Bewerberflut: Wie KI den Top-Talenten den Weg versperrt
Jeden Tag landen unzählige KI-generierte Bewerbungen in den Postfächern von Unternehmen – doch statt Chancen zu schaffen, sorgen sie für Chaos. Während HR-Abteilungen mit der Masse kämpfen, geraten qualifizierte Talente immer häufiger aus dem Blickfeld.

KI-gestützte Bewerbungen: Flut von Anträgen erschwert es, echte Talente zu finden.
Foto: PantherMedia / NewAfrica
Bewerbende setzen KI ein, um ihre Chancen zu erhöhen. Unternehmen nutzen KI, um Bewerbungen schneller zu filtern. Alle verlassen sich auf KI – doch das führt zu einer Bewerbungsflut. Unqualifizierte Kandidaten und Kandidatinnen überschwemmen den Markt, während Top-Talente übersehen werden. Am Ende stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Auswahlprozesse weiter zu optimieren.
10 Arbeitstage, um Bewerbungen auszusortieren
Deutsche Unternehmen benötigen im Schnitt fast 10 Arbeitstage, um unpassende Bewerbungen für jede offene Stelle auszusortieren. Ein Grund dafür ist der wachsende Einsatz von KI-generierten Bewerbungen. Das zeigt eine internationale Studie der HR-Plattform Remote und Censuswide, die über 4.000 Führungskräfte aus zehn Ländern befragt haben – darunter mehr als 500 in Deutschland. Zudem zeigt die Studie, dass Unternehmen weltweit zunehmend Probleme haben, Stellen effizient zu besetzen. Gründe dafür sind die hohe Bewerberzahl, der Fachkräftemangel und die sich ständig verändernde Arbeitswelt.
Mehr Bewerbungen auf unpassende Stellen
Der Arbeitsmarkt ist so herausfordernd wie nie zuvor – für Bewerbende und Unternehmen gleichermaßen. KI verstärkt diese Schwierigkeiten zusätzlich. Jobsuchende finden nur schwer eine passende Stelle, während Firmen mit Bewerbungsfluten kämpfen. So sagen 29 % der deutschen Unternehmen, dass sie regelmäßig von Bewerbungen überschwemmt werden. Zudem haben 77 % in den letzten sechs Monaten KI-generierte Bewerbungen mit falschen Angaben erhalten. Gleichzeitig haben 39 % weiterhin Probleme, überhaupt qualifizierte Kandidaten zu finden. Durch den Einsatz von KI bewerben sich Menschen schneller und auf mehr Stellen, doch für Unternehmen wird es schwieriger, echte Talente von der Masse abzuheben.
Sichtungszeit für Bewerbungen wird drastisch verkürzt
Wegen der Flut an KI-generierten Bewerbungen von unqualifizierten Kandidaten verkürzen 39 % der Unternehmen die Sichtungszeit drastisch. Dadurch werden möglicherweise Top-Talente übersehen und nicht jede Bewerbung erhält die nötige Aufmerksamkeit. Viele Jobsuchende nutzen KI, um massenhaft Bewerbungen zu verschicken, in der Hoffnung, ihre Chancen zu erhöhen. Das führt dazu, dass 71 % der deutschen Recruiter mehr unqualifizierte Bewerbungen erhalten – ein Problem, das 92 % der Unternehmen als ernsthaft empfinden.
Da 89 % der deutschen Unternehmen in diesem Jahr mehr Mitarbeitende einstellen wollen, setzen sie verschiedene Strategien ein, um qualifizierte Kandidaten zu finden. Dazu gehören Pre-Screening-Tests (24 %), die Zusammenarbeit mit spezialisierten Recruiting-Firmen (30 %) und die Anpassung der Qualifikationsanforderungen (33 %). Obwohl KI zur Bewerbungsflut beiträgt, nutzen 33 % der Unternehmen bereits KI-Technologien, um die Vorauswahl und Zuordnung von Bewerbern zu erleichtern.
KI gezielt anwenden, aber nicht ablehnen
„Moderne Technologien haben verändert, wie Unternehmen weltweit auf Talente zurückgreifen – gleichzeitig eröffnen sie aber auch den Jobsuchenden durch ortsunabhängige Arbeitsplätze neue Möglichkeiten“, sagte Job van der Voort, CEO und Mitgründer von Remote. „Der globale Zugang zu Talenten ist zwar ein großer Vorteil, doch die enorme Zunahme an Bewerbungen durch KI-gestützte Tools führt zu einer Bewerberflut, die es HR-Teams erschwert, die besten Kandidaten herauszufiltern. Wichtig ist es aber, den Einsatz von KI nicht grundsätzlich abzulehnen, sondern sie gezielt und sinnvoll anzuwenden. Immer mehr Personalverantwortliche nutzen KI, um den Einstellungsprozess zu optimieren, Fähigkeiten präzise zu bewerten und sich effizient durch die Masse an Bewerbungen zu arbeiten – so finden sie schneller die passenden Talente“, resümiert der Experte.
Remote ließ das Marktforschungsunternehmen Censuswide eine Umfrage unter Führungskräften mit Personalverantwortung durchführen. Im August 2024 wurden dafür 4.126 Personen aus zehn Ländern befragt, darunter 501 in Deutschland.
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