Schichtarbeiter über 50 Jahre kämpfen mit Gesundheitsproblemen
Schichtarbeiter der Babyboom-Generation kommen in die Jahre. Und können körperliche Arbeitsbelastungen immer schlechter ausgleichen. Viele klagen über Schlafstörungen und mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte.
Die Anzahl der über 50-jährigen Schichtarbeiter in Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt: von 594 000 auf 1,29 Millionen. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Einen Grund dafür sehen die Wissenschaftler im Älterwerden der zahlenmäßig großen Bevölkerungsgruppe, die in den 50er- und 60er-Jahren geboren ist. Sie sind überzeugt: „Mit dem weiteren Hineinwachsen dieser Babyboomer-Jahrgänge ins höhere Erwerbsalter wird bald ein großer Teil der Erwerbsbevölkerung über 50 Jahre alt sein.“
Atypische Arbeitszeiten stoßen Schichtarbeiter in Teufelskreis
Dass Schichtarbeit bei über 50-Jährigen zu Gesundheitsproblemen führen kann, sehen die Forscher in ihrer Umfrage der Jahrgänge zwischen 1959 und 1965 bereits bestätigt. In dieser Altersgruppe bezeichnen rund 56 Prozent der Normalbeschäftigten ihren gesundheitlichen Zustand als sehr gut. Bei ihren Altersgenossen aus der Schichtarbeit liegt dieser Anteil mit 49 Prozent schon jetzt sieben Prozent niedriger. Auch der Zusammenhang zwischen Arbeit im Schichtbetrieb und Schlafstörungen im fortgeschrittenen Alter scheint untermauert: Während 41 Prozent der Normalzeitbeschäftigten berichten, dass bei ihnen mindestens einmal wöchentlich Ein- und Durchschlafstörungen vorkommen, ist fast jeder zweite Schichtarbeiter über 50 mittlerweile davon betroffen.
Die meisten Schichtarbeiter über 50 arbeiten im produzierenden Gewerbe, etwa in der Elektro- und Automobilindustrie. Sie sind somit per se physisch anstrengender Arbeit ausgesetzt, die im Laufe der Jahre immer belastender wird. Hinzu kommt, dass der Körper mit zunehmendem Alter Abweichungen vom Tag- und Nachtrhythmus schlechter ausgleichen kann. Diese Doppelkombination schlägt sich laut Studie auch auf die Motivation aus, in der Freizeit Sport zu treiben. Arbeiter im Schichtbetrieb sind im Vergleich zu Normaldienstbeschäftigten weniger körperlich aktiv und schleppen häufiger Übergewicht mit sich herum. „Wer zu atypischen Arbeitszeiten tätig ist, hat es möglicherweise schwerer, sich ausgewogen zu ernähren oder sich an regelmäßigen sportlichen Aktivitäten, beispielsweise in einem Verein, zu beteiligen“, schreiben die IAB-Wissenschaftler. Ein Teufelskreis, der im Alter zum Verhängnis werden kann.
Mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte
Rund zwei Drittel der Schichtarbeiter arbeiten überwiegend im Stehen. Deutlich häufiger als Normalzeitbeschäftigte müssen sie zudem unter Einfluss von Kälte, Nässe oder Hitze arbeiten und Lärm am Arbeitsplatz hinnehmen. Sie klagen zudem häufiger über Zeitdruck, Überstunden und hohe Verantwortung. Diese Belastungen können durch eine gute Beziehung zu einem unterstützenden Vorgesetzten ausgeglichen werden. Doch während 72 Prozent der Normalzeitangestellten von entsprechender Anerkennung berichten, liegt auch dieser Anteil bei Schichtarbeitern neun Prozentpunkte
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