Hierarchie im Job: Akzeptieren lernen und für die Karriere nutzen
Ganz gleich, welche Form eines hierarchischen Konstrukts in Unternehmen vorherrschen, eines verbindet sie: Es gibt immer Menschen in Führungsverantwortung und sie treffen die Entscheidungen. Mit welcher Form der Hierarchie Sie am besten zurechtkommen, ist auch eine Frage Ihrer Karriereplanung.
Auf dem Fußballplatz hat immer der Schiedsrichter das letzte Wort. Er entscheidet. Greift er zur Pfeife, hat das einen besonderen Grund. Diesen sollten Fußballspieler akzeptieren – ganz gleich, ob er ihnen gefällt oder nicht. Andernfalls riskieren sie eine gelbe Karte oder Schlimmeres. Dieses Szenario lässt sich auf die Arbeitswelt übertragen. Denn auch hier treffen Sie normalerweise auf Vorgesetzte, welche die Entscheidungen treffen.
Das gilt für Unternehmen mit klassischer Hierarchie gemäß einer Pyramidenstruktur und ebenso für Firmen mit flachen Hierarchien. In beiden Fällen gilt: Sie sollten hierarchische Kompetenzen akzeptieren. Können Sie das nicht oder nur sehr schlecht, müssen Sie bei der Auswahl Ihres Jobs besonders darauf achten, dass Sie ein Umfeld mit flachen Hierarchien finden. Alternativ werden Sie sonst selbst zum Vorgesetzten oder wählen den Weg in die Selbstständigkeit.
Was ist eine Hierarchie im Unternehmen?
Hierarchien hängen einerseits mit der Größe von Unternehmen und deren Strukturen zusammen, andererseits auch mit dem Führungsstil der Menschen, die entscheidende Positionen in einem Unternehmen bekleiden. In kleineren Firmen herrschen meist flache Hierarchien, es gibt weniger Entscheidungsebenen, oftmals fehlt das gesamte mittlere Management oder ist deutlich geringer ausgeprägt. Zu den klassischen Führungsstilen zählen:
- Autoritärer Führungsstil: Er besteht aus strengen Hierarchien und klaren Anweisungen, mitunter ist sogar unbedingter Gehorsam der Mitarbeitenden gefragt. Es gibt keinen Raum für Kreativität und wenig Motivation.
- Demokratischer Führungsstil: Er ist auch als kooperativer Führungsstil bekannt. Vorgesetzte und Beschäftigte arbeiten zusammen. Aufgaben und Verantwortung werden delegiert, Motivation der Mitarbeitenden und offene Kommunikation stehen ebenso im Fokus wie Eigeninitiative und Kreativität der Mitarbeitenden.
- Laissez-faire-Führungsstil: Er ermöglicht den Mitarbeitenden die meiste Handlungsfreiheit. Vorgesetzte helfen nicht, bestrafen aber auch nicht. Angestellte erleben die kompletten Gestaltungsmöglichkeiten. Diese Art der Führung kann auch negative Folgen haben: Es ergeben sich schneller Chaos, Rivalitäten und Rangeleien um Kompetenzen.
- Situativer Führungsstil: Er ist eine Kombination von Elementen aus allen Führungsstilen – je nach Situation und Mitarbeitenden. Vorgesetze müssen dabei auf verschiedene Situationen individuell reagieren, damit das Unternehmen erfolgreich ist und die gesteckten Ziele erreicht werden.
Große und etablierte Unternehmen werden meistens nach der klassischen hierarchischen Methode geführt, auch bekannt als pyramidenartige Struktur. An der Spitze befindet sich der Mensch mit dem größten Einfluss, Mitarbeitende am unteren Ende haben den geringsten. In der Regel erledigen die unteren Ebenen die täglich anfallenden Aufgaben, in den mittleren und oberen Ebenen findet dagegen die Entwicklung strategischer und langfristiger Ziele statt. Typisches Merkmal dieser Struktur: Es gibt immer jemanden, der über einem steht, und es herrscht eine klare Verteilung von Rollen und Aufgaben.
Was sind die Vor- und Nachteile von Hierarchien im Job?
Jede Art von Hierarchie und Führungsstil bringt Vor- und Nachteile mit sich. Die Pyramiden-Struktur, also die klassische vertikale Hierarchie, bietet Menschen, die einen engeren Rahmen benötigen und bevorzugen, den passenden Arbeitsplatz inklusive Weiterentwicklung.
Die weiteren Vorteile der vertikalen Hierarchie:
- Jeder Mitarbeitende hat ein klares Aufgabengebiet.
- Es gibt Vorgaben und Regeln.
- In dem Unternehmen bestehen verschiedene Ebenen mit jeweils verantwortlichen Vorgesetzten.
- Es ist nachvollziehbar, wenn Fehler passieren, so sie geschehen sind.
