Wiedereinstieg in den Beruf
Wenn Sie sich als Ingenieur oder Informatiker eine Auszeit vom Job genommen haben, steht irgendwann die Rückkehr in den Job bevor. Egal ob nach Elternzeit, Sabbatical, Krankheit, Pflegezeit oder Arbeitslosigkeit – für den erfolgreichen Wiedereinstieg ist einiges zu beachten.
Grundsätzlich gibt es zwei Situationen für einen Wiedereinstieg in den Beruf: Die Rückkehr mit bestehendem Arbeitsvertrag zum alten Arbeitgeber und den Wiedereinstieg aus der Arbeitslosigkeit, also ohne bestehenden Arbeitsvertrag. Beide Wege werden hier beleuchtet.
Wenn Sie sich aus welchen Gründen auch immer eine berufliche Auszeit genommen haben, gilt es beim (bevorstehenden) Wiedereinstieg in den Job verschiedene Herausforderungen und Hürden zu meistern. Waren Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten als Ingenieur oder Informatiker vor dem Ausstieg, zum Beispiel aufgrund einer Elternzeit noch aktuell, sind Sie nach Rückkehr vielleicht nicht mehr up-to-date. Hier besteht unter Umständen Nachholbedarf. Gleiches gilt für berufliche Kontakte und Netzwerke. Werden diese nicht regelmäßig gepflegt – wie das in einer beruflichen Auszeit schnell der Fall ist – so können sie verloren gehen oder zumindest abnehmen.
Um ein allzu düsteres Bild zeichnen zu wollen, wird der Wiedereinstieg in den Job mit jedem Monat, den Sie „draußen“ sind, schwieriger. Das bedeutet noch lange nicht, dass Ihnen der Weg zurück in die Beschäftigung vollends verbaut ist – ganz im Gegenteil. Sie müssen Ihren Wiedereinstieg nur strategisch planen und einige Anstrengungen und Mühen vor und nach dem Wiedereinstieg in den Job einplanen.
Wiedereinstieg: Vielfältige Gründe für eine Jobauszeit
Wer an den Wiedereinstieg in den Job denkt, dem fällt – wenn er nicht selbst betroffen ist – eine bestimmte Gruppe als Erstes ein: Eltern und hier besonders die Mütter. Diese Einschätzungen teilen Bewerber, Unternehmen und Arbeitsagenturen. Der Wiedereinstieg in den Job wird fast immer mit Kindererziehung und Elternzeit in Zusammenhang gebracht. Doch es gibt noch viele andere Gründe, die potenziell jeden treffen können.
So kann es sein, dass man sich eine Auszeit genommen hat, weil man einen nahen Angehörigen gepflegt hat – die sogenannte Pflegezeit für Angehörige. Mancher erkrankt über längere Zeit und war deswegen zur Jobauszeit gezwungen. Auch Menschen, die lange arbeitslos waren, mussten sich notgedrungen eine lange Jobauszeit nehmen, bevor Sie sich jetzt mit dem Wiedereinstieg beschäftigen können. Jenseits der Gründe gilt für alle genannten Gruppen gleichermaßen: Der Wiedereinstieg in den Job ist nicht leicht und hat viel mit der eigenen Haltung zu tun.
Wiedereinstieg in den Job: Mit der richtigen Haltung zum Erfolg
Voraussetzung für den erfolgreichen Wiedereinstieg in den Job sind – wie bei vielen anderen Dingen auch – die richtige Haltung und die nötige Portion Motivation. Hierbei unterscheiden sich grundsätzlich zwei Gruppen: Gruppe 1 hat aus unterschiedlichen Gründen keinen Job und sucht nach einer neuen Arbeit. Gruppe 2 ist zeitweise aus dem Job ausgestiegen und kehrt zum Beispiel nach vollendeter Eltern- oder Pflegezeit wieder in den alten Job zurück. Gruppe 1 muss für den Wiedereinstieg erstmal den passenden Job finden, während Gruppe 2 den alten Job sicher hat. Hier gilt es, sich auf den alten Arbeitgeber unter neuen Umständen vorzubereiten.
