Recruiting 10.06.2024, 10:30 Uhr

Falsche Hoffnungen: Die Geheimnisse hinter Ghost Jobs

Einige Bewerber erleben das Phänomen des „Ghostings“: Nach dem Vorstellungsgespräch hören sie plötzlich nichts mehr vom Unternehmen. Doch es gibt eine weitere Form von Geistererscheinungen im Recruiting: sogenannte „Ghost Jobs“, bei denen Stellenangebote vorgeben, aktiv besetzt werden zu wollen, obwohl sie in Wirklichkeit nicht existieren.

Ghost Jobs und Bewerbungen

Die unsichtbare Hand im Recruiting: Ghost Jobs und ihre Auswirkungen.

Foto: PantherMedia / Jens Schierenbeck

Einige haben es schon mal miterlebt: nach dem Vorstellungsgespräch es ist plötzlich nichts mehr vom Unternehmen hören. Dieses sogenannte Ghosting bedeutet, dass der Arbeitgeber einfach nicht mehr antwortet. Doch es gibt noch eine andere Form von Geistererscheinungen im Recruiting: sogenannte „Ghost Jobs“. Dabei handelt es sich um Stellenangebote, die in Wirklichkeit gar nicht existieren. Arbeitgeber geben vor, aktiv nach neuen Mitarbeitern zu suchen, obwohl sie diese Positionen gar nicht besetzen wollen. Zumindest mit externen Bewerbern, aber dazu kommen wir später.

Viele haben es schon auch erlebt: Man bewirbt sich auf eine Stelle, erhält eine Rückmeldung, wartet – und bekommt schließlich eine Absage. Das ist zwar ärgerlich, gehört aber zum Bewerbungsprozess dazu. Doch was, wenn die gleiche Stellenausschreibung kurz darauf wieder in den Jobportalen auftaucht? Wenn die Stelle weiterhin ausgeschrieben bleibt, könnte es sich um einen Geisterjob handeln.

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In der heutigen Arbeitswelt ist die Stellensuche oft eine Herausforderung. Eine besondere Schwierigkeit stellt das Phänomen der sogenannten „Ghost Jobs“ dar – Stellenanzeigen, die von Unternehmen veröffentlicht werden, obwohl es keine konkrete Absicht gibt, diese Positionen tatsächlich zu besetzen. Doch warum existieren diese Ghost Jobs und wie kann man sie als Bewerber erkennen?

Warum gibt es Ghost Jobs?

  • Talent-Pipeline-Aufbau: Unternehmen möchten ein Netzwerk potenzieller Kandidaten aufbauen. Durch regelmäßige Stellenausschreibungen, auch ohne akuten Bedarf, können sie schnell reagieren, sobald eine passende Position frei wird oder geschaffen wird.
  • Imagepflege: Ein aktiver Stellenmarkt signalisiert Wachstum und Erfolg. Häufige Stellenausschreibungen vermitteln den Eindruck eines dynamischen und expandierenden Unternehmens.
  • Konkurrenzanalyse: Ghost Jobs dienen manchmal dazu, die Aktivitäten und Talente der Konkurrenz zu beobachten. Die Reaktionen auf Stellenanzeigen bieten wertvolle Einblicke in die Bewerberlandschaft.
  • Interne Gründe: In manchen Fällen sind Unternehmen verpflichtet, eine Position offiziell auszuschreiben, obwohl intern bereits ein Kandidat feststeht. Dies kann in großen Konzernen oder im öffentlichen Dienst vorkommen. Oft geht es darum, Anforderungen von Investoren oder gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen.
  • Vergessene Ausschreibungen: Gelegentlich bleibt eine Stellenanzeige online, obwohl die Position bereits besetzt wurde, weil das Unternehmen vergessen hat, sie zu entfernen.
  • Marktanalyse: Stellenausschreibungen helfen Unternehmen, ein besseres Verständnis für potenzielle Bewerber und die Konkurrenz zu bekommen, insbesondere in Bezug auf Gehälter.

Wie erkennt man Ghost Jobs?

Ghost Jobs lassen sich an mehreren Merkmalen erkennen. Anzeigen, die über mehrere Monate aktiv bleiben oder in regelmäßigen Abständen wieder auftauchen, ohne dass eine Einstellung erfolgt, sind verdächtig. Ebenso fallen Ghost Jobs oft durch sehr allgemeine und ungenaue Jobbeschreibungen auf. Wenn die Anforderungen und Aufgaben sehr breit gefächert oder unklar formuliert sind, könnte dies ein Hinweis sein.