- Der Aufstieg in eine höhere Position motiviert möglicherweise Mitarbeitende.
- Es besteht die Möglichkeit, sich zu spezialisieren. Das baut Expertise auf.
Neben den Vorteilen gibt es auch Nachteile einer vertikalen Hierarchie:
- Da Entscheidungen durch mehrere Instanzen laufen, nehmen sie auch mehr Zeit in Anspruch.
- Nicht jede Führungskraft agiert gleich oder vertritt dieselben Standpunkte. Das kann den Arbeitsfluss stören oder für Irritationen sorgen.
- Das Unternehmen ist weniger flexibel und reagiert meist langsamer auf Veränderungen am Markt oder interne Probleme.
- Abteilungen und Teams müssen sich abstimmen, damit es voran geht. Eine vertikale Hierarchie erschwert oder verhindert das sogar.
- Dürfen Mitarbeitende keine eigenen Entscheidungen treffen, kann das dazu führen, dass sie sich nicht gefordert oder gefördert fühlen.
Sind flache Hierarchien besser?
Welche Art von Hierarchie für Unternehmen und Mitarbeitende das passende Konstrukt ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Gerade Start-ups, die schnell Innovationen entwickeln und umsetzen, arbeiten häufig mit flachen Hierarchien. Doch auch immer mehr größere Unternehmen nehmen von der klassischen Struktur Abstand und setzen vermehrt auf Mischformen. Das hat den Vorteil, dass Beschäftigte mehr Mitbestimmung und Kontrolle erhalten. Unternehmen hoffen, dass sie so neue Ideen entwickeln und die Firma zukunftsfähig machen. Wichtig zu wissen: Auch bei flachen Hierarchien gibt es Strukturen, klare Rollenverteilungen, Zuständigkeitsbereiche und Kommunikationsstrukturen.
Welche Vorteile gibt es in einer flachen Hierarchie?
- Die Kommunikation läuft meist flüssiger und schneller, weil es weniger Hierarchiestufen gibt.
- Dabei entstehen auch weniger Missverständnisse, weil die ursprüngliche Botschaft im Kern besser erhalten bleibt.
- Entscheidungen werden schneller gefällt.
- Da Management-Ebenen fehlen, entstehen auch weniger Kosten.
- Mehr Eigenverantwortung erfordert von Mitarbeitenden aber auch mehr Flexibilität.
- Innovationen lassen sich schneller umsetzen.
Welche Nachteile gibt es in einer flachen Hierarchie?
- Ein lockerer Führungsstil ist nicht für jeden Mitarbeitenden geeignet.
- Wer aufsteigen möchte, muss entweder lange warten, weil es nur wenige Führungspositionen gibt, oder das Unternehmen wechseln.
- Die Produktivität der Angestellten ist nicht so einfach zu messen.
- Entscheidungen werden schnell gefällt. Ändern sie sich ständig, kann das Mitarbeitende verunsichern.
- Angestellte neigen in flachen Hierarchien dazu, schneller überlastet zu sein. Es gilt, sich gegenseitig zu helfen, da es kaum streng getrennte Aufgabengebiete gibt.
Wie verhalte ich mich innerhalb von Job-Hierarchien?
Darauf gibt es eine eindeutige Antwort: Vor allem immer sachlich. Emotionen gehören nicht an den Arbeitsplatz – weder bei Kolleginnen und Kollegen untereinander noch gegenüber Vorgesetzten. Deshalb sollten Sie im Vorfeld genau überlegen, welche Rahmenbedingungen Ihnen im Arbeitsalltag wichtig sind. Und dazu gehören eben nicht nur Gehalt, Fahrzeit und Aufgaben. Ebenso entscheidend ist die Hierarchie innerhalb der Firma, in der Sie arbeiten möchten. Damit verbunden sind dann auch die weiteren Karriereschritte und Möglichkeiten, sich fachlich weiterzubilden.
Gerade bei flachen Hierarchien erfahren Mitarbeitende viel Wertschätzung und Förderung. Vorgesetzte agieren eher als Moderator und Vermittler. Wenn Mitarbeitende und Vorgesetzte sich die Verantwortung teilen, sind sie gemeinsam an wichtigen Entscheidungen beteiligt. Dazu zählt auch eine positive Fehlerkultur, die sich durch Neutralität und Konstruktivität auszeichnet – ohne sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Das Ergebnis: Auch Mitarbeitende identifizieren sich mit dem Unternehmen und tragen Veränderungen bereitwilliger mit. In welcher Struktur Sie sich am wohlsten fühlen, ist eine sehr individuelle Entscheidung. Die einen mögen enge Strukturen und können sich in einem abgesteckten Rahmen gut entwickeln. Andere fühlen sich darin eingeengt und in ihrer Kreativität behindert. Am besten, Sie finden das selbst heraus.
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