Der Boom bei Jobs in der Rüstungsindustrie: Was steckt dahinter?
Warum hat sich das Interesse an Jobs in der Rüstungsindustrie plötzlich verdreifacht? Was macht diese Branche für Fachkräfte aus anderen Bereichen so attraktiv? Früher kaum gefragt, ist die Rüstungsindustrie heute ein heißer Kandidat – warum?

Rüstungsindustrie als Jobmotor: Die besten Chancen für Fachkräfte?
Foto: PantherMedia / Dimidov27@mail.ru (YAYMicro)
Arbeiten in der Rüstungsindustrie? Nein danke!“ – Früher waren Jobs in dieser Branche wenig gefragt. Doch mittlerweile hat sich die Situation geändert. Rüstungsunternehmen wachsen wirtschaftlich und werden zunehmend als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen. Eine aktuelle Analyse von Indeed-Expertin Dr. Virginia Sondergeld zeigt: Im ersten Quartal 2025 hat sich das Interesse an Stellen in der Branche zwischenzeitlich verdreifacht.
Mehr Bewerbungen dank Milliardenpaket
Das heißt: Verteidigungsunternehmen bekommen immer mehr Bewerbungen. Die Branche wächst stark und wird für Fachkräfte aus schwächelnden Bereichen zunehmend attraktiv.
Der Grund für das große Interesse: Die Bundesregierung plant viel Geld für die Verteidigung ein. Union und SPD haben ein Paket von 500 Milliarden Euro beschlossen. In den nächsten zehn Jahren soll davon ein Teil ins Militär fließen. Außerdem gelten manche Verteidigungsausgaben nicht mehr als neue Schulden.
“Während die deutsche Wirtschaft insgesamt mit Herausforderungen kämpft, sorgt die Lockerung der Schuldenbremse bei Verteidigungsausgaben erneut für Aufwind in der Rüstungsindustrie. Geopolitische Konflikte haben nicht nur das Bewusstsein für die Bedeutung der Verteidigungsfähigkeit geschärft, sondern auch für die Rolle der Rüstung als Wirtschaftszweig. Das spiegelt sich in den steigenden Aktienkursen vieler Rüstungsunternehmen wider, macht die Branche aber auch als Arbeitgeber attraktiver. “, kommentiert die Arbeitsmarktexpertin.
Rückgang der Stellenausschreibungen: Wo der Arbeitsmarkt schrumpft
Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2025 ging die Zahl der ausgeschriebenen Stellen in allen Berufsgruppen zurück – das ist neu, denn in den Quartalen davor gab es zumindest in manchen Bereichen noch Zuwächse. Am wenigsten betroffen war der Bereich Private & öffentliche Sicherheit mit einem Minus von 0,7 %. Relativ stabil blieb auch die Nachfrage in sozialen Berufen wie Sozialdienst & Sozialarbeit (-1,3 %), Therapie (-3,2 %), Bildung & Erziehung (-4,5 %) sowie Gesundheits-, Kranken- & Altenpflege (-4,6 %). Diese Berufe gelten als systemrelevant und reagieren weniger stark auf wirtschaftliche Schwankungen. Besonders stark betroffen waren hingegen das Transportwesen (-16,3 %) sowie Jobs in Beherbergung, Tourismus und Veranstaltungen (-14,1 %) und in der Reinigung (-14,1 %).
Die Zahl der Stellen im Personalwesen – ein früher Hinweis auf künftige Einstellungen – ist stark gesunken. 2024 gab es 29,6 % weniger Ausschreibungen als im Vorjahr, damit fiel der Rückgang stärker aus als im Durchschnitt aller Berufe. Seit Anfang 2025 ging die Zahl nochmals um 6,5 % zurück. Das zeigt: Die Unternehmen planen weiterhin keine großen Einstellungswellen.
Verteidigungsausgaben als Jobmotor
Seit der Lockerung der Schuldenbremse am 18. März hat sich die Zahl der täglichen Suchanfragen nach Jobs und Firmen im Bereich Verteidigung und Rüstung im Vergleich zu Anfang Februar verdreifacht. Ganz anders sieht es in der Baubranche aus: Trotz der Aussicht auf Geld aus dem gleichen 500-Milliarden-Euro-Paket für Infrastrukturprojekte blieb das Interesse dort fast gleich.
Ökonomin Sondergeld erklärt, dass die geplanten Verteidigungsausgaben wie ein Konjunkturpaket für die Rüstungsindustrie wirkten und dadurch auch die Attraktivität der Branche als Arbeitgeber steige. Verteidigungsunternehmen würden derzeit häufig als berufliche Alternative genannt – insbesondere für Fachkräfte aus der kriselnden Automobilbranche, deren Fähigkeiten auch in der Rüstungsindustrie gefragt seien. Langfristig werde das Finanzpaket laut Sondergeld auch positive Effekte auf das Baugewerbe haben. Man erwarte dort ebenfalls Impulse für Beschäftigung, sobald politische Pläne für Investitionen und Aufträge weiter konkretisiert und umgesetzt würden.
Gezählt wurden alle Suchanfragen, in denen Begriffe wie „Rüstungsindustrie“, „Bauindustrie“ oder die Namen der jeweils zehn größten Unternehmen aus diesen Branchen vorkamen. Um Schwankungen im Wochenverlauf auszugleichen, wurde der rollierende Tagesdurchschnitt der Suchanfragen berechnet.
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