Kleidung im Job: Mit einfachen Tricks beeindrucken Sie Ihr Gegenüber
Der falsche Look kann Ihre Karriere gefährden. Stilberaterin Renate Sperber verrät im Interview einfache Tricks, mit denen Sie Ihre Außenwirkung deutlich verbessern können.
Als Ingenieurin und Ingenieur in jeder beruflichen Lebenslage stilsicher aufzutreten ist gar nicht so einfach. Man sitzt schließlich nicht hinterm Bankschalter. Da wäre der Fall klar. Das ist aber lange kein Grund in Kleidungsfragen reines Laissez-Faire walten zu lassen. Outfit-Sünden rächen sich auch in technischen Berufen. Imageberaterin Renate Sperber aus Lauf weiß das – und vor allem, wie Mann und Frau gekonnt auftreten.
ingenieur.de: Ingenieure arbeiten oft an mehreren Orten, vom Büro bis zur Baustelle, gleichzeitig. Lässt sich trotzdem ein allgemeingültiger Rat zur Kleidung geben?
Renate Sperber: Ja, das ist so. Deshalb sollte die Kleidung sowohl praktisch als auch elegant und wandelbar sein. Eine Ingenieurin hat die Möglichkeit, Jeans, Chino oder Stoffhose zu tragen. Kleider sind unpraktisch. Wenn, dann empfehle ich Hemdblusenkleider oder schlichte Kleider welche über das Knie gehen. Dazu flache Stiefel oder Stiefletten. Bei Damen sind grundsätzlich auch farbige Blusen, Pullover oder Shirts möglich. Die Hauptfarbe sollte Sachlichkeit ausdrücken. Also Blazer und Hosen in klassischen Farben.
Beim Vorstellungsgespräch gelten noch einmal ganz andere Regeln. Lesen Sie dazu unseren Ratgeber: Das richtige Outfit für das Vorstellungsgespräch
Kleidung im Job: „Kombinierbare Basisgarderobe“
Ich empfehle für Damen eine gut kombinierbare Basisgarderobe. Diese beinhaltet mindestens drei Kleidungsstücke in der identischen oder einer sehr ähnlichen Farbe. Dazu gehört eine Jacke oder ein Blazer, eine Bluse oder ein Shirt und eine Hose. Somit enthält sie Kleidungsstücke, die jeweils mit fast allen anderen Teilen der Garderobe kombinierbar sind. Auch zu bunten Teilen und verspielteren Details. Zur Hose mit dem Shirt passen alle Blazer und Jacken, auch gemusterte. Zum Blazer zur Hose können fast alle Oberteile kombiniert werden und zur Jacke mit Shirt passen alle Hosen und Röcke. Natürlich können alle Basisteile auch einzeln ins Outfit kombiniert werden. Weiße, graue, blaue und schwarze Blusen beziehungsweise Hemden gehen immer. Bei kleinen Mustern sieht man Schweißflecken nicht so sehr.
… und wie steht es bei Männern?
Ein Mann sieht in einem Hemd immer gut aus. Es sollte in diesem Fall eleganter sein, also maximal eine aufgesetzte Tasche haben. Wenn es einfarbig ist oder kleine Muster hat, kann es gut zum Sakko kombiniert werden. Dazu wird es dann in die Hose gesteckt. Eine Jeans oder Chino ist praktisch und kann dazu getragen werden. Die Jeans natürlich nicht mit Löchern. Eine leichte Waschung passt aber. Da die Mode im Moment sehr lässig ist, können auch Sneaker dazu getragen werden. Der Blazer beziehungsweise das Sakko kann im Auto oder im Büro auf dem Kleiderbügel für elegante Anlässe hängen.
