Frauenanteil in technischen Berufen: Trotz Fortschritten bleibt viel zu tun
Frauen sind in technischen Berufen, wie dem Ingenieurwesen, laut dem Statistischen Bundesamt mit nur 27 % immer noch unterrepräsentiert. Trotzdem zeigt sich ein Trend, dass immer mehr Frauen in solchen Berufen arbeiten möchten.
Laut dem Statistischen Bundesamt sind Frauen in technischen Fachrichtungen wie dem Ingenieurwesen nach wie vor mit nur 27 % unterrepräsentiert. Dennoch zeichnet sich mit Blick auf die Vorjahre ein Trend ab, der zeigt, dass immer mehr Frauen in solchen Berufen arbeiten möchten.
„Es ist völlig normal, dass man zu Beginn der Berufslaufbahn vor Schwierigkeiten und Herausforderungen steht. Schließlich kann niemand von Anfang an alles wissen. Der Schlüssel liegt darin, sich nicht entmutigen zu lassen und weiterzumachen. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Erfahrung für alle, unabhängig vom Geschlecht, gleich ist. Es geht darum, sich den Herausforderungen zu stellen und aus ihnen zu lernen, um sich weiterzuentwickeln und erfolgreich zu sein“, sagt Martina Waldmann, Mitarbeiterin aus dem Industrial Engineering bei einem Hersteller für Werkzeugmaschinen und Automationssysteme.
„Mein Rat ist, mit Freude und Hingabe an die Arbeit heranzugehen. So kommt man am weitesten. Seid offen und dann kommt der Rest von allein. Ich bin mir sicher, dass viele Frauen fachlich und menschlich bestens für eine Karriere in einem technischen Bereich geeignet sind. Traut euch – ihr könnt das!“, resümiert Martina Waldmann.
Handlungsbedarf in der Baubranche
In den vergangenen Jahren hat sich in der Baubranche bereits einiges getan, um die Karrierechancen und die Gleichstellung von Frauen voranzutreiben. Dennoch besteht noch erheblicher Handlungsbedarf, wie die Community „Frauen in der Baubranche“ betont. Diese Initiative wurde 2022 von der Mietplattform Klickrent ins Leben gerufen und hat mittlerweile etwa 380 Mitglieder. Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März hat Klickrent die Community befragt, wie es um die Chancengleichheit in ihren Unternehmen bestellt ist. Über 80 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Arbeitgeber inzwischen weiblichen Mitarbeiterinnen die gleichen Chancen einräumen wie männlichen. Trotzdem äußerte die Community den einstimmigen und entschiedenen Wunsch, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ihrer Kompetenz und nicht nach ihrem Geschlecht zu bewerten.
„Vielfalt und Gleichberechtigung müssen bewusste und aktive Bestandteile der Unternehmenskultur und Haltung eines Unternehmens sein. Unternehmen müssen eine Kultur der Vielfalt fördern und Netzwerke bilden, in denen sich Frauen willkommen fühlen. Dies kann zum Beispiel durch Schulungen, Mentoring-Programme und interne Guidelines für Chancengleichheit erreicht werden. Wir müssen ein Bewusstsein für die Vielfalt der Karrieremöglichkeiten im Baugewerbe schaffen“, sagt Anne-Laure de Noblet, Marketingleiterin bei Klickrent und Initiatorin von „Frauen in der Baubranche“.
Die Bauindustrie in Deutschland verzeichnet seit Jahren eine Frauenquote von lediglich 13 Prozent, womit sie das Schlusslicht bildet. Um Frauen in dieser Branche mehr Präsenz zu verschaffen, startete Klickrent im Herbst 2022 die Initiative „Frauen in der Baubranche“. Diese Community bietet Frauen die Möglichkeit, sich zu vernetzen, auszutauschen, zu stärken und sich gemeinsam für eine vielfältigere Bauindustrie einzusetzen.
Bedeutung von Frauen und Diversität in der Energiebranche
Zum Internationalen Frauentag am 8. März betont der nachhaltige Energieanbieter stromee die Wichtigkeit von Frauen und Diversität in der Energiebranche und bekräftigt sein Engagement für mehr Geschlechtervielfalt und Gleichberechtigung in diesem Sektor. In den erneuerbaren Energien sind etwa 68 Prozent der Beschäftigten Männer, was die dringende Notwendigkeit einer verstärkten Integration von Frauen verdeutlicht.
Das Berliner Energie-Start-up stromee engagiert sich aktiv für Veränderungen in der Branche und ist besonders stolz darauf, dass im Unternehmen der Frauenanteil über 50 Prozent liegt. Dieses Bekenntnis zur Geschlechtervielfalt und Inklusion trägt nicht nur zu einer gerechteren Arbeitswelt bei, sondern fördert auch die Entwicklung innovativer und nachhaltiger Energielösungen.
„Wir sind davon überzeugt, dass die Energiebranche ihr volles Potenzial nur dann entfalten kann, wenn Talente, Perspektiven und Kompetenzen von Frauen vollständig integriert werden. Wir laden alle Stakeholder ein, sich uns in diesem wichtigen Bestreben anzuschließen und gemeinsam an einer inklusiveren und nachhaltigeren Energiezukunft zu arbeiten“, sagt Dr. Lynn Schäfer, Head of People & Culture bei stromee.
