Interview 21.08.2024, 08:42 Uhr

Büropflicht vs. Homeoffice: Was die Daten wirklich verraten

Viele Arbeitgeber haben Angst, Kontrolle und Macht zu verlieren, und holen ihre Mitarbeiter wieder zurück ins Büro. Doch diese Strategie senkt oft die Motivation und Loyalität der Beschäftigten. Amir El Sayed, Gründer von desk.ly, sieht das anders und kann anhand von Daten aus seiner Plattform genau beobachten, was die Mitarbeitenden wirklich wollen.

Büro

Warum der 'Zurück ins Büro'-Trend die falsche Antwort ist.

Foto: PantherMedia / Rawpixel

Wie bewerten Sie den aktuellen Trend, Mitarbeitende wieder verstärkt ins Büro zu holen?

Grundsätzlich bewerte ich den Trend positiv, da ein Großteil der Mitarbeitenden auch von sich aus wieder ins Büro zurückkehren will. Jedoch ist es wichtig, die Intention der Arbeitgeber zu verstehen und sicherzustellen, dass die Entscheidung für das Unternehmen und die Mitarbeitenden gleichermaßen getroffen wird.

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Homeoffice: Angst vor Kontroll- und Machtverlust

Welche Rolle spielt dabei die Angst vor Kontroll- und Machtverlust bei den Arbeitgebern?

Im Gespräch mit Arbeitgebern aus unterschiedlichen Branchen wird häufig die erhöhte Produktivität und Effizienz im Büro hervorgehoben. Das Arbeiten im Büro sei grundsätzlich besser, da im Home-Office zu viele Ablenkungen herrschen. Wie und ob diese Werte in den Unternehmen gemessen werden, bleibt meist jedoch offen. Eine Rückkehr zu “alten” Arbeitsweisen suggeriert eine gewisse Kontrolle, welche in flexiblen Modellen fehlt. Eine Studie der University of Pittsburgh  legt nahe, dass Produktivität und Effizienz häufig nur von Arbeitgebern vorgeschoben werden, um einem scheinbaren Kontrollverlust der Mitarbeitenden im Home-Office entgegenzuwirken. Ein tatsächlicher Wertverlust kann dieser Studie zufolge bei erhöhter Home-Office Quote allerdings nicht gemessen werden.

Welche Vorteile sehen Sie darin, den Mitarbeitenden mehr Flexibilität und Freiheit bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeiten und -orte zu gewähren?

Die Flexibilität ermöglicht es den Mitarbeitenden, ihre Büroanwesenheit und Fokuszeiten anhand ihrer aktuellen Aufgaben zu planen und abzustimmen. So sind besonders kommunikative Berufe und Aufgabenbereiche wie beispielsweise der Vertrieb oder das Marketing zu Kollaborationszwecken häufiger freiwillig im Büro anzutreffen. Ingenieur:innen und Software Entwickler:innen dagegen arbeiten lieber im Home-Office, um Fokusaufgaben in Ruhe zu bearbeiten.

Büros attraktiv machen

Welche Maßnahmen könnten Unternehmen ergreifen, um das Büro als attraktiven Ort zu gestalten, an dem Mitarbeitende gerne arbeiten?

Das Büro sollte ein Ort der Begegnung werden, den die Mitarbeitenden gerne besuchen. Wir sehen, dass viele mittelständische Unternehmen gerade in diesen Bereich investieren. Sie werten ihre Büros mit Lounge-Ecken, offenen Räumen und Pflanzen auf. Solche Maßnahmen fördern den Austausch zwischen den Mitarbeitenden und erhöhen messbar die Anwesenheitsquoten.

Wie können Unternehmen sicherstellen, dass die Einführung von mehr Flexibilität und Homeoffice-Optionen nicht zu einem Gefühl der Isolation oder Entkopplung bei den Mitarbeitenden führt?

Unternehmen sollten sich überlegen, welche Anreize sie schaffen können, um Kontakt zwischen Mitarbeitenden zu fördern. Im Tagesgeschäft helfen dabei Kollaborationstools wie Slack oder MS Teams, die die Kommunikation unter den Mitarbeitenden ermöglichen. Dabei ist wichtig, dass Vertrauen im Unternehmen gelebt wird, denn natürlich finden über diese Chats auch mal private Unterhaltungen statt.

Außerdem sind regelmäßige Angebote im Büro wichtig, um Kommunikation außerhalb des Tagesgeschäfts zu fördern. Wir planen zum Beispiel regelmäßig Team-Events, aber auch Fachvorträge oder ein gemeinsames Frühstück sind gute Beispiele.

