Fachkräftemangel 28.11.2023, 13:42 Uhr

Kommt es zu einer Kündigungswelle im Mittelstand?

HR-Experte warnt, dass „Tausende von Kündigungen die Firmen völlig unvorbereitet treffen“. In Zeiten des Fach- und Führungskräftemangels wurde darauf hingewiesen, dass es Monate dauert, eine Position neu zu besetzen.

Kündigungswelle

Kommt es wirklich zu einer Kündigungswelle?

Foto: PantherMedia / AndreyPopov

Dr. Harald Schönfeld, Geschäftsführer der auf die Vermittlung von Interim Managern spezialisierten Personalberatung Butterflymanager, prognostiziert, dass die mittelständische Wirtschaft zum Jahreswechsel mit einer Welle von Kündigungen von Fach- und Führungskräften konfrontiert sein wird. Dabei sei die Mehrheit der Unternehmen weitgehend unvorbereitet. Schönfeld erklärt, dass angesichts von 1,7 Millionen qualifizierten, unbesetzten Stellen in Deutschland Fachleute und Manager die Möglichkeit haben, ihren Arbeitgeber frei zu wählen. Viele entscheiden sich dafür, beruflich mit dem Jahreswechsel einen Neuanfang zu starten. Die besten Talente werden bereits durch verlockende Angebote von Konkurrenten abgeworben, was dazu führt, dass die verlassenen Unternehmen oft in einer schwierigen Lage stehen.

Einsatz von Interim Managern

Um dieser Herausforderung zu begegnen, schlägt der Experte im Personalwesen vor, auf den Einsatz von Interim Managern zurückzugreifen – das heißt, zeitlich befristete Verpflichtungen von fachkundigen Fach- und Führungskräften.

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„Oftmals kommen Personalverantwortliche oder Geschäftsführer in höchster Not zu mir, weil eine Lücke entstanden ist, die den gesamten Betrieb ernsthaft gefährdet, und die daher schnellstens wieder gefüllt werden muss“, erzählt Dr. Harald Schönfeld.

In Anbetracht des aktuellen Mangels an Fach- und Führungskräften kann eine herkömmliche Nachbesetzung über eine konventionelle Personalberatung oder das persönliche Netzwerk nur selten eine zügige Lösung bieten, erklärt der HR-Experte. Seinen Erfahrungen zufolge dauert eine sorgfältige Neubesetzung oft Monate, insbesondere dann, wenn das interne Gehaltsgefüge erhalten bleiben soll.

„Da helfen nur Manager auf Zeit, die oftmals binnen einer Woche einen neuen Job antreten können“, erklärt Dr. Harald Schönfeld. Er betont, dass Interim Manager nicht nur über umfangreiche Erfahrung und Fachkenntnisse in ihrer jeweiligen Domäne verfügen, sondern auch die Fähigkeit besitzen, sich rasch in einem neuen Unternehmen einzuarbeiten und innerhalb weniger Tage produktiv tätig zu werden.

Plötzliche Kündigung einer für das Unternehmen entscheidenden  Führungskraft

Der Fachmann im Bereich Interim Management ist sich der Konsequenzen bewusst, die sich aus der plötzlichen Kündigung einer für das Unternehmen entscheidenden Fach- oder Führungskraft ergeben. Er erklärt, dass dies im Management oft erhebliche Unsicherheiten hervorruft und mit einer schwer zu bewältigenden Überlastung einhergeht. Wichtige Projekte bleiben liegen, und Kollegen im Managementteam müssen die freigewordene Aufgabe zusätzlich zu ihren eigenen täglichen Aufgaben übernehmen. Eine solche Situation führt selten zu langfristig positiven Ergebnissen.

Angesichts dieser Herausforderungen rät der HR-Experte Personalverantwortlichen im Mittelstand, von Beginn an mit einem längeren Zeitrahmen für die Nachbesetzung zu planen und unverzüglich den Dialog mit einem Interim-Management-Vermittler zu suchen.

„In den meisten Fällen kann innerhalb weniger Tage ein qualifizierter Vorschlag für eine interimistische Lösung vorgelegt werden“, sagt Dr. Schönfeld. „Ein kompetenter Interim Manager sorgt rasch für Sicherheit und für Entlastung auf allen Seiten, so dass der Betrieb trotz der unverhofften Kündigung reibungslos weiterläuft.“

Dabei erwartet er, dass es rund um den Jahreswechsel 2023/24 „mehrere Tausend Kündigungen betriebswichtiger Fachkräfte und Manager“ geben werde. Er erklärt, dass Unternehmen umso intensiver um qualifiziertes Personal werben, je drängender der Mangel wird, und dass Mitarbeiter umso eher den Verlockungen eines neuen Angebots erliegen.

Düstere Prognose: Mangel von rund 15 Millionen Fachkräften und Managern im Jahr 2045

Der HR-Experte weist darauf hin, dass Deutschland nicht nur mit 1,7 Millionen fehlenden Fach- und Führungskräften ins Jahr 2024 geht, sondern dass die Zukunft noch düsterer aussieht: Das Institut der deutschen Wirtschaft prognostiziert einen Mangel von rund 15 Millionen Fachkräften und Managern im Jahr 2045. Bereits heute entgehen dem Mittelstand etwa 50 Milliarden Euro Umsatzvolumen pro Jahr, weil Stellen nicht besetzt werden können. Mit Interim Managern ließe sich diese Notlage erheblich mildern.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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