Berufe, Namen, Hintergründe: Wer kandidiert für den Bundestag?
Wer bewirbt sich für den Bundestag 2025 – und welche Berufe sind besonders vertreten? Neben zahlreichen Berufspolitikern und Juristen fällt auf, dass auch viele Kandidaten wirtschaftliche und technische Expertise mitbringen, darunter auch Ingenieure in unterschiedlichsten Fachrichtungen.
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Vom Berufspolitiker bis zum Ingenieur: Wer 2025 in den Bundestag will.
Foto: PantherMedia / djedzura
Wer will in den nächsten Bundestag? Die Jobplattform Indeed hat die Profile der 4.506 Kandidaten analysiert und ihre Berufe, ihr Alter und ihre Vornamen verglichen.
Inhaltsverzeichnis
Besonders viele Bewerber bringen wirtschaftliche oder unternehmerische Erfahrung mit – mehr als noch 2021. Das könnte in der aktuellen Wirtschaftskrise von Vorteil sein. Am häufigsten vertreten sind jedoch Berufspolitiker, Studenten und Juristen.
Die Kandidatenliste für die Bundestagswahl 2025 zeigt eine breite Berufspalette – von Berufspolitikern über Softwareentwickler bis hin zu Audioredakteuren. Ganz repräsentativ ist sie jedoch nicht.
Laut einer Analyse der Jobplattform Indeed gehören die 4.506 Bewerber (darunter 1.422 Frauen, also 32 %) neben Berufspolitikern auch vielen Wirtschafts-, Digital- und systemrelevanten Berufen an. Im Vergleich zu 2021 gibt es dabei einige Veränderungen.
Wirtschaftsexpertise im Bundestag
Die Zahl der Kandidaten mit wirtschaftlichem Fachwissen sinkt zwar insgesamt, da 2025 rund 1.700 Bewerber weniger antreten. Doch prozentual steigt ihr Anteil in fast allen Bereichen, was mehr unternehmerische Expertise im Bundestag bedeuten könnte – ein möglicher Vorteil in der aktuellen Rezession.
Zu den Spitzenpositionen gehören 89 Geschäftsführer (Platz 7), 74 Unternehmer (Platz 8) und 60 Selbstständige (Platz 9). Ergänzt wird dieses wirtschaftliche Know-how durch 50 Kaufleute, 48 Diplom-Kaufleute und 41 Betriebswirte (Plätze 12, 13 und 15).
Auch im digitalen Bereich gibt es starke Fachkompetenz: Über 70 Kandidaten haben Erfahrung in diesem Sektor, darunter 36 Softwareentwickler, elf IT-Berater, neun Softwareingenieure, acht Techniker und sechs IT-Systemadministratoren.
28 Schüler kandidieren für den Bundestag
Auch die jüngste Generation mischt in der Bundespolitik mit: 28 Schüler kandidieren für die Bundestagswahl 2025, darunter vier, die erst 2007 geboren wurden. Zum Vergleich: 315 Bewerber haben einen Doktortitel und ihre Schulzeit schon lange hinter sich.
Auch aus systemrelevanten Berufen treten einige Kandidaten an: Darunter 130 Lehrer, 39 Polizisten, 31 Erzieher und 22 Krankenpfleger – Menschen, die in essenziellen Bereichen arbeiten, oft trotz Personalmangels.
Für eher ausgefallene Berufsbeschreibungen sorgen die Kandidaten von Die PARTEI. Laut eigenen Angaben treten sie unter anderem als Biersommelier oder Flaneur an – wahrscheinlich nicht ganz ernst gemeint.
Die meisten Kandidaten sind Berufspolitiker, da 587 der 733 aktuellen Abgeordneten erneut antreten. Mit deutlichem Abstand folgen Studierende (248), Rechtsanwälte und Juristen (238) sowie Rentner (210).
Ingenieure im Bundestag
Ingenieure tauchen in der Auswertung gleich mehrfach auf, da die Berufsbezeichnungen im Wahlverzeichnis unterschiedlich angegeben wurden – ohne einheitliche Struktur. Hier die Auflistung genau so, wie sie in der Auswertung steht:
- 39 Ingenieure
- 28 Diplom-Ingenieure
- 13 Bauingenieure
- 9 Softwareingenieure
- 8 Dipl.-Ing. Maschinenbau
- 5 Maschinenbauingenieure
- 5 Dipl.-Ing. Elektrotechnik
- 4 Verkehrsingenieure
- 4 Dipl.-Bauingenieure
- 3 Dipl.-Ing. Bauwesen
- 3 Dipl.-Ing. Architektur
- 2 Serviceingenieure
- 2 Luft- und Raumfahrtingenieure
- 2 IT-Ingenieure
- 2 Chemieingenieure
- 1 Verfahrensingenieur
- 1 Umweltschutzingenieur
- 1 Umweltingenieur
- 1 Textilingenieur
- 1 Systemingenieur EDV
- 1 Sicherheitsingenieur
- 1 Raumfahrtingenieur
- 1 Qualitätsingenieur
- 1 Qualifizierungsingenieur
- 1 Mechatronik-Ingenieur
- 1 Konstruktions-Ingenieur
- 1 Fertigungsingenieur
- 1 Erfinder
- 1 Entwicklungsingenieur
- 1 Dipl.-Wasserbauingenieur
- 1 Dipl.-Umweltingenieur
- 1 Dipl.-Elektroingenieur
- 1 Chemie-Ingenieur
- 1 Bioingenieur
„Mut macht mir der steigende Anteil an praktischer Wirtschaftskompetenz unter den Kandidaten, da solche Kenntnisse entscheidend für die Bewältigung unserer wirtschaftlichen Probleme sind. Vertreter aus Berufen mit großem Fachkräftemangel, die aus erster Hand wissen, wie diese Jobs attraktiver gemacht werden können, fehlen mir hingegen. Schließlich sind Menschen mit Migrationsgeschichte offensichtlich unterrepräsentiert. Sie könnten jedoch besonders wertvolle Erfahrungen einbringen, um konstruktive Lösungen beim Thema Einwanderung herbeizuführen.”, kommentiert Frank Hensgens, Geschäftsführer DACH von Indeed.
Welche Namen dominieren die Wahllisten?
Die Vornamen der Kandidaten geben Hinweise auf Altersstruktur und Repräsentation.
Häufigste Männernamen:
- Michael – 82 Kandidaten (wie schon 2021)
- Andreas – 75 Kandidaten
- Thomas – 71 Kandidaten
Michael war in den 70ern besonders beliebt, was zum Durchschnittsalter der Kandidaten von 52 Jahren passt.
Häufigste Frauennamen:
- Anna – 28 Kandidatinnen (Platz 18 insgesamt)
- Anja – 21 Kandidatinnen
- Julia – 20 Kandidatinnen
Susanne – 18 Kandidatinnen (führte 2021 die Liste an)
Anna ist im Schnitt 36 Jahre alt und löst Susanne (53 Jahre) als häufigsten Frauen-Namen ab.
Auch Vornamen, die auf einen internationalen Hintergrund oder eine Migrationsgeschichte hinweisen, sind unter den Spitzenkandidaten kaum vertreten. Der Name Ali kommt mit vier Kandidaten am häufigsten vor (Platz 227), genauso wie 2021. Dahinter folgen Derya (3 Kandidaten, Platz 276) sowie Tarek und Serap (jeweils 2, Platz 339).
Insgesamt gibt es 771 Vornamen, die nur einmal unter den Kandidaten vertreten sind, darunter ungewöhnliche Namen wie Ocean, Morris-Pascal, Isaura und Gitta-Susann.
Nachholbedarf hinsichtlich der Diversität der Kandidaten
„Es gibt weiter offensichtlichen Nachholbedarf hinsichtlich der Diversität der Kandidaten für den neuen Deutschen Bundestag. Das betrifft nicht nur das Geschlecht, sondern auch die Herkunft und den beruflichen Hintergrund. Wie in der Wirtschaft dominieren Männer mit eher homogenem Profil das Bewerberfeld. Mehr Vielfalt im Bundestag wäre wünschenswert, da sie nachweislich bessere Ergebnisse, Kreativität und Innovation fördert“, sagt Hensgens.
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