Interne Beförderung: Wie plant man den Aufstieg?
Eine interne Beförderung ist für viele das Ziel einer lange Reise. Diese darf man sich aber nicht wie eine unbeschwerte Spritztour mit dem Cabrio vorstellen, eher wie einen beschwerliche Wanderung mit dem Rucksack. So kommen Sie dem beruflichen Aufstieg näher
Wann spricht man von einer Beförderung?
Wenn der Arbeitgeber einem Mitarbeitenden eine Position anvertraut, die im Organigramm weiter oben angesiedelt ist, dann haben wir es mit einer Beförderung zu tun. Der Duden spricht vom „Aufrücken in einen höheren Rang“. Eine Beförderung ist mit einem hierarchischen Aufstieg verbunden, mit Statusgewinn, zumeist auch mit mehr Verantwortung und einem höherem Gehalt. Die Tätigkeiten und Aufgaben des Beförderten können sich gravierend ändern.
Warum werden Mitarbeitende befördert?
Aus drei Gründen befördern Unternehmen und Organisationen Mitarbeitende — das zumindest haben die Forschungen von Patrick Barwise, emeritierter Professor für Management und Marketing an der London Business School, ergeben:
-
Problemlöser
Die Beförderung löst ein bestehendes Problem. Vielleicht soll eine Führungsposition zügig besetzt oder ein wertvoller Mitarbeiter von Abwanderungsgelüsten „geheilt“ werden. In diesen Fällen ist die Beförderung ein wirksames Mittel – und ein vergleichsweise einfaches noch dazu – um das Problem aus der Welt zu schaffen.
-
Fördermaßnahme
Der Vorgesetzte versteht sich als Mentor und Förderer — und beabsichtigt, Leistungsträger und Talente gezielt zu fördern, ihnen neue Aufgaben anzuvertrauen, sie vor Herausforderungen zu stellen, an denen sie wachsen. Langfristig profitiert auch das Unternehmen davon — und der Förderer selbst, indem er sich einen Namen als Talentschmied macht.
-
Standard
In manchen Organisationen gibt es Entwicklungspläne für die Mitarbeitenden. Das fängt vielerorts schon beim Trainee-Programm an: Wer es erfolgreich absolviert, wird übernommen — und auf eine hierarchisch höhere Stelle befördert. Auch danach können regelmäßige Beförderungen Usus sein — zum Beispiel im öffentlichen Dienst.
Welche Mitarbeiter werden befördert?
Schon vor ihrem beruflichen Aufstieg sind künftige Führungskräfte extrovertierter, offener, emotional stabiler, gewissenhafter und risikobereiter. Sie glauben stärker daran, das eigene Leben beeinflussen zu können, und schenken anderen Menschen mehr Vertrauen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von Wissenschaftlerinnen der Health and Medical University Potsdam und der Humboldt-Universität Berlin von 2022. Dazu hatten die Psychologinnen Daten von knapp 2.700 angehenden Führungskräften und 33.700 Berufstätigen ohne Führungsposition aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) ausgewertet.
Ihre Schlussfolgerung: Persönlichkeitsmerkmale entscheiden maßgeblich über den beruflichen Aufstieg. Dennoch würden Führungspersönlichkeiten nicht als solche geboren, so die Studie, sondern wachsen peu a peu in ihre Rolle hinein. Speziell in größeren Unternehmen entscheiden laut einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln von 2017 häufiger persönliche Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit oder Durchsetzungsstärke über eine Beförderung — auch, weil Intelligenz- und Persönlichkeitstests und andere Tools zur Eignungsdiagnostik aufwändig sind und daher noch immer von vergleichsweise wenigen Unternehmen angewandt werden.
Fleiß, Leistung oder Intelligenz sind also mitnichten Garanten für beruflichen Aufstieg und eine interne Beförderung — nicht einmal für eine Gehaltserhöhung. Nach einer Erhebung des Personaldienstleisters Robert Half haben lediglich neun Prozent der befragten Arbeitnehmer ihre letzte Gehaltserhöhung erhalten, weil sie bestimmte Ziele erreicht hatten. Sogar nur sechs Prozent bekamen mehr Geld, weil sie zusätzliche Aufgaben übernahmen.
Welche Mitarbeiter werden NICHT befördert?
Auf der anderen Seite gibt es Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen, die Vorgesetzten und Kollegen sauer aufstoßen — und eine interne Beförderung verhindern können. Nach einer Erhebung des Karriereportals Careerbuilder ist der Typus Jammerlappen einer, der intern besonders schlecht ankommt und für eine interne Beförderung als ganz und gar ungeeignet wahrgenommen wird. Wer permanent jammert, wird schließlich nicht als zielstrebig oder resilient wahrgenommen — und ganz bestimmt nicht als Macher. Im Unternehmen unbeliebt machen sich auch Lästermäuler und beleidigte Leberwürste. Von Führungskräften wird Charakterstärke und Vertrauenswürdigkeit erwartet. Penetrantes Lästern passt nicht dazu. Und auch schmollen sollte, wer den beruflichen Aufstieg anpeilt, nicht allzu häufig. Führungskräfte müssen Entscheidungen treffen, Kritik aushalten und sich Widerständen stellen — und können sich bei Gegenwind nicht wie ein Kind schmollend in die Ecke stellen.
