Der Arbeitsweg entscheidet: Wie weit sind Jobsuchende bereit zu pendeln?
Der tägliche Arbeitsweg kann für viele zur Stressfalle werden, während Remote-Arbeit und flexible Arbeitszeiten als Lösungen immer beliebter werden. Doch wie viel Pendeln ist fpr jeden einzelnen zumutbar, und welche Faktoren würden Jobsuchende dazu bewegen, längere Wege in Kauf zu nehmen – oder sogar ihren Job zu wechseln?
Der Arbeitsweg von Zuhause ins Büro wird von vielen als reine Zeitverschwendung empfunden. Minuten oder gar Stunden im Stau oder in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln könnten sinnvoller genutzt werden – sei es für Familie, Sport oder einfach mehr Schlaf. Gerade in Zeiten von Remote-Arbeit während der Pandemie haben viele erkannt, wie wertvoll die gewonnene Zeit sein kann. Doch der Trend zurück ins Büro sorgt für kontroverse Diskussionen: Befürworter argumentieren, dass der persönliche Austausch im Büro die Teamdynamik fördert und Kreativität steigert.
20 Millionen Deutsche pendeln zum Arbeitsplatz
Laut dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung pendeln etwa 20 Millionen Deutsche regelmäßig zu ihrer Arbeitsstelle. Doch wie sehr spielt die Entfernung zum Büro bei der Wahl des Arbeitgebers eine Rolle? Kann ein langer Arbeitsweg sogar einen Jobwechsel auslösen? Diesen und weiteren Fragen ging eine Umfrage von Jooble nach, an der 1.188 Arbeitssuchende teilnahmen.
Wir schauen uns Menschen an, die die Möglichkeit haben, hin und wieder von zu Hause aus zu arbeiten oder ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten.
Wie wichtig ist die Entfernung zum Arbeitsplatz für die Karrierewahl?
Knapp 19,5 % der Befragten arbeiten weniger als 5 km von ihrem Zuhause entfernt. 27,4 % pendeln 5-10 km, 21,7 % legen 11-20 km zurück, und 23,7 % haben einen Arbeitsweg von über 20 km. Nur 7,7 % arbeiten komplett von zu Hause aus.
Die Entfernung zum Arbeitsplatz ist für viele Jobsuchende ein entscheidender Faktor. Laut der Umfrage halten 83,8 % der Befragten die Nähe zum Arbeitsplatz für wichtig, 10,4 % sind neutral, und nur 5,8 % bewerten sie als unwichtig. Gleichzeitig kann der tägliche Arbeitsweg erhebliche Stressfaktoren mit sich bringen, etwa Zeitmangel, Erschöpfung, Staus oder Zugausfälle. Fast die Hälfte der Teilnehmenden (49,5 %) gibt an, häufig stressbedingte Probleme durch das Pendeln zu erleben, 24,7 % berichten von gelegentlichen Belastungen, während 14,2 % diese selten und 11,6 % nie verspüren.
Die Möglichkeit, Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten zu nutzen, könnte den Stress reduzieren, doch hier gibt es Einschränkungen: 41 % der Befragten haben keinen Zugang zu solchen Optionen, 37,9 % nutzen sie nicht. Lediglich 9,9 % arbeiten ein- bis zweimal pro Woche von zu Hause aus, 6 % täglich und 5,2 % nur einmal im Monat.
Interessant ist auch, was Arbeitssuchende dazu bewegen könnte, längere Arbeitswege in Kauf zu nehmen. Höhere Gehälter sind für 67,8 % ein Anreiz, während 43,5 % durch zusätzliche Leistungen wie Fahrtkostenzuschüsse überzeugt werden könnten. Bessere Arbeitsbedingungen (41,5 %), spannendere Aufgaben (30,1 %) oder bessere Karrierechancen (26,1 %) spielen ebenfalls eine Rolle.
Maximale Pendelzeit: Wo ziehen Jobsuchende die Grenze?
Für die Mehrheit der Befragten (54,6 %) sollte die tägliche Pendelzeit nicht länger als 30 Minuten dauern, 37,7 % sind bereit, bis zu eine Stunde zu pendeln, und nur 7,7 % akzeptieren einen Arbeitsweg von mehr als einer Stunde. Die Entfernung zum Arbeitsplatz ist für viele sogar ein Grund, den Job zu wechseln: 26,8 % haben dies bereits einmal getan, und 22,6 % haben es zumindest in Erwägung gezogen. Für 59,7 % wäre ein Jobwechsel aufgrund der Entfernung durchaus denkbar, während 20,4 % dies ausschließen und 19,9 % unentschlossen sind.
Die Nähe zum Arbeitsplatz bleibt für viele wichtiger als andere Faktoren wie Gehalt oder Karrierechancen: 77,3 % der Befragten halten sie für relevant, während 18,4 % sie als weniger wichtig einstufen und nur 4,3 % der Entfernung keine Bedeutung beimessen. Um die Belastung durch das Pendeln zu reduzieren, wünschen sich die Teilnehmenden vor allem Zuschüsse zu den Fahrtkosten (53,9 %), flexible Arbeitszeiten (50,8 %), kürzere Arbeitszeiten (34 %) und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten (30,8 %).
Für diese anonyme Umfrage befragte Jooble zwischen dem 17. September und dem 16. Oktober 2024 insgesamt 1.188 Jobsuchende aus verschiedenen Branchen, wie Hotel- und Gastgewerbe, Bildung, IT, Produktion, Bau, Landwirtschaft, Medizin, Logistik und anderen. Die Teilnehmer waren mindestens 18 Jahre alt. Die Fehlermarge liegt bei maximal 3 %.
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