Vernetztes Denken anregen 05.09.2017, 13:27 Uhr

IT-Kompetenz im Beratungsgeschäft einbringen

In der Elektronikentwicklung arbeiten Software-Entwickler und Ingenieure an neuen Produkten. Im Beratungsgeschäft richten sie ihren Fokus darauf, wie ein Produkt entwickelt wird. Ein solches Beratungsunternehmen ist Kugler Maag Cie. Dabei geht es u.a. darum, die Strukturen und Prozesse an die Herausforderungen der Zukunft anzupassen. 

Foto: panthermedia.net/Leo Wolfert

Das süddeutsche Beratungsunternehmen arbeitet vor allem mit Firmen aus der Automobilindustrie zusammen, die Elektroniksysteme mit einem hohen Softwareanteil entwickeln. „Unsere Kunden stehen vor der Herausforderung der digitalen Transformation. Neue, digitale Geschäftsmodelle wirken sich auf das gesamte Unternehmen aus und erfordern teils vollkommen andere Kompetenzen“, erklärt Marketing Manager Dominik Strube. Das hat natürlich Einfluss auf die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. „Wir begleiten Unternehmen dabei, sich neu aufzustellen und unterstützen sie dabei, ihre Abläufe zu verbessern und agil zu gestalten“. Dabei stehen sie vor verschiedenen Herausforderungen.

Digitalisierung heißt, über die Abteilungen hinaus zu denken

So sind die F&E-Abteilungen keine Inseln. „Ein Unternehmen nach agilen Prinzipien auszurichten bedeutet auch, dass die benachbarten Bereiche agil denken und handeln müssen“, erklärt Strube, der nach seinem Ingenieurstudium zusätzlich Betriebswirtschaft studiert hat. Wenn z.B. die Entwicklungsabteilung für eine Funktion kurzfristig mit einem Spezialisten aus einer anderen Branche kooperieren möchte, darf der Leistungsprozess im Einkauf nicht länger dauern als die tatsächliche Projektlaufzeit. Und auch die Personalabteilung muss umdenken. Strube: „In der Regel macht ein Ingenieur Karriere, wenn er gute Einzelleistungen nachweisen kann. Dieses System funktioniert nicht, wenn in agilen Arbeitsgruppen die Gesamtleistung von interdisziplinären Teams bewertet werden muss“.

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Die Persönlichkeit zählt

Kugler Maag Cie hat aktuell um die 70 Mitarbeiter und ist weiter auf Wachstumskurs. Neben alten Hasen sind auch Absolventen und Young Professionals mit frischen Sichtweisen gefragt. „Unkonventionelle Lösungen entstehen, wenn unterschiedliche Menschen im Team zusammenarbeiten. Es ist der Mix an Persönlichkeiten und Kompetenzen, die den Perspektivwechsel ermöglicht“, sagt dazu Strube.

Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich. „Wir sind nicht die verlängerte Werkbank unserer Kunden. Wir schreiben keinen Code und entwickeln auch keine Komponenten“, erklärt der gebürtige Stuttgarter. Von Bewerbern wird allerdings ein gewisses technisches Grundverständnis erwartet. Denn wer Ingenieure und Software-Entwickler in der Elektronikentwicklung beraten möchte, muss sich in ihre Arbeitssituation hineinversetzen können. Nur dann kann man sich auf Augenhöhe begegnen.

Laufbahntechnisch gibt es in dem Unternehmen fünf Karrierestufen, angefangen vom Junior Consultant bis hin zum Principal. „Für diese Stufen gibt es definierte Kriterien. Mitarbeiter und Vorgesetzte setzen sich regelmäßig zusammen und sprechen über Weiterbildungen und die persönliche Weiterentwicklung“, so Strube. „Für uns zählt in erster Linie die Persönlichkeit eines Beraters. Dazu gehört auch die Bereitschaft, sich selbst auf Veränderungen einzulassen“.

Das nötige Fachwissen rund um System Engineering mit Prozessverbesserungsmodellen oder agilen Methoden wie Kanban und Scrum wird in intensiven Schulungen vermittelt. Direkt im Job lernen die Berater dann, wie die Modelle in der Praxis angewendet werden. Für die einzelnen Beratungsschwerpunkte wie „Agile Entwicklung“ oder „Funktionale Sicherheit“ gibt es „Communities of Practice“. In diesen Arbeitsgruppen tauschen sich die Mitarbeiter regelmäßig aus, sammeln Wissen und besprechen Fragestellungen, auf die sie bei ihrer Arbeit gestoßen sind. Neuzugänge lernen erstmal jede Community kennen, und können sich dann entscheiden, wo sie mitarbeiten möchten. Die Treffen finden in regelmäßigen Abständen statt. Entweder vor Ort, oder über elektronische Medien. Denn je nach Projekt sind die Mitarbeiter weltweit im Einsatz. „Daneben bietet das Mentorenprogramm eine zusätzliche Unterstützung, um in die neue Rolle hineinzuwachsen und sich auch persönlich weiterzuentwickeln“, ergänzt Strube.

Reisebereitschaft ist ein absolutes Muss

Den typischen Arbeitstag gibt es nicht. Das muss jedem bewusst sein, der in das Beratungsgeschäft einsteigen möchte. Außerdem ist es durchaus üblich, dass Consultants unter der Woche auswärts arbeiten und nur am Wochenende nach Hause fahren. In einer so international aufgestellten Branche wie der Automobilindustrie muss man darüber hinaus mit Auslandseinsätzen rechnen. Die Kunden von Kugler Maag Cie stammen zwar oft aus Deutschland. Meist kooperieren sie aber bei Entwicklungsprojekten mit Töchtern aus dem Ausland. Dann sind die Berater gefragt, um unternehmensübergreifend ein gemeinsames Verständnis zu schaffen, und um Abläufe, Methoden und Tools miteinander zu synchronisieren. Für Strube besteht der Reiz gerade darin, dass man für verschiedene Auftraggeber arbeitet. „In dem Beruf lernt man ganz unterschiedliche Unternehmenskulturen und Denkweisen kennen, und erlebt jeden Tag etwas Neues. Mit der Zeit bekommt der Berater ein rundes Bild von der Branche“.

Ein Beitrag von:

  • Sabine Philipp

    Sabine Philipp arbeitet seit 2004 als freie Journalistin. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Technik, Industrie und Wirtschaft.  In ihren Artikel befasst sie sich gerne mit der praktischen Umsetzung von innovativen Technologien und Gesetzesvorgaben.

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