deutschen Staatsbürger, manche Ämter sind ihnen sogar vorbehalten. Grundsätzlich können aber auch EU-Bürger:Innen, Bürger aus Island, Liechtenstein, Norwegen oder der Schweiz Beamter und Beamtin werden. Für Tarifbeschäftigte im Öffentlichen Dienst bestehen keine Einschränkungen bezüglich der Staatsbürgerschaft.
Auch nach ein paar Jahren in der privaten Wirtschaft kann sich der Schritt in den Öffentlichen Dienst noch lohnen, denn ausschlaggebend sind allein Ausbildung, Qualifikation und Berufserfahrung, nicht das Alter. Bei Bezahlung, Karrierechancen und auch der Beförderung gibt es keinen Unterschied zwischen Quereinsteigern und Beschäftigten, die direkt nach dem Studium im Öffentlichen Dienst durchgestartet sind.

Ein Beitrag von:

  • Liane Rapp

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