Direkt zum Wiedereinstieg nach Elternzeit und Pflegezeit.
Falls Sie auf der Suche nach einem neuen Job und aktuell nicht beschäftigt sind, so ist für Sie die richtige Einstellung besonders wichtig. Glauben Sie an sich und Ihre Fähigkeiten und setzen Sie alles daran, eine passende Stelle für Sie zu finden. Wer mit einer solchen Motivation in Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen aufwartet, der wird gute Chancen bei Personalern und potenziellen Vorgesetzten haben. Wichtig ist dabei, dass Sie den vergangenen Lebensabschnitt abschließen. So haben Sie den Kopf frei für neue berufliche Herausforderungen und den nächsten Lebensabschnitt.
Schritt 1: Selbstanalyse
Zu Beginn steht für Sie die nüchterne Analyse der eigenen Situation auf dem Plan, gefolgt von der Entwicklung einer Strategie, die zum erfolgreichen Wiedereinstieg in den Job führt. Hierzu müssen Sie wissen, als was Sie arbeiten können und wollen, Ihre potenziellen Arbeitgeber davon überzeugen, dass Sie trotz Pause exzellente Arbeit machen werden und den individuellen Weg finden, der zu Ihren beruflichen Zielen passt.
Es gilt hier also, sich verschiedene Fragen ehrlich zu beantworten, zum Beispiel: Was können und wollen Sie tun? Welche Jobs machen Ihnen tatsächlich Spaß? Und passen Ihre Jobwünsche auch zu Ihren Qualifikationen und Erfahrungen? Möchten Sie künftig eher im Team oder doch lieber unabhängig arbeiten? Wollen Sie angestellt arbeiten oder möchten Sie selbstständig tätig sein? Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie sich hier auch Rückmeldung von Familie, Freunden und (Ex-)Kollegen holen.
Wichtig auch: Nicht für jede Berufsentscheidung haben Sie die breite Unterstützung von Freunden und Familie. Klären Sie daher unbedingt vorher ab, bei welchem Weg Ihr Umfeld mehrheitlich hinter Ihnen steht. Das bedeutet nicht, dass Sie Ihre Entscheidung davon abhängig machen. Aber sie sollten wissen, ob und falls ja welche Unterstützer es gibt.
Schritt 2: Analyse des Arbeitsmarkts
Für den erfolgreichen Wiedereinstieg in den Job gilt es im nächsten Schritt, sich konkret auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. Sie sollten prüfen, ob und was Ihre Qualifikationen nach der Pause wert sind. Hier ist vor allem wichtig, ob Ihre Kenntnisse noch auf dem aktuellen Stand und gefragt sind. Und falls nicht, was Sie tun können, um diesen Status quo zu ändern. Hier hilft Ihnen die Analyse aktueller Stellenanzeigen. Wenn Ihr Fähigkeiten-Profil den Anforderungsprofilen relevanter Stellenanzeigen entspricht, sind sie wahrscheinlich up-to-date. Dafür sollten Sie allerdings wissen, wie Sie Stellenanzeigen analysieren.
Falls Ihre Analyse zum bevorstehenden Wiedereinstieg Lücken offenbart hat, so sollten Sie diese durch Fort- und Weiterbildungen schließen. Es empfiehlt sich immer, die eigenen Qualifikationen von Zeit zu Zeit aufzufrischen und zu erweitern. Das haben Sie während Ihrer Jobauszeit idealerweise nicht gänzlich vernachlässigt. Falls doch, sollten Sie Sie sich eine passende Erklärung zurechtlegen. Denn im Vorstellungsgespräch werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nach Ihrer Jobauszeit gefragt.
Kontakte knüpfen und (wieder-)beleben
Haben Sie alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen Wiedereinstieg in den Job geschaffen, können Sie aktiv werden. Gehen Sie auf potenzielle Arbeitgeber zu und knüpfen Sie Kontakte. Sollten Sie sich im Ausland befinden, nutzen Sie unbedingt Online-Netzwerke, um berufliche Kontakte (wieder) zu beleben. Eine erste gute Adresse könnte on- wie offline der letzte Arbeitgeber sein, falls der Sie und Sie ihn in guter Erinnerung haben. Hier können Sie erfahren, ob aktuell passende Stellen vakant sind, ob Sie auch für andere Jobs in Betracht kommen oder Informationen erhalten, ob gerade andere Arbeitgeber nach Leuten mit Ihrem Profil suchen. Diese können Sie entweder direkt kontaktieren oder sich über Ihr Netzwerk einen entsprechenden Kontakt vermitteln lassen. Bewerbungen alleine reichen oft nicht aus. Suchen Sie zusätzlich den direkten Kontakt zu potenziell interessanten Unternehmen und ziehen Sie auch Initiativbewerbungen in Betracht.
Wiedereinstieg: Alternativen zum Vollzeitjob
Mit dem Vollzeitjob will es beim Wiedereinstieg nicht klappen. Oder Sie möchten noch nicht in Vollzeit arbeiten, weil sich ihre familiären Bedingungen geändert haben oder nach der langen Pause das Vertrauen in die eigenen Skills noch nicht ganz wieder da ist. Dann ist ein Teilzeitjob mit 60 % oder 70 % einer Vollzeitstelle eine geeignete Alternative zum Wiedereinstieg. Neben der präferierten Ideallösung und dem Teilzeitjob gibt es weitere Optionen:
- Im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung, einem sogenannten Mini-Job, können Sie ihre Fähigkeiten testen und etwas Arbeitsluft schnuppern.
- Beim Jobsharing teilen Sie sich eine Stelle mit einer – in der Praxis üblicherweise – weiteren Arbeitnehmerin.
- Die Arbeit als Freiberufler (Freelancer) kann ebenfalls eine gute Möglichkeit für den Wiedereinstieg in den Job darstellen. Wenn Sie Ihre Freiberuflichkeit mit einer Teilzeitstelle kombinieren, gewinnen Sie mehr Erfahrungen als durch einen einzelnen Vollzeitjob – und holen auf.
- Sie können als Wiedereinsteiger auch ein Unternehmen gründen und so den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Eine wachsende Zahl an Wiedereinsteigern tut genau das. Das kann eine sehr gute Alternative zur Vollzeitstelle sein, wenn Sie eine gute, tragfähige Geschäftsidee haben und es Ihnen liegt, selbstständig zu arbeiten.
Wiedereinstieg nach Elternzeit oder Pflegezeit
Sie planen den Wiedereinstieg in den alten Job, weil etwa Ihre Elternzeit oder Pflegezeit endet. Dann starten Sie unter anderen Voraussetzungen als jemand, der ohne Arbeitsvertrag auf Jobsuche geht. Denn der Job ist schon da und (erstmal) gesichert. Wiedereinstieg nach Pflegezeit oder Elternzeit heißt hier, unter geänderten Voraussetzungen im alten Arbeitsplatz neu zu starten.
Nach der Pflegezeit haben Sie ein Anrecht darauf, wieder in Vollzeit auf den alten Job zurückzukehren. Nach der Elternzeit haben Sie als Arbeitnehmer hingegen einen Rechtsanspruch auf einen „gleichwertigen Arbeitsplatz“. Das bedeutet nicht unbedingt, dass Sie in Ihren alten Job zurückkehren. Der Arbeitgeber ist jedoch verpflichtet, zumindest eine Alternativstelle anzubieten, in der sie insbesondere beim Gehalt genauso gut wegkommen wie bei der alten Stelle. Unabhängig davon ist wichtig, was im Arbeitsvertrag steht. Sowohl während der Elternzeit als auch während der Pflegezeit ist es möglich, in Teilzeit weiterzuarbeiten und sich den anderen Teil der Zeit um seine Kinder zu kümmern oder einen nahen Angehörigen zu pflegen.
Kontakt zum Arbeitgeber während der Auszeit pflegen
Wichtig ist, dass Sie Ihren beruflichen Wiedereinstieg vor und während der Jobauszeit wegen Pflegezeit oder Elternzeit mit Ihren Vorgesetzten abstimmen und entsprechende Pläne machen. So bleiben Sie „nah dran“, Ihr Arbeitgeber hat die nötige Sicherheit für die weitere Personalplanung und Sie wissen zudem, was Sie nach der Rückkehr erwartet. Schließlich haben Sie es selbst mitgestaltet. Auch während der Auszeit sollten Sie regelmäßig Kontakt zu Ihrem Vorgesetzten und zu Kollegen halten. Zudem können Sie ab und an vor Ort im Unternehmen vorbeischauen und an internen Veranstaltungen und/oder Fortbildungen teilnehmen. Wenn es Pflege oder Kinderbetreuung erlaubt, können Sie auch Urlaubs- und Krankenvertretungen anbieten.
Wenn Ihr Arbeitgeber offen ist für flexible Arbeits- und Arbeitszeitmodelle, so können Sie mit ihm auch über Home Office sprechen und nach weiteren familien- oder pflegefreundlichen Optionen suchen, die eine Teilzeitbeschäftigung während der Auszeit für beide Seiten erleichtern.
Den Wiedereinstieg organisieren
- Besprechen Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, wie die Arbeitsteilung in puncto Kinderbetreuung oder Pflege des Angehörigen nach dem Wiedereinstieg organisiert ist.
- Suchen Sie frühzeitig nach externer Unterstützung für die Zeit nach dem Ende der Pflege- oder Elternzeit. Bei Kindern kann das eine passende Kita, Tagesmutter oder Tagespflegestelle sein. Bei Pflegebedürftigen kann es etwa ein ambulanter Pflegeservice oder die Unterbringung in einem Pflegeheim sein.
- Planen Sie eine Eingewöhnungs- und Übergangszeit ein, in der sich alle Beteiligten an die neue Situation gewöhnen können. In dieser können Sie an der optimalen Organisation feilen.
- Machen Sie Notfallpläne: Was passiert, wenn die unterstützende Betreuung oder Pflege ausfällt? Wer übernimmt, wenn Kinder oder Pflegbedürftige krank sind.
- Holen Sie sich Hilfe für alle möglichen Alltagstätigkeiten, z.B. fürs Putzen, Einkaufen, Abholen und Bringen oder Ähnliches. Das kann bezahlte Unterstützung sein. Aber auch Verwandte und Freunde können hier helfen oder einfach mal einspringen, wenn Not ist.
- Zudem kann es hilfreich sein, Netzwerke mit anderen Betroffenen zu bilden und sich zu unterstützen. Bei Kindern sind das Elternnetzwerke. Im Falle von Pflegebedürftigen können sich auch Pflegende zu Netzwerken zusammenschließen.
Insbesondere nach der Rückkehr aus der Elternzeit berichten viele Frauen, dass sie im alten Unternehmen nicht mehr erwünscht waren oder auf uninteressante Jobs gesetzt wurden, die nicht ihrer Qualifikation entsprachen. Das ist besonders oft der Fall, wenn die Frauen den Wunsch äußern, in Teilzeit arbeiten zu wollen. Hier gilt es, zunächst das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen. In größeren Unternehmen kann der Betriebsrat oder die Frauenbeauftragte der passende Ansprechpartner sein.
Mehr zu den verschiedenen Formen der Auszeit: Pflegezeit, Elternzeit, Sabbatical
Online-Netzwerke aufbauen und pflegen
Ein Beitrag von: