Tipps für die Kündigung 13.06.2003, 00:00 Uhr

Die erste eigene Kündigung – mit Reaktionen richtig umgehen

Wer zum ersten Mal eine eigene Kündigung schreibt, hat oftmals Bedenken. Das ist nachvollziehbar, dennoch sollte ein Ingenieur in erster Linie an die eigene Karriere denken und nicht an seinen Arbeitgeber. Dessen Bemühungen nach einer Kündigung gelten selten dem Kündigenden selbst, sondern meist nur der Schadensbegrenzung.

Foto: panthermedia.net/filmfoto

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Wer das erste seine Kündigung plant, geht in der Regel die Sache nicht völlig emotionslos an. Das gilt umso mehr, wenn es sich um den ersten Arbeitgeber handelt, der dem jungen Absolventen nach den Studium den Berufseinstieg ermöglicht hat. Irgendwie fühlt man sich dem Arbeitgeber schon verpflichtet und dankbar – doch stattdessen bekommt dieser die Kündigung präsentiert.

Die aufkommenden Bedenken sind nachvollziehbar. Große Emotionen brauchen die arbeitnehmerseitige Kündigung dennoch nicht zu begleiten. Schließlich ist die Berufswelt keine soziale Veranstaltung. Damals gab es für die Einstellung des Ingenieurs sicherlich einen geschäftlichen Anlass. Ebenfalls wird es Gründe für die Kündigung des Ingenieurs geben. Häufig sind sie im Verhalten der Vorgesetzten oder Personalabteilungen zu suchen, im Falle des jungen kündigenden Arbeitnehmers haben sie ihren Job der Personalentwicklung und -bindung nicht gut gemacht. Und weil das so ist, brechen nicht nur vereinzelt Ingenieure nach den ersten Berufsjahren zu neuen Ufern auf!

Erst nach der Kündigung wachen Chefs und Personaler auf

Viele Vorgesetzte und Personaler fühlen sich erst an ihre Versäumnisse erinnert, wenn sie am Tage X die Kündigung des Ingenieurs zugestellt bekommen. Manche Abteilungsleiter erstarren zur Salzsäule, denken sie an laufende oder geplante Aufgaben oder Projekte, die fach-, termin- und kostengerecht abgeschlossen werden müssen. Die Lücke, die der Kündigende hinterlässt, zieht möglicherweise große Probleme nach sich. So ist z.B. nicht jeder Entwicklungsingenieur in seiner Spezialfunktion von heute auf morgen zu ersetzen.

Statt sich mit der Kündigung zufrieden zu geben, erwacht der Kampfgeist. Es wird im Handumdrehen versucht, die defizitäre Personalarbeit nachzuholen. Plötzlich kommt es zu Gesprächen mit dem Kündigenden, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Er sieht sich dem gesamten rhetorischen Vermögen erfahrener Manager und Personaler ausgesetzt. Es wird dem Kündigenden beigebracht, wie toll der aktuelle Arbeitgeber ist, dass bei Verbleib sein Marktwert immens steigt und noch große Entwicklungsmöglichkeiten vor ihm liegen usw. Möglicherweise wird der potenzielle neue Arbeitgeber richtig durch den Kakao gezogen und dem Ingenieur mit dem Karrierefehlgriff seines Lebens Angst gemacht.

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Kündigung: Vorgesetzte betreiben nur Schadensbegrenzung

In der Tat kommt jetzt so mancher unerfahrene Ingenieur ins Grübeln. Plötzlich kümmert man sich um ihn. Vorgesetzte zweigen kostbare Arbeitszeit für seine Belange ab und unterhalten sich mit ihm. Die graue Maus steigt plötzlich wie der Phönix aus der Asche auf und fühlt sich kräftig gebauchpinselt. Zweifel und Fragen an der Richtigkeit der Kündigung kommen auf. Vielleicht haben die hohen Herren doch recht? Was soll ich jetzt machen?

Hierzu gibt es eine klare Antwort. Die Anstrengungen der Führungskräfte und Personaler sollten nicht überbewertet werden. Schließlich gehen sie nur einer ihrer Aufgaben nach, für die sie engagiert sind. Vorgesetzte und Personaler denken wohl mehr an die Zeit, Aufwand und Risiko, die eine neue Stellenbesetzung mit sich bringt, als an die Belange des Kündigenden. Es wird nach der Kündigung des Ingenieurs eine reine Schadenbegrenzung betrieben, wobei die Führungskräfte eigentlich nur ihr Problem lösen wollen: mit den Aufgaben und Projekten soll es ohne größere Umstände weitergehen.

Wer sich für die Kündigung entschieden hat, hatte seine Gründe

Wie dem auch sei, ob das plötzliche Interesse am Mitarbeiter echt ist oder nicht, kann einfach geprüft werden. Versucht der Arbeitgeber genau die Gründe für die Kündigung zu erheben und zu analysieren? Geht er auf die Alternative ein? Setzt er als Konsequenz alle Hebel in Bewegung, um schnell ein attraktives Alternativangebot zu generieren? Wenn dem so ist, kann ein Nachdenken nicht schaden. Wird dagegen in den Gesprächen nur heiße Luft ausgepustet, werden große Versprechen nicht schriftlich fixiert und einfach nur in den Raum gestellt, dem Mitarbeiter Angst gemacht usw., handelt es sich lediglich um Billigstrategien von Führungskräften, um Unbequemlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Diese Art von Arbeitgebern kann getrost vergessen werden.

Fazit: Ein Ingenieur, der sich für eine Kündigung entscheidet, wird dies nicht aus einer Sektlaune heraus tun. Viele – meist betriebliche – Gründe lösen die aufwendige Suche nach einem neuen Arbeitgeber aus. Letztlich entscheidet man sich nicht unbesehen für einen x-beliebigen neuen Arbeitgeber. Zeit genug zum Grübeln gibt es vor der Entscheidung. Wer sich entschieden hat, sollte das angefangene Vorhaben zu Ende bringen. Nur wenn der Arbeitgeber ein attraktives Alternativangebot schnell auf den Tisch bringt, kann nochmals nachgedacht werden. Dennoch darf eines nicht vergessen werden: Wer bleibt, wird im Nachhinein immer ein Dorn im Auge von Personalern und Führungskräften sein, die eine Revanche gegenüber dem „Umfaller“ fordern.

 

Ein Beitrag von:

  • Bernd Andersch

    Bernd Andersch ist Karriere-Coach, Sachbuchautor und Spezialist für Bewerbungsstrategien.

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