Fehlende Informationen zu einem Ansprechpartner oder unpersönliche E-Mail-Adressen, wie info@unternehmen.com, deuten darauf hin, dass die Stelle möglicherweise nicht ernsthaft besetzt werden soll. Wenn Bewerber nach dem Einreichen ihrer Unterlagen kaum Feedback erhalten oder die Kommunikation plötzlich abbricht, kann dies ebenfalls ein Zeichen für einen Ghost Job sein. Ein weiteres Indiz sind ungewöhnlich viele Interviews ohne Ergebnis. Wenn ein Bewerbungsprozess mehrere Runden und Interviews umfasst, ohne dass eine Entscheidung getroffen wird, könnte dies darauf hindeuten, dass das Unternehmen die Position gar nicht besetzen will.

Was tun als Bewerber?

  1. Recherchieren: Vor einer Bewerbung sollte man das Unternehmen gründlich recherchieren. Bewertungen auf Plattformen wie Kununu oder Glassdoor können wertvolle Einblicke geben.
  2. Netzwerken: Der direkte Kontakt zu aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern kann helfen, die tatsächliche Situation im Unternehmen besser einzuschätzen.
  3. Fragen stellen: Im Bewerbungsprozess sollten konkrete Fragen zur Dringlichkeit der Stelle, zur Teamstruktur und zu den nächsten Schritten gestellt werden. Detaillierte Antworten sind ein gutes Zeichen.
  4. Vorsicht walten lassen: Wenn mehrere Anzeichen für einen Ghost Job sprechen, sollte man die eigene Zeit und Energie abwägen und gegebenenfalls die Bewerbung zurückziehen.

Ghost Jobs sind ärgerlich und können die Stellensuche unnötig erschweren. Mit den richtigen Strategien und einem wachsamen Auge können Bewerber jedoch lernen, diese falschen Stellenangebote zu erkennen und ihre Bemühungen auf echte Karrieremöglichkeiten zu konzentrieren.

Auswirkungen von Ghost-Jobs

Die psychologischen Auswirkungen auf Bewerber können erheblich sein. Frustration und Entmutigung treten auf, wenn Bewerber sich wiederholt auf Stellen bewerben, die letztendlich gar nicht existieren. Dieser Prozess der Investition von Zeit, Energie und Hoffnung in Bewerbungen, die ins Leere laufen, kann zu einer starken emotionalen Belastung führen. Darüber hinaus kann die wiederholte Konfrontation mit Ghost Jobs zu einem Vertrauensverlust gegenüber dem gesamten Bewerbungsprozess und den betreffenden Unternehmen führen. Bewerber könnten anfangen, grundsätzlich an der Ehrlichkeit und Integrität von Unternehmen zu zweifeln, was langfristig das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und potenziellen Mitarbeitern beeinträchtigen kann.

Die Auswirkungen von Ghost Jobs beschränken sich nicht nur auf Bewerber, sondern können auch erhebliche Konsequenzen für Unternehmen haben.

Ein zentraler Punkt betrifft, wie bereits erwähnt, das Image und die Glaubwürdigkeit des Unternehmens. Durch die Verwendung von Ghost Jobs riskieren Unternehmen, ihr Ansehen zu schädigen und von potenziellen Bewerbern als unzuverlässig oder unprofessionell wahrgenommen zu werden.

Außerdem besteht die Gefahr, potenzielle Talente zu verlieren. Bewerber, die sich auf Ghost Jobs bewerben und keine Antwort erhalten, könnten sich negativ über das Unternehmen äußern (z. B. bei kununu) oder es aktiv meiden. Dadurch gehen Unternehmen potenziell talentierte Mitarbeiter verloren, die sich anderswo bewerben.

Die Veröffentlichung von Stellenanzeigen für nicht existierende Positionen führt außerdem zu einer Verschwendung von Ressourcen. Die Durchführung von Bewerbungsgesprächen und Auswahlverfahren für Ghost Jobs bedeutet einen unnötigen Einsatz von Zeit, Geld und anderen Unternehmensressourcen.

Das wiederholte Engagement in der Veröffentlichung von Ghost Jobs könnte langfristig den Ruf eines Unternehmens schwerwiegend schädigen. Negative Erfahrungen von Bewerbern verbreiten sich schnell und beeinträchtigen das Ansehen des Unternehmens nachhaltig auf dem Arbeitsmarkt. Bewerber haben zudem die Möglichkeit, ihre Meinung über den Bewerbungsprozess, auch auf Plattformen wie Kununu, zu teilen. Diese Meinungen können andere potenzielle Fachkräfte abschrecken.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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