Die Energiebranche erlebt weltweit, insbesondere aber in Deutschland, einen bedeutenden Wandel, angetrieben vom Ziel der Klimaneutralität bis 2045. Dieser Umbruch eröffnet nicht nur die Möglichkeit einer nachhaltigeren Zukunft, sondern erweitert auch die Karriereperspektiven, besonders für Frauen. Trotz der offensichtlichen Vorteile einer vielfältigen Belegschaft bleibt der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Energiebranche niedrig. Laut einer Studie über „Frauen in der Energiewirtschaft“ aus dem Jahr 2022 hat sich der Anteil weiblicher Führungskräfte zwar langsam erhöht – von zehn Prozent im Jahr 2014 auf 15,5 Prozent – doch insbesondere in der Geschäftsführung sind Frauen mit lediglich sechs Prozent stark unterrepräsentiert.
Frauen in der Führungsebene
Wie sieht es mit der Zusammensetzung der Führungsebenen in der Wirtschaft aus? Die Berlin Innovation Agency (BIA) hat die Aufsichtsräte der DAX-40-Unternehmen genauer unter die Lupe genommen und deren Herkunft, Alter und den Anteil von Frauen analysiert. Auch im Jahr 2023 sind die Aufsichtsräte der DAX-40-Konzerne hauptsächlich männlich, um die 60 Jahre alt und deutsch: Von den insgesamt 604 Aufsichtsratsmitgliedern sind 373 Männer (62 Prozent). Unter ihnen geben 297 ihre Nationalität als deutsch an, was knapp der Hälfte aller Aufsichtsratsmitglieder entspricht. Von den deutschen Männern in den Aufsichtsräten der DAX-40-Unternehmen haben lediglich acht einen direkten Migrationshintergrund und sind somit nicht in Deutschland geboren.
Bei Zalando bilden Frauen mit fünf von neun Mitgliedern mehr als die Hälfte des Aufsichtsrats, was das Unternehmen zum einzigen DAX-40-Unternehmen in dieser Hinsicht macht. Bei der Commerzbank, Covestro und Heidelberg Materials stellen Frauen ebenfalls 50 Prozent des Aufsichtsrats. Porsche SE hingegen verzeichnet nicht nur den höchsten Männeranteil im Aufsichtsrat (80 Prozent), sondern die Mitglieder sind mit durchschnittlich 64 Jahren auch die ältesten unter allen Unternehmen.
Autobauer sind am stärksten von einem Mangel an weiblicher Vertretung in ihren Aufsichtsräten betroffen. Doch nicht nur bei Porsche SE dominieren Männer die Aufsichtsgremien. Unter den sieben Unternehmen mit einem überdurchschnittlichen Männeranteil von mindestens 70 Prozent befinden sich mit der Porsche SE und AG, BMW, Continental, Daimler Truck und der Mercedes Benz Group (71 Prozent) insgesamt sechs Automobilhersteller und ein Zulieferer. Siemens Energy weist ebenfalls einen Männeranteil von 70 Prozent im Aufsichtsrat auf.
Niedriger Frauenanteil in technischen Studienfächern
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes entspricht die Studienfachwahl vieler junger Menschen weiterhin traditionellen Geschlechterrollen: Frauen dominieren in sozialen Studienrichtungen, während Männer technische Fächer bevorzugen. Im Jahr 2021 betrug der Frauenanteil im EU-Durchschnitt im Bereich Pädagogik 79 %. Ebenso hoch war er in den Bereichen „Gesundheit und Sozialwesen“ (72 %), „Sozialwissenschaften, Journalismus und Informationswesen“ sowie „Geisteswissenschaften und Künste“ (jeweils 65 %). Frauen blieben jedoch deutlich unterrepräsentiert in den Fachgebieten „Ingenieurwesen, Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe“ (27 %) und „Informations- und Kommunikationstechnologien“ (20 %). Diese Erhebung bezieht sich auf Studierende im Tertiärbereich (ISCED 5-8).
Das VDI-Netzwerk „Frauen im Ingenieurberuf“
Das VDI-Netzwerk „Frauen im Ingenieurberuf“ engagiert sich aktiv für die Entwicklung und Umsetzung langfristiger Strategien, die darauf abzielen, nachhaltige Veränderungen herbeizuführen und den Anteil von Frauen im Bereich Ingenieurwesen zu erhöhen. Es stärkt den Zusammenhalt unter Ingenieurinnen, ermöglicht die effektive Nutzung von Erfahrungen und Kompetenzen in allen Lebensphasen und schafft Sichtbarkeit sowie Karrierechancen für Frauen in der Technik durch Initiativen wie das Mentoring-Programm VDI-WoMentorING und das Format „Ingenieurin der Woche“.
„Es ist gut, dass der Anteil der Frauen in Ingenieurberufen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Er liegt allerdings mit rund 20 Prozent immer noch auf viel zu geringem Niveau. Das müssen wir dringend ändern, denn Ingenieurinnen und Ingenieure sind es, die die Produkte und Verfahren der Zukunft maßgebend gestalten“, kommentiert VDI-Direktor Adrian Willig.
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