Büro statt Heimarbeit: Deutsche gehen lieber ins Büro
Immer weniger Deutsche arbeiten zu Hause. Deutschlandweit hat das Modell „Home Office“ erheblich an Bedeutung verloren. Anders als Kollegen in Schweden, Frankreich und Großbritannien gehen die deutschen Arbeitnehmer lieber ins Büro, so das Ergebnis einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Dank moderner Technologien wie Computer, Internet, Skype und Smartphone könnten Arbeitnehmer immer leichter von daheim arbeiten. Doch entgegen des europaweiten Trends geht die Zahl der Home-Office-Plätze in Deutschland deutlich zurück. Nachdem es nach der Jahrtausendwende zunächst immer mehr Heimarbeiter gab, ging ihre Zahl ab 2008 in fast allen Berufsgruppen mit zweistelligen Raten zurück“, schreibt DIW-Forscher Karl Brenke.
Nur noch 7,8 Prozent der Deutschen arbeiten im Home Office
4,7 Millionen Erwerbstätige arbeiteten 2012 überwiegend oder manchmal von zu Hause aus. Das sind zwölf Prozent aller Erwerbstätigen. Damit ist der Anteil der Home-Office-Nutzer seit 2008 um 800.000 Arbeitnehmer gesunken. Dabei bilden Selbstständige und Freiberufler eine ganz besonders große Gruppe, die verstärkt den Computer in den eigenen vier Wänden stehen hat. Zwei Millionen der 4,7 Millionen mit Home Office sind Selbstständige, 2,7 Millionen sind abhängig beschäftigt.
In der Gruppe der Solo-Selbständigen lag der Heimarbeiter-Anteil laut DIW-Studie im Jahr 2012 bei 50 Prozent (etwa 1,3 Millionen), in der Gruppe der Selbständigen mit Arbeitnehmern bei einem Drittel (etwa 0,7 Millionen). Allerdings ist wie bei den Angestellten der Anteil der Heimarbeiter unter den Selbständigen nach dem Höhepunkt im Jahr 2008 wieder auf das Niveau von 1992 gefallen, trotz gestiegener Zahl der Beschäftigten.
Besonders häufig verbreitet ist Heimarbeit unter Führungskräften, Vertretern, Publizisten, Juristen, IT-Kräften, Ingenieuren sowie Geistes- und Naturwissenschaftlern, so Brenke. Fast 60 Prozent der Arbeitnehmer mit häuslicher Erwerbstätigkeit haben einen Hochschulabschluss.
Lehrer arbeiten am häufigsten zu Hause
Beamte wie Lehrer und Professoren stellen allein ein Viertel der abhängig Beschäftigten mit Heimarbeitsplatz. Beamte bilden mit 34 Prozent und Angehörige des öffentlichen Dienstes mit 15 Prozent den größten Teil der Arbeitnehmer mit Home Office. Bei den Angestellten sind es nur neun Prozent, unter den Arbeitern nur ein Prozent.
Warum in Deutschland die Möglichkeiten des Heimarbeitsplatzes nicht so häufig genutzt werden, ist schwer nachvollziehbar. „Als Erklärung bliebe nur, dass die Arbeitsbedingungen in anderen Ländern so gestaltet sind, dass sie bessere Möglichkeiten für Heimarbeit bieten“, meint DIW-Forscher Karl Brenke. Die Akzeptanz der Arbeitgeber im Ausland für einen Heimarbeitsplatz könnte möglicherweise größer sein als in Deutschland.
Männer arbeiten häufiger von zu Hause als Frauen
Ein überraschendes Ergebnis der DIW-Studie war die Erkenntnis, dass Männer häufiger zuhause arbeiten als Frauen. 2011 hatten 7,8 Prozent aller männlichen Erwerbstätigen einen Home-Office-Platz, aber nur 7,3 Prozent der Frauen.
Eine Erklärung könnte nach Meinung des DIW sein, dass Frauen ein größeres Interesse haben, Beruf und Familie miteinander zu verbinden. Die Teilzeitquote der Frauen ist mit 46 Prozent etwa fünf Mal höher als die der Männer mit zehn Prozent. „Offenbar wird dies im Wesentlichen durch verkürzte Arbeitszeiten erreicht. Erwerbstätigkeit zu Hause ist daher nicht nötig – oder nicht möglich“, berichtet Brenke.
Ein Europa geht der Trend hin zur Heimarbeit
Anders als in Deutschland geht in Europa der Trend hin zur Heimarbeit. Der Arbeitsplatz im eigenen Heim wird in Ländern wie Skandinavien, Frankreich, Großbritannien, Island und Luxemburg immer wichtiger. Etwa jeder fünfte Arbeitnehmer arbeitet dort zeitweise von zu Hause aus, in Island betrifft dies sogar jeden dritten Arbeitnehmer.
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