Der abschließbare Gully
Wenn sie nicht gerade zu Hunderten zugeschweißt werden müssen, weil ein amerikanischer Präsident – wie kürzlich in Mainz – zu Besuch kommt, gehören Kanaldeckel zu den Dingen, die man buchstäblich mit Füßen tritt.
Wenn sie nicht gerade zu Hunderten zugeschweißt werden müssen, weil ein amerikanischer Präsident – wie kürzlich in Mainz – zu Besuch kommt, gehören Kanaldeckel zu den Dingen, die man buchstäblich mit Füßen tritt. Da es aufwändig, teuer und längst nicht so sicher ist, wie es scheint, haben Forscher der Uni Bremen nun gemeinsam mit der Wildeshausener Firma Hydrotec Kanaldeckel entwickelt, die sich elektronisch schließen und überwachen lassen.
„Beim zugeschweißten Metallguss-deckel reicht es, wenn ich einmal kräftig mit dem Hammer darauf haue – und die Schweißnaht ist kaputt“, weiß Carsten Bredemeier von der Uni Bremen. Und der Geschäftsführer von Hydrotec, Giesbert Brinkschulte, ergänzt: „Manuell verschließbare Kanaldeckel gibt es natürlich schon lange bei den neuen Deckeln aber kann man in der Zentrale sehen kann, ob in Straße X der Schacht Y widerrechtlich geöffnet wurde.“
Für elektronisch gesicherte Kanaldeckel interessieren sich vor allem Behörden, Banken und Wasserversorgungsunternehmen, die um die Sicherheit der unterirdischen Becken bangen.
Das Prinzip: Auf einer Seite ist der Deckel fest mit einem Scharnier an den in den Asphalt eingelassenen Ring befestigt. Auf der anderen Seite schnappen die Enden eines offenen Federrings in das Schloss am Kanaldeckelrand – ähnlich wie ein Schnellverschluss an Rucksackriemen.
„Wenn ich jetzt den Deckel nach oben bewegen möchte, sieht man hier, dass der Verschluss breiter ist, als das Schloss“, zeigt Bredemeier. Er kann sich nur öffnen, wenn sich der flexible Bügelring beim Hochheben des Deckels zusammendrücken kann.
Zum Verriegeln fährt ein Linearmotor am Außenring einen Stift zwischen die Ringenden, so dass sie sich nicht mehr zusammendrücken. Bricht jemand den Deckel auf, kneift Drähte durch oder blockiert den Motor, schlagen Sensoren Alarm. „Jedem Kanaldeckel ist ein Steuergerät zugeordnet“, sagt Bredemeier.
„Wenn wir ein bestimmtes Areal vernetzen möchten, etwa rund ums Brandenburger Tor, würden wir dort einen Netzknoten aufbauen, der sämtliche Steuergeräte anspricht.“
Brinkschulte schätzt, dass der erste Großversuch etwa in einem halben Jahr starten wird. „Wir haben sehr viele Interessenten und suchen einen Partner für ein Demonstrationsobjekt.“ Er denkt in großen Dimensionen: Olympiaveranstaltungen oder Projekte, die neu auf der grünen Wiese gebaut werden.
JO SCHILLING/ber
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