Tipps fürs Vorstellungsgespräch 13.01.2023, 06:00 Uhr

Die Selbstpräsentation als Ingenieur: Worauf kommt es an?

Die Selbstpräsentation des Bewerbers bringt das Vorstellungsgespräch in Gang. Man kann sich dabei glanzvoll in Szene setzen oder gnadenlos untergehen. Wie Sie mit Ihrer Selbstpräsentation jeden HR-Manager überzeugen.

Selbstpräsentation kann man trainieren.

Selbstpräsentation kann man trainieren.

Foto: panthermedia.net/sjenner13

Selbstpräsentation: Was ist das?

Selbstpräsentation — damit ist die kurze Vorstellung des Kandidaten im Vorstellungsgespräch  gemeint. „Erzählen Sie doch mal ein bisschen über sich!“ „Bitte stellen Sie sich kurz vor!“ „Wer sind Sie, wo kommen Sie her, was haben Sie bisher so gemacht?“ Das ist der Startschuss für das verbale Selbstportrait.

In der Regel steht die Selbstpräsentation am Anfang des Bewerbungsgesprächs. Davor – manchmal auch danach – stellt sich der Arbeitgeber vor, gefolgt von fachlicher Konversation, Fragen, Rückfragen und schlussendlich der Verabschiedung. Beliebt ist dieser Teil der Bewerbung nicht. Nach einer Umfrage der österreichischen Jobbörse Talto fühlt sich nur ein Viertel der Befragten bei der Selbstpräsentation souverän.

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Was sagt man bei einer Selbstpräsentation?

In der Selbstpräsentation stellen sich Bewerbende kurz vor und bringen Ihre bisherigen Stationen, Stärken, Schwerpunkte und Motivation  auf den Punkt. Ich bin, ich kann, ich will — diesen Dreisatz kann man sich merken. Es geht darum, dem potenziellen Arbeitgeber einen ersten Eindruck von sich zu verschaffen, die Eignung für die offene Stelle zu demonstrieren.

Konkret können Sie in der Kurzvorstellung Ihr Alter und Ihre Herkunft, Ausbildung, Arbeitserfahrungen und beruflichen Stationen, fachlichen Schwerpunkte, Motivation und Ziele thematisieren — aber nicht alles auf einmal. Die Aufmerksamkeitsspanne der Gastgeber ist begrenzt — und ihre Zeit ebenfalls. Wählen Sie daher vorab sorgfältig aus, welche Punkte Sie ansprechen. Konzentrieren Sie sich auf die Aspekte, die den Arbeitgeber am meisten interessieren dürften, die den größten Nutzen für ihn haben — das können von Arbeitgeber zu Arbeitgeber auch jedes Mal andere sein.

Wie kann ich eine Selbstpräsentation beginnen?

3 konkrete Beispiele — so könnten Sie Ihre Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch beginnen:

Beispiel 1

Vielen Dank, Frau Schrödinger, für die Einladung. Das mache ich sehr gerne. Mein Name ist Moritz Hampelmann, ich bin 28 Jahre alt und komme aus Jülich — und ich darf mich seit einigen Wochen offiziell Maschinenbauingenieur nennen. Am meisten hat mich während des Studiums an der Universität in Aachen der Elektroantrieb begeistert. Es gab ungelogen Tage, an denen ich über nichts anderes nachgedacht habe. Natürlich habe ich auch meine Masterarbeit über dieses Thema geschrieben — und dafür immerhin die Note 1,7 erhalten. Ich brenne wirklich für dieses Thema, für das Sie aktuell frische Kräfte suchen…

Beispiel 2

Schön, dass ich die Gelegenheit habe, mich kurz vorzustellen. Ich bin Magdalena Musterfrau, 47 Jahre alt und eine waschechte Fränkin. Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich mittlerweile in der Elektrotechnik, habe als Entwicklungsingenieurin bei einem mittelständischen Familienunternehmen angefangen, später auch die Teamleitung übernommen. Unser wohl größter Erfolg war die Entwicklung eines innovativen Magnetfeld-Sensoren. Das hat Schweiß und Tränen gekostet, war aber eine unglaublich positive Erfahrung — und für meinen Arbeitgeber ein extrem großer wirtschaftlicher Erfolg. Ich habe meinen Enthusiasmus für die Elektrotechnik in all den Jahren nie verloren, mein Elektrotechnik-Studium an der TU München nicht einen Tag bereut — aber eine neue Herausforderung, die wünsche ich mir nun…

