DGB-Umfrage: Digitalisierung stresst deutsche Beschäftigte
Mehr Arbeit, Multitasking und stärkere Kontrolle: Das sind Folgen der Digitalisierung. Der DGB hat die Klagen deutscher Arbeitnehmer in Zahlen gefasst.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat 10.000 Beschäftigte gefragt, wie sich die Digitalisierung auf ihren Berufsalltag auswirkt. „82 Prozent der Befragten geben an, dass die Digitalisierung ihren Berufsalltag prägt“, sagt DGB-Chef Reiner Hoffmann. „Das heißt, die Digitalisierung hat unsere Arbeitswelt in hohem Umfang erreicht.“ Und wie kommen die Menschen damit zurecht, dass Smartphones und Tablets zum verlängerten Arm des Büros werden?
Beschäftigte beklagen Multitasking und Mehrarbeit
E-Mails bequem im Café checken, im Home-Office über die Cloud an Projekten arbeiten. Sind das tatsächlich Möglichkeiten, die den Menschen entlasten? Nein, zeigt die Umfrage. 54 % der Befragten geben an, dass ihre Arbeitsmenge durch die Digitalisierung gewachsen ist. Für nur 7 % ist sie gesunken. Gleichzeitig sind die Multitasking-Anforderungen größer geworden, beklagen 56 % der Beschäftigten.
Unter diesem Stress leidet auch die Arbeitsqualität. Hoffmann: „Fast jeder Vierte berichtet, dass er Abstriche machen muss bei der Qualität der Arbeit, mit der er sich ja eigentlich hochgradig identifiziert, um das Arbeitspensum, das vorgegeben ist, überhaupt zu schaffen.“
Work-Life-Balance kaum verbessert
Und wie steht es um die Work-Life-Balance – die berühmte Balance zwischen Job und Privatleben? Hat sie sich wenigstens verbessert, wenn schon Arbeitsmenge und Multitasking steigen? Nicht wesentlich, zeigt die Umfrage. Für 68 % der Befragten ist sie gleichgeblieben, für 11 % schlechter geworden. „Nur 21 Prozent der Beschäftigten berichten von einer verbesserten Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf“, sagt Michael Vassiliadis, Chef der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie in einem Bericht der ARD.
Und nicht einmal dieses Ergebnis sei ausschließlich positiv zu bewerten. Denn bessere Vereinbarkeit bedeutet nicht gleichzeitig weniger Arbeitsstress. Vassiliadis: „Im Gegenteil: Diese Gruppe beklagt zu mehr als 70 Prozent, dass sie sich gehetzt fühlt.“ Für Unsicherheit dürfte auch sorgen, dass die Grenzen zwischen Freizeit und Job durch die Digitalisierung immer mehr verschwimmen.
Beschäftigte beklagen zu wenig Mitspracherecht
Unschön zudem für die Beschäftigten: Viele Unternehmen gewähren anscheinend wenig Mitspracherecht bei der Digitalisierung. 74 % der Befragten beklagen, dass sie kaum beeinflussen können, wie der Betrieb Technik einsetzt. Gleichzeitig sagen 46 %, dass die Überwachung und Kontrolle der Arbeitsleistung größer geworden ist.
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