Nichtsdestotrotz gelangen auch weiterhin viele Menschen mit toxischen Charaktereigenschaften in Führungspositionen. Warum ist das so? Untersuchen zeigen, dass es oftmals Narzissten, Egomanen oder gar Psychopathen sind, die sich von Macht angezogen fühlen und ihre Ziel aktiv, oft mit der Brechstange, verfolgen. Außerdem werden viele Menschen befördert, weil sie ihren Förderern ähnlich sind — der Mini-me-Effekt. Fleiß und Tugendhaftigkeit dagegen stehen einer internen Beförderung mitunter aktive im Weg. Eine fleißige Arbeitsbiene, die makellos ihre Arbeit verrichtet, setzt man nicht ohne Weiteres auf eine neue Position. Immerhin muss sie dann ersetzt werden — Erfolg unabsehbar.
Was ist der Klebeeffekt?
Viele Jahre gute Leistungen abliefern, stets loyal zum Arbeitgeber stehen und die Beförderung kommt irgendwann von ganz alleine… Das stimmt nicht ganz. Auf der einen Seite kommen die meisten Führungskräfte laut IW-Studie sehr wohl aus den eigenen Reihen. Vor allem Top-Positionen werden nur selten mit externen Kräften besetzt. Auf der anderen Seite gibt es den sogenannten Klebeeffekt, der besagt, dass Mitarbeitende immer weniger Aussichten auf eine interne Beförderung haben, je länger sie im Unternehmen auf der gleichen Position tätig sind. Sie bleiben schlichtweg in ihrem Job kleben.
Denn: Je häufiger jemand NICHT befördert wurde, desto stärker wird der Glaube an dessen Unzulänglichkeiten. Wenn der Chef schon zweimal das Urteil unzureichend fällte, neigt er dazu, sein Urteil beim dritten Mal nicht zu revidieren, sondern zu bestätigen. Das negative Image verselbstständigt sich so immer weiter. Jeder weiß: Wenn man einmal in einer Schublade steckt, kommt man nur schwer wieder heraus…
Wie bekomme ich eine höhere Position?
7 Tipps — so holen Sie sich die Beförderung:
-
Managementkompetenzen aneignen
Zweifellos ist fachliche Expertise eine gute Basis, um in der internen Hierarchie aufzusteigen. Aufbauen kann man sie unmittelbar im Job, aber auch über private und betriebliche Weiterbildungen, zum Beispiel über Seminare oder E-Learning-Anbieter — oder über ein berufsbegleitendes Studium. Aber: Zum Teamleiter und Manager befördert werden laut IW-Studie meist nicht die Mitarbeiter mit dem größten Fachwissen, sondern mit der nötigen Durchsetzungsstärke und Managementkompetenzen.
-
Verantwortung übernehmen
In Führungspositionen tragen Mitarbeiter erhöhte Verantwortung. Wer vorab demonstriert, dass er dazu willens und in der Lage ist, empfiehlt sich nachdrücklich für den beruflichen Aufstieg. Ein guter Tipp für Aufstiegswillige: Nicht darauf warten, dass einem Verantwortung übertragen wird, sondern sie aktiv anbieten und einfordern. Den Anfang kann man auch bei kleinen Projekte oder vermeintlich unwichtigen Aufträgen machen.
-
Netzwerk aufbauen
Ein großes Netzwerk unterfüttert die Aufstiegsambitionen. Zum Ausdruck kommen kann es etwa durch das Empfehlungsschreiben eines früheren Teamleiters oder durch ein Linkedin-Profil, das mit zahlreichen Empfehlungen geschmückt ist. Wer starke Fürsprecher und Referenzen hat, kommt der internen Beförderung ein großes Stück näher.
-
Präsenz zeigen
Es kann schon sein, dass einem die Beförderung von oben angetragen wird wie ein Weihnachtsgeschenk. Der Regelfall ist dies aber nicht. Wer intern aufsteigen will, sollte diesen Wunsch klar kommunizieren. Sichtbarkeit schaffen — das muss nicht bedeuten, sich lauthals und aufdringlich in den Vordergrund zu drängeln. Es geht auch auch über intelligente (und regelmäßige) Wortmeldungen im Meeting, fundierte Beiträge im Intranet oder Ideenanstöße im Jour fixe.