Beispiel 3

Ich bin schon viel in Europa herumgekommen, aber ich bin und bleibe ein Nordlicht. Und in den Norden möchte ich jetzt unbedingt wieder zurück. Geboren worden bin ich vor 39 Jahren in Wilhelmshaven, habe in Hamburg Informatik studiert und schon während des Studiums viel programmiert. In den Niederlanden habe ich für ein Startup gecodet, bin danach nach Paris zu einem größeren IT-Unternehmen gewechselt und habe dort erste Führungserfahrungen gesammelt. Richtig fit bin ich in Java, Javascript und PHP, seit einiger Zeit befasse ich mich intensiv mit Python. Jawohl, ich bin ein absoluter IT-Nerd im besten Sinne, war aber gleichzeitig schon immer jemand, der viel Wert auf eine gute Teamatmosphäre legt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass Sie von meinem Erfahrungs- und Wissensschatz profitieren werden…

Worauf kommt es an?

Darauf kommt es in der Selbstpräsentation an — DAS müssen Sie tun, um Ihr Gegenüber von sich zu überzeugen:

  1. Eignung nachweisen

    Ratsam aus Bewerbersicht: Die Stellenausschreibung zuvor noch einmal studieren und wesentliche Anforderungen – wenn möglich – in die Selbstpräsentation integrieren. Werden laut Jobinserat zum Beispiel Kenntnisse in der Programmiersprache Python  begrüßt, und der Kandidat verfügt zufällig über ebendiese, dann unbedingt schon in der Selbstpräsentation ansprechen. Oder wenn das Thema der Masterarbeit einen Bezug zur angepeilten Stelle aufweist. Oder wenn man als Hochschulabsolvent bereits Praktika in der jeweiligen Branche absolviert hat…

  2. Sympathie vermitteln

    Bewerber, die sympathisch wirken, erhöhen ihre Erfolgschancen um ein Vielfaches. Kein Wunder, immerhin muss man mit ihnen bald womöglich einen großen Teil des Tages verbringen. Nahezu alle Experten bestätigen: Im Vorstellungsgespräch geht es auch und sogar größtenteils um Sympathien — erst recht, wenn die fachlichen Qualifikationen der Bewerbenden auf einem ähnlichen Niveau sind. Und das ist speziell bei Berufseinsteigern häufig der Fall.

  3. Widersprüche ausräumen

    Die Selbstpräsentation ist nicht dazu da, um den Lebenslauf  nachzuerzählen. Aber sehr wohl, um ihn zu bestätigen. In Widersprüche sollten sich Kandidaten jedenfalls nicht verstricken. Wenn Sie etwa davon schwärmen, wie sehr Sie Ihr letzter Chef geprägt habe, im Lebenslauf aber nur von einem dreimonatigen Intermezzo die Rede ist, dann wirft dieser Umstand unangenehme Fragen auf.

  4. Selbstbewusstsein ausstrahlen

    Für Vertriebsingenieure bietet die Kurzvorstellung eine erste Gelegenheit, etwas zu verkaufen — nämlich sich selbst. Unwichtig ist geschicktes Selbstmarketing aber auch für Maschinenbauer oder Verfahrenstechniker nicht. Devise: Nicht als Großkotz, aber auch nicht zu bescheiden auftreten.

  5. Interesse signalisieren

    Arbeitsmarktexperten sprechen gerne von der Passung: Wie gut passen Bewerber und Stelle zusammen? Am liebsten würde Ihr Gesprächspartner freilich hören, dass Ihr Lebenslauf wie ein roter Faden auf die Position zuläuft, um die es momentan geht. In der Kurzvorstellung haben Sie die beste Gelegenheit, diesen Faden zu spinnen. „Diese Stelle passt einfach haargenau zu meinen Vorkenntnissen und Interessen, weil…“

Wie lange sollte eine Selbstpräsentation dauern?

Die Selbstpräsentation dauert üblicherweise zwei bis drei Minuten, im Ausnahmefall auch mal fünf Minuten, aber nicht länger. Viel hilft viel — das ist in diesem Fall definitiv der falsche Ansatz. Eine gelungene Kurzvorstellung liefert den Beweis, dass der Bewerber oder die Bewerberin in der Lage ist, zu priorisieren und zu komprimieren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, auf die Erwartungen der Zuhörenden einzugehen.

Halten Sie Ihren Vortrag daher kurz und knackig. Kein Personalmanager möchte sich einen ewig langen Monolog anhören. Das Jobinterview ist ein Dialog, ein Austausch, keine One-Man-Show. Tipp: Vorher die Kurzvorstellung vor dem Spiegel üben und mit dem Handy die Zeit stoppen. Übersteigt der Vortrag die avisierte Dauer, dann nicht schneller sprechen, sondern lieber die eine oder andere Passage kürzen oder ganz streichen.

Wie kann ich eine Selbstpräsentation gestalten?

7 Tipps — so überzeugen Sie im Vorstellungsgespräch mit Ihrer Selbstpräsentation:

          1. Glanzlichter

            Jetzt bloß nicht den ganzen Lebenslauf nacherzählen. Nennen Sie nur die wichtigsten Punkte. Das sind grundlegende fachliche Qualifikationen und die wichtigsten Stationen, möglicherweise auch Spezialwissen oder persönliche Interessen oder Erlebnisse, die den Grundstein für Ihre berufliche Laufbahn gelegt haben.

          2. Körpersprache

            Verhaltensweisen, mit denen Sie ganz einfach Sympathien gewinnen und Selbstvertrauen ausstrahlen: Den Gesprächspartnern in die Augen schauen, und zwar allen abwechselnd, nicht nur einem oder dem Ranghöchsten. Aufrecht stehen — oder aufrecht sitzen, wenn das Jobinterview vor dem Monitor stattfindet. Und die Anwesenden mehrfach mit Namen ansprechen — das hat erwiesenermaßen einen verblüffend positive Effekt.

          3. Blickwinkel

            Versetzen Sie sich in die Lage des Arbeitgebers. Für das Unternehmen zählt, ob und wie Sie zum Erfolg beitragen können — und ob Sie menschlich ins Team passen. Erzählen Sie Ihre Kurzvorstellung aus dieser Perspektive heraus…

          4. Insiderwissen

            Geheimtipp: Ruhig schon in der Selbstpräsentation den einen oder anderen Fachbegriff einstreuen. Dadurch können Kandidaten signalisieren, dass Sie tief drinstecken im Thema. Aber nicht so dermaßen übertreiben, dass es peinlich wird…

          5. Narrativ

            In der Selbstpräsentation können sich Bewerber auf ihre Stärken beschränken, auf positive Erfahrungen, Erfolge, Anekdoten. Bloß nicht schon jetzt mit Ihren Defiziten und Verfehlungen starten. Ihre Schwächen können später im weiteren Verlauf des Jobinterviews immer noch zur Sprache kommen…

          6. AntizipationIhre Selbstpräsentation vollzieht sich nicht im luftleeren Raum, sie provoziert Rückfragen. „Sie sagen, Ihre große Leidenschaft seien die erneuerbaren Energien. Warum haben Sie dann Ihre Abschlussarbeit über ein völlig anderes Thema geschrieben?“ Auch bei Lücken  in der Vita und sonstigen Widersprüchen haken Personaler gerne nach.
          7. FloskelnDas Phrasenschwein nehmen Sie besser nicht mit ins Konferenzzimmer. „Ich bin leistungsorientiert und teamfähig.“ „Meine Freunde würden mich als umgänglich und zuverlässig beschreiben.“ Derlei Floskeln sind nicht aussagekräftig, sondern einschläfernd — entweder ganz vermeiden oder anhand konkreter Beispiele belegen.
          8. TrainingDie Selbstpräsentation darf gerne vorher geübt und durchgespielt werden — zuhause, vor dem Spiegel, mit Familie oder Freunden. Deren Feedback über Stimmlage und Sprechtempo, Körpersprache und Selbsteinschätzung kann Gold wert sein.

Ein Beitrag von:

  • Sebastian Wolking

    Sebastian Wolking ist freier Journalist in Hamburg und schreibt seit über 15 Jahren für die VDI Nachrichten. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themen Arbeitsmarkt und Karriere.

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