Amir El Sayed

Amir El Sayed.

Foto: Timo Dierkes

8-Stunden-Tag abschaffen?

Welche Auswirkungen erwarten Sie auf die Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden, wenn Unternehmen den 8-Stunden-Tag abschaffen und stattdessen auf projektbasierte oder ergebnisorientierte Arbeitszeiten umstellen?

Ergebnisorientiertes Arbeiten legt den Fokus darauf, dass Mitarbeitende effizient arbeiten und dabei das optimale Ergebnis liefern. Das führt dazu, dass weniger Meetings stattfinden, man sich weniger gegenseitig ablenkt und mehr Arbeit im sogenannten Flow stattfindet. Alleine in Deutschland ließen sich bis zu 224 Millionen Euro durch das Beseitigen von Ablenkungen sparen. Das selbstbestimmte Arbeiten erhöht dabei gleichzeitig die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

Inwieweit könnte die Abschaffung des 8-Stunden-Tages dazu beitragen, die Akzeptanz und Effizienz von Homeoffice zu verbessern, und welche Rolle spielen dabei die sich verändernden Erwartungen der Mitarbeitenden an ihre Arbeitszeiten?

Bei der Abschaffung des 8-Stunden-Tages muss der Arbeitgeber seinen Mitarbeitenden Vertrauen schenken. Mit diesem Vertrauen kann jede/r Einzelne dann entscheiden, wo und wann bestimmte Aufgaben optimal erledigt werden können. So lassen sich Fokusaufgaben zum Beispiel meist besser im Home Office abarbeiten. Zeitliche Flexibilität ermöglicht zusätzlich, solche Fokuszeiten auch außerhalb der typischen 8-18 Uhr Zeiträume einzulegen.

Stoßzeiten im Büro erkennen und darauf reagieren

Inwiefern können Buchungsdaten, wie die von desk.ly, genutzt werden, um die Bedürfnisse und Präferenzen der Mitarbeitenden besser zu verstehen und darauf zu reagieren? Was konnten Sie noch anhand dieser Daten feststellen?

Anhand von Nutzungsdaten aus einer Arbeitsplatzbuchungs-Software wie desk.ly können Arbeitgeber Stoßzeiten im Büro erkennen und darauf reagieren. Sie können gemeinsame Aktivitäten, Workshops und Team-Tage anhand der Präferenzen der Mitarbeitenden planen, anstatt diese von oben herab zu bestimmen. Oder sie können besonders beliebte Plätze im Büro identifizieren und herausfinden, ob diese bestimmte Merkmale gemeinsam haben. So lässt sich die Büroausstattung besser an die Bedürfnisse der Belegschaft anpassen.

Büropflicht wird in Zukunft nicht mehr tragbar sein

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der Büroarbeit im Vergleich zum Homeoffice? Welche langfristigen Trends könnten die Art und Weise verändern, wie Unternehmen Arbeit organisieren?

Viele Studien suggerieren, dass Arbeitgeber in Zukunft alle Mitarbeitenden zurück ins Büro holen wollen, während die Belegschaften und Betriebsräte häufig das Gegenteil erreichen wollen. In Arbeitsumgebungen, in denen seit vielen Jahren hybrid gearbeitet wird, können wir jedoch beobachten, dass sich die Büroarbeit auf einen Mittelwert einpendelt. Im Schnitt liegt die Büroanwesenheit auch bei 100% Homeoffice Option bei 2-3 Bürotagen pro Woche. Wobei jede Person unterschiedliche Präferenzen hat. Auf diese Präferenzen sollten Arbeitgeber zukünftig besser eingehen, um die Mitarbeitenden im Unternehmen zu halten.

Welche Rolle wird Ihrer Meinung nach die Büropflicht in der zukünftigen Arbeitswelt spielen? Glauben Sie, dass eine hybride Arbeitsweise zur Norm wird, oder wird es eine Rückkehr zu traditionellen Büroarbeitsmodellen geben?

Eine angeordnete Büropflicht wird in Zukunft bei Berufen, die das nicht voraussetzen, nicht mehr tragbar sein. Insbesondere der Fachkräftemangel verleiht dem Willen der Arbeitnehmenden immer mehr Gewicht. Unternehmen, die keine flexiblen Arbeitsmodelle anbieten, müssen eine hohe Fluktuation erwarten.

Hybrides Arbeiten wird in Zukunft immer wichtiger, um Mitarbeitende zufriedenzustellen und an das Unternehmen zu binden.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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