-
Nachfolger aufbauen
High-Performer, die befördert werden, hinterlassen eine Lücke und viele Fragezeichen. Das Unternehmen benötigt erstens einen Ersatz, um die frei werdende Stelle neu und gut auszufüllen. Und zweitens kann es sich nicht sicher sein, ob der Beförderte die neue Herausforderung genauso glanzvoll meistert wie die alte. Für das Unternehmen ist jede Beförderung folgerichtig ein Risiko. Abmildern können es potenzielle Aufsteiger, indem sie einen oder mehrere potenzielle Nachfolger einarbeiten. Hat der Vorgesetzte die Gewissheit, Sie seien in Ihrer alten Position nicht mehr unersetzlich, kann er Sie ohne größere Bauchschmerzen befördern.
-
Gespräch suchen
Gutes Timing ist alles. Das Jahresgespräch oder Zielvereinbarungsgespräch ist eine günstige Gelegenheit, um eine interne Beförderung ins Spiel zu bringen. Auch gute Nachrichten können die Initialzündung sein. Hat Ihr Kunde einen neuen Vertrag unterschrieben, dann gehen Sie mit Rückenwind in die Konversation. Auf der anderen Seite ist es keine gute Idee, eine Beförderung – und mehr Geld – zu verlangen, wenn sich das Unternehmen in wirtschaftlich schwierigem Fahrwasser oder gar jüngst Mitarbeiter entlassen musste.
-
Beförderung vorbereiten
Die eigenen Erfolge benennen sollte, wer befördert werden will. Sammeln Sie vorab ausreichend Argumente, um den Vorgesetzten zu überzeugen: erfolgreich abgeschlossene Projekte, neu gewonnene Kunden, Effizienz- und Umsatzsteigerungen. Auch ist es keine schlechte Idee, den eigenen Lebenslauf zu überarbeiten und öffentlichkeitswirksam bei Xing und Co. zu platzieren. Selbst eine Erpressung oder ein Ultimatum können gut und gerne funktionieren. Motto: Werde ich jetzt nicht endlich befördert, bin ich weg. Aber die Wahrscheinlichkeit, Vertrauen zu verspielen, ist deutlich höher. Definitiv keine Taktiken, die zu empfehlen sind. Außerdem: Die interne Beförderung ist ein Prozess, keine einsame Entscheidung. Wird sie Ihnen verweigert, fragen Sie nach, was sie tun müssen, um sie beim nächsten Mal zu bekommen — und bleiben Sie bis dahin am Ball…
Wie viel mehr Gehalt bei interner Beförderung?
Gehaltserhöhungen von Angestellten sind Verhandlungssache. Von Ihrem Verhandlungsgeschick hängt ab, ob Sie mit eine Plus von zwei oder 20 Prozent in die neue Stelle starten. Grundsätzlich sind alle Szenarien denkbar: eine interne Beförderung ohne jede Gehaltserhöhung bis hin zu 50 Prozent mehr Festgehalt.
Als Richtspanne bietet sich 10 bis 15 Prozent an, die Sie nach dem Aufstieg in eine Führungsposition verlangen können. Allemal ratsam ist es, in der Verhandlung höher einzusteigen. Beispiel: Ihr Ziel sind 15 Prozent mehr, dann beginnen Sie die Verhandlung mit der Forderung nach 20 Prozent mehr — oder besser noch bei einer ungeraden Zahl von 19 oder 21 Prozent. Die Chancen stehen gut, dass sie sich irgendwo zwischen 15 und 18 Prozent einigen werden. Eine Beförderung ohne Gehaltsanpassung hingegen ist im Grunde inakzeptabel und ein Affront.
Lohnt sich eine interne Beförderung?
Eine Beförderung geht mit größeren Einfluss einher, Status, Verantwortung, Gestaltungsspielraum und nicht zuletzt Geld. Eine runde Sache also, nicht wahr? Nun ja… In Wahrheit schaden Beförderungen am Arbeitsplatz auf Dauer der psychischen Verfassung, entfalten keine positive Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit und die Lebenszufriedenheit. Zu diesem Schluss kam eine Untersuchung des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) schon vor rund zehn Jahren.
Demnach überwiegen langfristig die negativen Effekte von vermehrtem Stress und längeren Arbeitszeiten. Spätestens drei Jahre nach einer Beförderung war bei den Studienteilnehmern die Euphorie verflogen. Vor allem litten sie psychisch unter der gestiegenen Belastung, unter Nervosität und Unruhezuständen. Selbst das Gefühl, angemessen bezahlt zu werden, ging wieder auf das Niveau vor der Beförderung zurück. In Zahlen drückte dies die britische Universität Warwick in Coventry aus. Demzufolge führt eine Beförderung im Schnitt zu zehn Prozent höherer psychischer Belastung und gleichzeitig zu 20 Prozent weniger Zeit für Arztbesuche.
Ein Beitrag von: