Fachkräftemangel 07.11.2023, 08:00 Uhr

Deutsche Arbeitswelt: Vorurteile gegenüber ausländischen Fachkräften

Die Integration ausländischer Fachkräfte in Deutschland ist mit Herausforderungen verbunden, da viele von ihnen mit Ressentiments am Arbeitsplatz rechnen müssen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass internationale Arbeitskräfte nach wie vor nicht uneingeschränkt akzeptiert werden.

Internationale Fachkräfte und die Herausforderung der Integration. Foto: PantherMedia / kopitin

Internationale Fachkräfte und die Herausforderung der Integration.

Foto: PantherMedia / kopitin

Die Anwerbung ausländischer Fachkräfte spielt eine immer wichtigere Rolle in Deutschland, da der demografische Wandel und der Fachkräftemangel die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt beeinflussen.

Eine aktuelle, repräsentative Arbeitsmarktstudie der KÖNIGSTEINER Gruppe, bei der bundesweit 1.021 Beschäftigte befragt wurden, zeigt, dass viele Arbeitnehmer Vorbehalte gegenüber ausländischen Fachkräften haben, die sich für eine Anstellung in Deutschland entscheiden.

Dass aber Deutschland ein Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in verschiedenen Branchen hat, ist unbestritten. Wir haben bereits über das Vorhaben des VDI berichtet, ein Pilotprojekt ins Leben zu rufen, das darauf abzielt, die Integration von ausländischen Ingenieuren und Ingenieurinnen zu verbessern.

Skepsis gegenüber den ausländischen Fachkräften

Insgesamt ergab die Studie, dass ein Drittel der Befragten glaubt, dass qualifizierten ausländischen Fachkräften bei ihrem aktuellen Arbeitgeber mit Skepsis begegnet würde. Ein weiteres Zehntel geht sogar davon aus, dass eine ablehnende Haltung in ihrem Unternehmen wahrscheinlich ist, während 23 Prozent dies für möglich halten. Die Anwerbung ausländischer Fachkräfte bringt nicht nur dringend benötigte Expertise, sondern auch kulturelle Vielfalt und neue Perspektiven in die Gesellschaft.

Die Integration von ausländischen Fachkräften und die Bereitstellung geeigneter Rahmenbedingungen sind, wie bereits erwähnt, wichtige Herausforderungen. Effektive Integrationsprogramme und eine Willkommenskultur sind entscheidend, um das volle Potenzial dieser Fachkräfte auszuschöpfen und gleichzeitig die kulturelle Vielfalt in Deutschland zu fördern.

Warum Arbeitgeber auf das Recruiting von ausländischen Fachkräften setzen sollten

Die Bedenken in Bezug auf den gesamten Standort Deutschland sind noch ausgeprägter, da ein Viertel der Befragten Ressentiments erwartet und weitere 47 Prozent diese Möglichkeit als wahrscheinlich einschätzen. Trotz dieser Vorbehalte ist fast die Hälfte der Studienteilnehmer (49 Prozent) davon überzeugt, dass die deutsche Wirtschaft auf die Einbindung ausländischer Fachkräfte angewiesen ist.

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„Ohne eine geregelte Zuwanderung werden Arbeitgeber hierzulande dem Mangel an Arbeitskräften nicht die Stirn bieten können. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum Arbeitgeber auf das Recruiting von ausländischen Fachkräften setzen sollten. Eine internationale Belegschaft vereint vielfältige Fähigkeiten, Qualifikationen und Erfahrungen. Das dadurch entstehende Kraftfeld sorgt für eine offene Unternehmenskultur und vor allem für eine höhere Wettbewerbsfähigkeit in einer Arbeitswelt, die genau das zukünftig erfordert“, kommentiert Nils Wagener, Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe, Ergebnisse der Studie.

Zu wenig Anstrengungen für die Integration ausländischer Fachkräfte?

Insgesamt sind 39 Prozent der Befragten der Meinung, dass deutsche Arbeitgeber zu wenig Anstrengungen für die Integration ausländischer Fachkräfte unternehmen, was 4 Prozent mehr sind als der Anteil derer, die dies in Bezug auf die deutsche Politik empfinden.

Gleichzeitig zeigt sich jedoch eine erhebliche Bereitschaft, sich aktiv in die Integration ausländischer Kolleginnen einzubringen. Mehr als jeder Fünfte (22 Proznet) ist der Studie zufolge beispielsweise bereit, als Mentor*in für sie zu agieren, und weitere 38 Prozent könnten sich dies grundsätzlich vorstellen.

Die Bereitschaft, an Sensibilisierungsschulungen teilzunehmen, um kulturelle Unterschiede besser zu verstehen und zu respektieren, ist sogar noch größer. 30 Prozent der Befragten würden dies auf jeden Fall tun, und 38 Prozent würden es immerhin wahrscheinlich in Erwägung ziehen. Dies spiegelt die Wertschätzung vieler Beschäftigter für die Vorteile interkultureller Zusammenarbeit wider.

Viele haben bereits mit ausländischen Kollegen gearbeitet

Die Studie ergab, dass insgesamt 64 Prozent der in Deutschland tätigen Beschäftigten bereits mindestens einmal Gelegenheit hatten, mit internationalen Kolleg*innen zusammenzuarbeiten. Besonders signifikant ist, dass dieser Anteil unter denjenigen mit akademischer Ausbildung besonders hoch ist, wobei 76 Prozent bereits solche Erfahrungen gesammelt haben. Auffallend ist zudem, dass 55 Prozent der Befragten angaben, positive Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit gemacht zu haben, während lediglich 9 Prozent von negativen Erfahrungen berichteten.

Im Rahmen der repräsentativen Studie „Arbeiten im Ausland“ wurden 1.024 Beschäftigte von dem Marktforschungsinstitut bilendi im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe befragt. Diese Befragung fand im August 2023 statt und setzte sich aus einer Geschlechterverteilung von 51 Prozent weiblicher und 49 Prozent männlicher Teilnehmer zusammen. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 40,4 Jahre, wobei die Stichprobe gleichmäßig zwischen Akademikerinnen und Nichtakademikerinnen aufgeteilt war.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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