Business-Unterhemd macht den Unterschied
Die eleganteren Schuhe werden dort ebenfalls aufbewahrt. Auf der Baustelle kann dann eine wetterfeste Jacke getragen werden. Schlicht und dunkel sind diese besonders schick und lassen sich schnell von Schmutz befreien. Ich empfehle Feuchttücher im Auto zu haben. Zum Blazer / Sakko kann auch ein hochwertiges Shirt oder ein Rolli getragen werden. Eine gute Brille hat eine enorme Wirkung auf die Ausstrahlung und kann sehr verändern. Ich empfehle Männern, die oft im Freien und dann wieder im Büro arbeiten, ein spezielles Business-Unterhemd. Es ist temperaturausgleichend, länger geschnitten, dass es auch bei Bewegungen nicht aus der Hose rutscht, hat einen tiefen Ausschnitt, wodurch auch beim Hemd ein Knopf offengelassen werden kann, ohne dass man es sieht. Es verhindert Schweißflecken, wärmt im Winter und kühlt im Sommer. Das Hemd sollte zur Figur passen und Bewegungsfreiheit zulassen.
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Wie lautet Ihre Grundregel in Sachen Outfit?
Am besten zu einfarbigen Kleidungsstücken greifen. Die lenken nicht so sehr von der Person ab und haben nicht diesen Wiedererkennungseffekt, wie das bei sehr markanten Kleidungsstücken der Fall ist. Kurzum: Je schlichter, desto zeitloser und klassischer. Und: Lieber overdressed als zu leger gekleidet.
Wann und wie greifen Ingenieure gern daneben?
Ich habe festgestellt, dass es weniger Fehlgriffe als früher gibt. Dennoch unterschätzen viele die Wirkung des Erscheinungsbildes. Die Passform der Kleidung ist enorm wichtig. Wenn die Hose viel zu lang ist, das Sakko zu groß ist oder die Ärmel über die halbe Hand fallen, dann sieht der Träger aus, als füllt er die Kleidung noch nicht aus. Es wirkt so, als ob er noch etwas wachsen müsste, um die Kleidung – und im übertragenen Sinne – die Position auszufüllen. Tatsächlich lässt zu weite oder lange Kleidung den Träger viel weniger kompetent wirken. Leider auch altmodisch oder sparsam. Alte Sakkos haben auch diesen Effekt. Die Ärmelbreite und die Längen waren früher anders. Manche Ingenieure lieben sehr bunte Farben. Das wirkt schnell zu wenig sachlich oder irritierend.
Arbeitskleidung: Was der Arbeitgeber vorschreiben darf – und was nicht
Was steht auf der Liste der Todsünden im Erscheinungsbild?
Schlechte Passform, kurze Hosen, billiges Material, zu viele Farben, abgetragene Kleidung (abgewetzte Gürtel, abgelaufene Absätze, verschlissene Kanten an den Manschetten oder abgewetzte Krägen), ein ungepflegtes Erscheinungsbild, wie ein Bart, der den Hals hinunter wächst, ungepflegte Haare, unsaubere Fingernägel, Mundgeruch…
Job-Kleidung: Altmodische Brille kann ungünstig wirken
Für Damen zusätzlich zu freizügige Kleidung. Aber das habe ich noch nie an einer Ingenieurin gesehen. Sie trauen sich meist zu wenig, ihre Weiblichkeit zu zeigen. Ein dezentes Makeup finde ich sehr schön. Altmodische Brillen können sehr ungünstig wirken.
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Gelten Kleidungsfragen in technischen Branchen nicht als oberflächlich?
Natürlich geht es bei Begegnungen im Business um Fachwissen. Aber warum sollte man nicht durch Auftreten die eigene Kompetenz dezent unterstreichen. Ich finde, ein ordentliches Auftreten drückt Wertschätzung unserem Gesprächspartner und auch unserem Unternehmen gegenüber aus. Es ist für mich ein Zeichen der Reife, sich über seine Wirkung Gedanken zu machen.
Bewerbungsschreiben: So gelingt der perfekte Einstieg
Wie meistert man den Spagat: Es werden Authentizität, Individualität und Persönlichkeit gefordert, aber im Anzug fühlt sich der Ingenieur unwohl?
Jeder Mensch hat verschiedene Facetten. Wenn man sich in der Jeans authentisch fühlt, kann man trotzdem im Anzug sehr stimmig wirken. Es ist die Einstellung dazu. Anzüge haben inzwischen meist dehnbaren Fasern und sind gar nicht mehr unbequem. Krawatten können bei den allermeisten Anlässen weggelassen werden. Selbst der Businessschuh kann durch einen Sneaker ersetzt werden. Natürlich sollte vorher nachgesehen werden, ob ein strenger Dresscode erwartet wird.
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