Frust im Job: Was tun, wenn die eigene Stelle zum Horrorjob wird?
Im Vorstellungsgespräch klang alles so vielversprechend: Die Aufgaben hörten sich interessant, das Teamklima wurde als gut beschrieben und die Möglichkeiten, sich selbst mit Ideen einzubringen und Entscheidungsspielräume zu haben klangen realistisch. Aber bereits nach wenigen Wochen wird Ihnen klar, das, was man Ihnen versprochenen hat, ist nichts als graue Theorie. Ihre Erwartungen sind enttäuscht worden.
Ein Vorstellungsgespräch ist ein Verkaufsgespräch, in dem nicht nur Sie, sondern auch der Personalchef oder Inhaber des Unternehmens sich im besten Licht präsentieren. Dass wir in der Praxis Abstriche machen müssen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, das wissen wir, aber wenn die Diskrepanz zwischen dem Versprochenen und der Realität zu groß ist, kann es sein, dass wir selbst so frustriert sind, dass jeder Tag, an dem wir aufstehen und zur Arbeit gehen müssen, zur Qual wird.
Ist der Frustzustand vorübergehend?
Es gibt aber auch andere Gründe, warum der Job, der über lange Zeit Spaß gemacht hat, zu extremem Frust führen kann: Eine Umstrukturierung, durch die sich Ihr Aufgabengebiet geändert hat, ein neuer Chef, mit dessen Stil Sie sich nicht anfreunden können, eine Krise im Unternehmen, die dafür sorgt, dass die Stimmung gereizt und der Umgang rauer geworden ist, ein Zuviel oder Zuwenig an Arbeit, Über- oder Unterforderung. Jetzt gilt es abzuwägen, ob sich die Situation für Sie in absehbarer Zeit wieder zum Positiven verändern wird oder ob Sie befürchten müssen, dass der Negativtrend sich allenfalls noch verstärken wird.
Angst beeinflusst die Lebensqualität
Nach einem Bericht des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen haben die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz drastisch zugenommen. Demnach hat sich der Anteil von Depressionen, Ängsten und anderen psychischen Störungen von 6,6 auf 10,5 Prozent erhöht. Rund 25 % aller Beschäftigten leiden unter Zukunftsängsten, der Sorge, den eigenen Job zu verlieren oder der nach einer eigenen Kündigung keinen neuen mehr zu finden. Diese Ängste beeinflussen im hohen Maße die Lebensqualität.
Bewahren Sie einen „kühlen Kopf“
Was aber ist zu tun, wenn der Job zur Belastung wird, wenn man nachts nicht mehr schläft oder morgens mit Bauchschmerzen zur Arbeit geht? Vielleicht leichter gesagt als getan, aber zunächst einmal hilft hier nur der alte Spruch: „Leg die Emotionen zu den Akten und konzentrier dich auf die Fakten!“ Ohne kühlen Kopf, sondern mit uns überrollenden Gefühlen, kann es leicht passieren, dass wir falsche Entscheidungen treffen oder auch gar keine. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber und blinder Aktionismus selten ein Garant für kluge Entscheidungen.
Räumen Sie Ihre Gedanken auf und handeln Sie zügig
Räumen Sie zunächst einmal Ihre Gedanken auf und machen sich ganz klar, was genau dazu führt, dass ihre Arbeit als Horrorjob erleben. Ist es ein sachliches Problem, geht es also um die Arbeit an sich oder ein emotionales, sind also zwischenmenschliche Beziehungen der Kern allen Übels? Ist es die Arbeit an sich, lässt sich fast immer Abhilfe schaffen. Sie sprechen mit ihrem Vorgesetzten über Ihre Unzufriedenheit, schildern ihm genau – allerdings ohne Vorwürfe und Schuldzuweisungen – inwiefern Sie mit der aktuellen Situation nicht zurechtkommen und er wird mit Ihnen gemeinsam eine Lösung finden. Schlimmstenfalls gibt es im Moment keine Lösung, also keine Chance auf Veränderung der Situation, was bedeuten würde, dass Sie anhand von „Love it, change it or leave it“ entscheiden müssten, was Sie tun. Können Sie vielleicht Ihre Einstellung ändern, wenn Sie die Gründe kennen, warum die Situation in diesem Moment so unbefriedigend ist? Sich sagen „Macht zwar gerade keinen Spaß, aber das ist nur eine Frage der Zeit und außerdem stimmt die Bezahlung?“, oder „den perfekten Job gibt es einfach nicht, aber die Kollegen sind dafür sehr nett?“ Wenn all das nicht geht, dann hilft nur eines: Nehmen Sie Ihren Hut und suchen Sie sich zügig einen neuen Job. Je länger Sie warten, desto frustrierter werden Sie werden und das wirkt sich negativ auf Ihre Ausstrahlung aus.
Analysieren Sie genau den Kern des Problems
Häufiger liegt der Grund für einen Horrortrip im Job allerdings im emotionalen Bereich: Stress mit dem Chef oder Kollegen, zu großer Druck, eine Atmosphäre des Misstrauens. Manchmal ist es auch eine Gemengelage. Auch hier gilt es, zunächst eine genaue Analyse zu machen und das ist am einfachsten mit folgender Formel:
- Wer tut was,
- das ein Problem darstellt und
- auf welche Weise ist dieses Verhalten für mich ein Problem?
Fragen Sie sich dann, was Sie bisher zur Lösung des Problems getan haben und was Sie noch tun können. Wenn Sie den Eindruck haben, all Ihre Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben ohne dass sich die Situation verbessert hat, gehen Sie! Denken Sie daran, dass nach einer so unbefriedigenden Situation nur etwas Besseres kommen kann.
Nichtstun führt in die Opferrolle
Das Schlechteste, was Sie in dieser Situation tun können, ist nichts zu tun, denn dann geraten Sie leicht in eine Opferrolle, die Sie mehr und mehr schwächt und Ihnen zunehmend den Eindruck vermittelt völlig handlungsunfähig zu sein. Das Selbstbewusstsein schwindet und damit der Glaube daran, dass die Misere nicht Ihre Schuld ist und dass Sie in jedem anderen Job durchaus erfolgreich und zufrieden sein können. Die meisten Probleme erledigen sich nicht durch Verdrängen oder Verschieben, sondern nur durch offensives Verhalten. Nennen Sie das Kind beim Namen – vor sich und vor anderen und haben Sie den Mut, einen Missstand und dessen Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit eines Menschen aufzuzeigen.
Ein Frust Job kostet sie mehr als ein paar Euro
Befürchten Sie, aufgrund ihres Alters keine neue, adäquate Stelle mehr zu finden, machen Sie sich klar, dass das ein Vorurteil ist. Vielleicht ist es über 50 nicht mehr ganz so einfach, eine Position in einem Großunternehmen zu finden, aber in mittelständischen und kleineren Unternehmen sind Sie – bei entsprechender Qualifikation – auch im erfahrenen Alter ein durchaus erwünschter Mitarbeiter. Vielleicht müssen Sie zunächst einmal Abstriche beim Gehalt machen, aber die Frage, wie viel Ihnen Ihre Lebensqualität wert ist, wird Ihnen die Entscheidung leicht machen. Ein Job, der zum Horrortrip wird, kostet sie weitaus mehr als ein paar Euro.
Ein Beitrag von: