Wie Betriebsräte ältere Arbeitnehmer vor den Folgen der Automatisierung schützen
Automatisierung, Roboter und KI verändern die Arbeitswelt rasant – viele Arbeitnehmer fürchten um ihre Arbeitsplätze und müssen Lohnkürzungen hinnehmen. Doch welche Rolle spielt ein Betriebsrat in diesem Prozess, wenn er vorhanden ist? Eine aktuelle Studie liefert klare Antworten.

Betriebsräte im Zeitalter der Automatisierung: Ein Schutz für ältere Arbeitnehmer.
Foto: PantherMedia / Randolf Berold
Wenn Unternehmen Roboter und KI einsetzen, führt das oft zu weniger Arbeitsplätzen, was viele Arbeitnehmer beunruhigt – darüber haben wir bereits mehrfach berichtet. Betriebsräte verhindern dies, wie eine Studie des ZEW Mannheim zeigt.
„Betriebsräte spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, negative Folgen der Automatisierung abzumildern. Davon profitieren besonders ältere Beschäftigte, die es nach einer Kündigung schwer haben, einen neuen Job zu finden. Betriebsräte verbessern die Weiterbeschäftigungschancen für die Belegschaft vor allem dann, wenn es viele Arbeitssuchende gibt“, wird Oliver Schlenker, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ in einer Pressemitteilung zitiert.
Automatisierung kann zu niedrigeren Löhnen führen
Er warnt, dass Automatisierung zu niedrigeren Löhnen führen kann, wenn Arbeitnehmende in weniger qualifizierte und schlechter bezahlte Berufe gedrängt werden. Laut einer Studie sinken die Löhne für Beschäftigte in leicht automatisierbaren Berufen aufgrund der Robotisierung um etwa 3,5 %. Betriebsräte können dies jedoch verhindern.
Schlenker erklärt, dass auch die Unternehmensseite stärker von der Automatisierung profitieren kann. Er betont, dass die Studie erstmals zeigt, dass die Produktivitätszuwächse durch Robotisierung in Betrieben mit Betriebsrat höher sind. „Zum einen sorgen Betriebsräte dafür, dass die passenden Roboter eingesetzt werden, und zum anderen, dass die Belegschaft adäquat geschult wird. In Kombination kann das zu mehr Produktivität führen“, erklärt er diesen Standpunkt.
Was können Betriebsräte dagegen tun?
Betriebsräte können Verhandlungen führen, die Lohnkürzungen für gefährdete Arbeitnehmer verhindern, besonders für diejenigen, deren Arbeit leicht automatisiert werden kann oder die schlechte Alternativen auf dem Arbeitsmarkt haben. In der Studie werden die Löhne von zwei Gruppen untersucht: (1) ältere Arbeitnehmer, die es schwer haben, sich anzupassen, und daher schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, und (2) Arbeitnehmer, die manuelle Routineaufgaben erledigen und daher einem hohen Automatisierungsrisiko ausgesetzt sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Betriebsräte den Lohn dieser gefährdeten Gruppen um etwa 3,5 % erhöhen, indem sie Lohnkürzungen verhindern.
„Wir haben festgestellt, dass Betriebsräte die negativen Auswirkungen von Automatisierung auf bestehende Arbeitnehmer abmildern, indem sie Trennungen verringern. Besonders ältere Arbeitnehmer, die begrenzte Anpassungsmöglichkeiten haben, profitieren in Bezug auf ihre Beschäftigung. Wenn die Ersetzung von Arbeitskräften für Unternehmen teuer ist – was sich in einer hohen betriebsspezifischen Arbeitsmarktknautschung zeigt –, gleichen sich die Trennungs- und Bindungseffekte der Automatisierung in Betrieben mit und ohne Betriebsräte an, da die Interessen von Betriebsräten und Unternehmensleitung stärker aufeinander abgestimmt sind“, schreiben die Forschenden in der Studie.
Für die Studie wurden Daten aus dem IAB Betriebspanel zur Einführung von Robotern zwischen 2015 und 2018 sowie zur Anwesenheit von Betriebsräten mit den Karrieren der Beschäftigten kombiniert.
Dabei konzentrierten sich die Forschenden auf die Arbeitnehmende, die bereits vor der Einführung von Robotern im Unternehmen tätig waren. Sie verglichen die Entwicklung von Beschäftigung und Löhnen nach der Automatisierung in Betrieben mit und ohne Betriebsrat. Zum Vergleich wurden Beschäftigte mit ähnlichen persönlichen und beruflichen Merkmalen in vergleichbaren Unternehmen herangezogen, zum Beispiel in Bezug auf Größe, Lohnniveau und Branche.
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