Der Arbeitsmarkt kann auch Ingenieuren Probleme bereiten
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist auch für „normale“ Ingenieure etwas schwieriger geworden, denn bei Stellenbesetzungen wird stärker selektiert. Nicht unbedingt zum Vorteil der Bewerber werden die Lebensläufe meist sehr detailliert analysiert und mit viel Phantasie interpretiert. Da die Denkschemata in den Personalabteilungen der Unternehmen recht ähnlich sind, werden, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, immer wieder die gleichen Bewerbertypen als „attraktiv“ bzw. „unattraktiv“ eingestuft. Auf diese Weise kommt es in Einzelfällen zu längeren Phasen der Beschäftigungslosigkeit mit teilweise fatalen persönlichen Konsequenzen. Glaubt man den Medien, so handelt es sich aber nur um ein relativ geringes Problem. Dort liest man Überschriften wie: „Ingenieure haben trotz Krise fast eine Jobgarantie“. Im Dezember 2009 waren rund 27.000 Ingenieure beschäftigungslos – offiziell herrscht damit auf dem Ingenieurarbeitsmarkt praktisch Vollbeschäftigung.
Tatsächlich gibt es aber Kandidaten, die es schwer haben, überhaupt zu Vorstellungsgesprächen zu kommen, kritische Fragen im Interview zu überstehen oder ein angemessenes Jobangebot zu erhalten. Hier einige Beispiele dafür, was zu Absagen der Unternehmen führen kann.
Wenn ein seit sechs Monaten arbeitsloser Bachelor ein Jahresgehalt von über 50.000 Euro für realistisch hält und ein Absolvent mit einem Abschluss in der Technischen Kybernetik satte 60.000 Euro im ersten Berufsjahr nach dem Studium fordert, werden sie vermutlich bis zum St. Nimmerleinstag Tag suchen dürfen. Aber auch gestandene Ingenieure entwickeln in der Wirtschaftskrise teilweise nicht zeitgemäße Gehaltsvorstellungen. Weitere Schwachpunkte in Lebensläufen sind häufige Stellenwechsel. Wer es in dieser Hinsicht übertrieben hat, fällt vielleicht schon der Vorauswahl zum Opfer und erhält erst gar keine Gelegenheit, seine Vorgehensweise im Vorstellungsgespräch zu erläutern. Ähnlich verhält es sich mit anderen Experimenten. Wer zu oft die Funktionsbereiche wechselte, die Branchen und Unternehmensgrößen, der glänzt zwar mit einer überdurchschnittlichen Flexibilität, in schwierigen Wirtschaftslagen wird aber dem beständigen, eher konservativen Kandidaten der Vorzug gegeben. Es soll auf jeden Fall verhindert werden, dass ein Kandidat mit viel Geld gesucht und eingearbeitet wird, der dann doch wieder bei nächster Gelegenheit auf einen neuen Zug aufspringt.
Das Problem ist, dass sich Lebensläufe nachträglich nicht ändern lassen. Kann man eine Gehaltsvorstellung noch korrigieren, ist dies bei Lebensläufen so gut wie nicht möglich. Sicher, manches ist eine Form der Darstellung, aber der Kern des Lebenslaufes wird immer der gleiche bleiben. Für Ingenieure, die auf eine längere Arbeitslosigkeit zusteuern, gibt es daher im Grunde nur wenige Optionen.
Viele Bewerbungen zu schreiben ist aufwändig und zeitraubend – allerdings auch durchaus Erfolg versprechend. So berichtete ein Ingenieur von 100 versendeten Bewerbungen, die zu gerade mal drei Vorstellungsgesprächen führten. Die Quote ist zwar nicht berauschend, aber immerhin. Der Kandidat muss im nächsten Schritt reflektieren, was in den Gesprächen nicht so gut gelaufen ist, sollte aber gleich die nächsten 100 Bewerbungen auf die Reise schicken.
Wer wirklich flexibel und mobil ist, kann auch über einen Job im Ausland nachdenken. So ist auf der offiziellen Website von Norwegen zu lesen: „Norwegische Unternehmen brauchen dringend Ingenieure, gerne auch deutsche Staatsbürger. Zum Beispiel wird das große Unternehmen Aker Kværner Offshore Partner mit Hauptsitz in Stavanger im Laufe des Jahres ca. 100 neue Ingenieure anstellen.“
Eine weitere Alternative ist der Weg in die freiberufliche Tätigkeit. Dabei gibt es neben vielen Nachteilen auch den Vorteil, dass hier der Lebenslauf nicht ganz so detailliert dargestellt werden muss, wenn man sich um Projekte oder Projektarbeiten bewirbt.
Lesen Sie zu diesem Thema auch die Checkliste unter:
www.ingenieurkarriere.de/checklisten
Ein Beitrag von: