Die Führungskompetenz der Ingenieure
Ingenieuren wird häufig die Führungskompetenz abgesprochen. Sie seien Spezialisten – und daher keine guten Führungskräfte. Aber Führen hat auch etwas mit Fachkompetenz zu tun. Während sich ein Ingenieur schnell die betriebswissenschaftlichen Grundlagen aneignen kann, dürfte es ein Betriebswirt schwer haben, sich das fachliche Ingenieurswissen zu eigen zu machen.
Um Karriere zu machen, muss man Menschen führen können! Nach dem Studium werden Ingenieure immer schneller daraufhin abgeklopft, wie es um ihre Führungskompetenz bestellt ist. Viele Ingenieure bekommen bald nach Berufseintritt die Aufgabe, in Teilprojekten wenige Mitarbeiter fachlich zu führen. Wer sich bewährt, hat die Chance, die fachliche Führung eines kompletten Projektteams zu übernehmen. Wer in seinen Projekten die eigene Führungskompetenz entdeckt und sich für eine Karriere im Management entscheidet, der muss auch disziplinarische Führungsverantwortung übernehmen. Ingenieure sind von Hause aus Fachexperten.
In der Vergangenheit wurde ihnen vielfach Führungskompetenz abgesprochen nach dem Motto: „Spezialisten sind keine Führer!“ Betriebswirtschaftler hatten es da schon leichter, haben sie doch bereits „Management“ studiert. Ingenieure haben aber heute allen Grund, Führungskompetenzen zu fordern und dabei an die sachliche Sicht der Dinge zu appellieren. Führen hat heute auch wieder etwas mit Fachkompetenz zu tun! Wer Fachwissen, soziale Sensibilität und Kommunikationsvermögen mitbringt, ist bestens für die Führungskarriere geeignet. Folgende Punkte sind wichtig:
Führungskompetenz: Die Dynamik im Team erkennen
Eine hohe Führungskompetenz setzt sich mit den persönlichen Wünschen des Teams auseinander. Teammitglieder sind selbst Individualisten und Menschen, die ihre Vorteile suchen. Wer die persönlichen und beruflichen Ziele der Mitarbeiter kennt, kann ein Team zum Erfolg motivieren. Er weiß, welche „Knöpfe“ man bei dem einzelnen Teammitglied drücken muss. Gute Führung zeigt fachliche Kompetenz. Die Zeit ist vorbei, wo bloßes Klopfen hohler und schlauer Sprüche ankommt.
Teammanager müssen heute in Sachen Führungskompetenz schon mehr auf der Pfanne haben. In erster Linie müssen sie gruppendynamische Prozesse im Team richtig interpretieren können. Sie müssen auch für das Team deutlich spürbar, Projekte fachlich im Griff haben. Daneben muss das Team sehen, dass sich der Teammanager gegenüber anderen Führungskräften und Vorgesetzten durchsetzen und behaupten kann. Letztlich muss er Teamergebnisse gut als Teamergebnisse verkaufen können.
Fachwissen unterstreicht die Führungskompetenz
Gute Führungskompetenz schafft Aufgaben- und Projekttransparenz. Für jedes Projekt muss ein Struktur- und Zeitplan her. Es muss klar gesagt werden, wer welche Aufgaben bis zu welchem Termin zu erledigen hat. Am besten erarbeitet das Team gemeinsam die Planung. So werden von vornherein Kompetenzrangeleien ausgeschaltet. Kenntnisse in der Moderation von Gruppen und über Instrumente des Projektmanagements helfen hier weiter. Die Formulierung klarer Zielsetzungen ist wichtig. Verheerend ist es, wenn ein Vorgesetzter dem Team heute genau das Gegenteil von gestern erzählt. So kann das Team am besten schwindelig kommuniziert werden. Alle fühlen sich verschaukelt.
Fazit: Ingenieure sollten stärker Führungsverantwortung fordern. Mit Ihrer fachlichen Sicht der Dinge besitzen sie eine gute Voraussetzung, auch wirtschaftliche Bedingungen realistischer zu sehen als mancher Kaufmann. Und auch das gehört zur Führungskompetenz. Wer ein gewisses Grundgespür für Gruppenprozesse und ein gutes Einfühlungsvermögen hat, braucht sich vor der Übernahme von Managementpositionen nicht zu scheuen. Und Betriebswirtschaftswissen, das in der Praxis wirklich gebraucht wird, dürften sich Ingenieure ebenfalls schnell aneignen können.
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