„Eine wichtige Voraussetzung ist die Kenntnis des Bedrohungspotenzials“
Das Sicherheitskonzept der RWE AG stand im Mittelpunkt eines Seminars an der Bergischen Universität, das vom Arbeitskreis Studenten und Jungingenieure des Bergischen VDI-Bezirksvereins mitveranstaltet wurde. Ein integriertes Sicherheitskonzept, das Strategie und Umsetzungsmaßnahmen genau definiert, bildet die Grundlage für die RWE-Sicherheitsexperten, so Michael Schmidt vom RWE-Konzern.
„Energie und Sicherheit sind eng miteinander verbunden. Risiken bestehen nicht nur in technischer Hinsicht, auch der Schutz der Anlagen und der Führungskräfte ist ein großes Thema“, erklärte Prof. Joachim M. Marzinkowski, Lehrstuhlinhaber in der Sicherheitstechnik der Bergischen Universität.
Der Leiter Konzernsicherheit der RWE AG in Essen, Michael Schmidt, ging im Folgenden auf verschiedenste Szenarien ein und erläuterte, wie man sich präventiv wappnen kann. „Kritische Infrastrukturen sind die Lebensadern der modernen Industriegesellschaft, sie gewährleisten quasi die Blutversorgung einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung“, sagte Schmidt.
Bereits im Jahr 2005 erarbeitete das Bundesinnenministerium den „Nationalen Plan zum Schutz der Informationsstrukturen“ (NPSI), der Präventions- und Abwehrmaßnahmen insbesondere für die IT-Netze auflistet. „Sie sind das Herz der modernen Zivilisation“, so Schmidt, „und wir müssen die steigende Gefährdung durch Cyberkriminalität wie Hacken, Betrug oder Ausspähen sensibler Daten ständig im Blick haben.“ Corporate Security und Cyber Forensic seien nicht mehr voneinander zu trennen, so der Sicherheitsexperte. Deshalb beschäftige RWE Spezialisten, deren vorrangige Aufgabe es sei, die Kriminalität im Netz zu beobachten und Abwehrstrategien zu entwickeln.
Ein integriertes Sicherheitskonzept, das Strategie und Umsetzungsmaßnahmen genau definiert, bildet die Grundlage für die RWE-Sicherheitsexperten. „Eine wichtige Voraussetzung ist die Kenntnis des Bedrohungspotenzials“, erklärte Schmidt. „Wir haben die zugänglichen Informationen und die eigenen Erfahrungen genau analysiert und eine Risikomatrix erstellt. Die Bandbreite der Delikte reicht von klassischen Eigentums- und Betrugsdelikten bis hin zu Sabotageakten etwa an Kraftwerken oder Transportnetzen, wie in den USA bereits geschehen. Außerdem haben wir Anhaltspunkte dafür, dass die Energiebranche zunehmend ins Visier der Wirtschaftsspionage gerät.“
Aktion statt Reaktion haben sich deshalb die RWE-Sicherheitsspezialisten auf die Fahne geschrieben und in 16 konkreten Punkten festgelegt. Dazu gehören übergreifende und präventive Maßnahmen wie ständige Analysen, Gefahrenabwehr und Informationssicherheit, Objekt-, Personen- und Veranstaltungsschutz, um nur einige zu nennen. Für die Umsetzung ist die RWE-Sicherheitsorganisation zuständig, die die Maßnahmen der einzelnen Konzerngesellschaften koordiniert und die Umsetzung der Standards kontrolliert.
„Die Anforderungen an die einzelnen Konzerngesellschaften unterscheiden sich naturgemäß stark“, sagte Schmidt, „ein Verwaltungsgebäude muss anders geschützt werden als ein Kraftwerk.“ Einen engen Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten garantiert das regelmäßig tagende „Security Steering Commitee“, das ein einheitliches Vorgehen des Unternehmens in Sachen Sicherheit gewährleistet und über grundsätzliche Neuregelungen berät.
Sobald strafbare Handlungen bekannt werden, werden die Strafverfolgungsbehörden eingeschaltet. „Wir kooperieren mit den Sicherheitsbehörden strategisch auf allen Ebenen und arbeiten bei Ermittlungen Hand in Hand“, betonte Michael Schmidt. Dazu gehören auch regionale Sicherheitspartnerschaften mit Verbänden und Behörden, wie z. B. der Initiative des Verbandes für Sicherheit in der Wirtschaft NRW.
„Hinzu kommt, dass die kriminelle Gegenseite sich zunehmend international aufstellt“, sagte Schmidt weiter. Deshalb hat sich RWE einer Initiative des Bundeskriminalamtes angeschlossen, in der sich die Behörden und ein Kreis international agierender Unternehmen in Sachen Sicherheit eng miteinander abstimmen. Außerdem nimmt RWE regelmäßig an der länderübergreifenden Übungsserie Lükex des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe teil. CHRISTIANE GIBIEC
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