Einfach machen! Frauenpower auf den Schienen der Deutschen Bahn
Frauen in technischen Berufen sind unterrepräsentiert, doch immer mehr beweisen, dass sie mit Fachkompetenz und Engagement genauso erfolgreich sind. Persönliche Beispiele zeigen, dass es um Leistung, nicht um das Geschlecht geht.

Women in Tech: Einfach machen! Frauen gestalten die Deutsche Bahn. (Symbolbild)
Foto: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang
„Einfach machen!“ – Mit diesem kraftvollen Motto bringt Evelyn Palla, Vorstand Regionalverkehr der Deutschen Bahn, ihren Aufruf an Frauen in technischen Berufen auf den Punkt. Im Rahmen des Weltfrauenmonats zeigt sie, wie entscheidend es ist, nicht nur über den Einstieg in technische Berufe zu sprechen, sondern auch aktiv zu handeln und als Vorbild für andere Frauen voranzugehen.
Denn: Es wird immer wieder betont: Mehr Frauen sollten in technische Berufe einsteigen! Evelyn Palla selbst ist ein inspirierendes Beispiel für Frauen, die von einer Karriere in der Technik träumen, aber noch zögern, diesen Schritt zu wagen. Und sie hat es gewagt – „Und dieses Motto ist für mich persönlich auch ein ganz besonderes Motto. Weil ich mir dieses Motto im letzten Jahr zu eigen gemacht habe. Ich bin jetzt seit über 15 Jahren im Eisenbahnwesen tätig und vor vielen Jahren habe ich für mich mal den Wunsch geboren, dass ich selbst eine Lokführerausbildung machen möchte“, erzählt Palla, die selbst dreifache Mutter ist und kann ihre Familie und Beruf bestens vereinbaren.
Wie es oft der Fall ist, schiebt man solche Dinge immer wieder auf, weil ständig etwas anderes wichtiger erscheint oder einen gerade davon abhält, den Schritt zu wagen und endlich anzupacken.
Wenn Frau Vorständin Lokführerin wird
Doch Evelyn Palla hat es getan. „Und ich habe in 2024 tatsächlich angefangen, mich zur Lokführerin ausbilden zu lassen. Ich habe diese Ausbildung mittlerweile auch abgeschlossen und ich kann nur sagen, das war eine meiner besten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe“. Immer wieder sei sie während ihrer Schicht unterwegs gewesen und habe durch diese Ausbildung wertvolle und tiefgehende Einblicke in das Eisenbahnwesen gewonnen.
„Wir wollen Frauen nicht nur rekrutieren, sondern wir wollen Frauen insbesondere auch in unseren technischen Berufen rekrutieren und wir wollen Frauen auch in Führungspositionen bringen“, sagte Palla. Frauen, die einfach es machen – so wie Aslıhan Gebhart und Susanne Jung – die mit ihrem Mut, ihrer Leidenschaft und ihrem Engagement nicht nur ihre eigenen Karriereziele erreichen, sondern auch anderen Frauen den Weg in technische Berufe ebnen.
Keine Rolle, ob Mann oder Frau
Susanne Jung (Werksleiterin bei DB Fahrzeuginstandhaltung) und Aslihan Gebhart (Leiterin Generalsanierung 5830 bei DB InfraGO) haben sich auch für die Deutsche Bahn als „Arbeitgeberin“ entschieden. „Als Führungskraft kommt es vor allem darauf an, dass dein Bereich funktioniert und dein Projekt vorankommt. Du wirst viel stärker an den Ergebnissen gemessen, und da spielt es keine Rolle, ob du eine Frau oder ein Mann bist“, weiß Aslihan Gebhart.
Schließlich hört man häufig, dass Frauen als Führungskräfte und vor allem in technischen Berufen anders wahrgenommen werden. Aslıhan Gebhart studierte Bauingenieurwesen an der TU München und arbeitete 14 Jahre lang in einem Baukonzern als Bau- und Projektleiterin sowie Vertragsmanagerin im In- und Ausland. 2020 wechselte sie zur Deutschen Bahn, wo sie zunächst die Bauüberwachung für einen Abschnitt der 2. S-Bahn-Stammstrecke München leitete. Seit Oktober 2023 verantwortet sie die Generalsanierung des Hochleistungskorridors Obertraubling – Passau. Auch in ihrem Linkedin Profil steht das Motto „Einfach Machen“. Und so macht sie es. „Ich bin nie mit dem Bewusstsein, dass ich eine Frau bin, auf die Baustelle oder in Besprechungen und Verhandlungen gegangen. Ich bin als Aslihan, die das Projekt weiterbringen und Ziele erreichen möchte, aufgetreten“.
Frauen, die in technischen Berufen erfolgreich arbeiten wollen, müssen nicht nur technisches Fachwissen und Problemlösungsfähigkeiten mitbringen, sondern auch Flexibilität und Organisationstalent, um Arbeit und Familie miteinander zu vereinbaren. Sie müssen in der Lage sein, komplexe technische Aufgaben zu meistern und gleichzeitig die Balance zwischen beruflichen Anforderungen und familiären Verpflichtungen zu halten.
Leidenschaft und das Feuer in den Menschen sehen
„Ich möchte die Leidenschaft und das Feuer in den Menschen sehen – dass sie wirklich Lust darauf haben. Dann kann ich sie voll und ganz unterstützen, sei es fachlich oder auf ihrem gesamten Weg. Mut, Begeisterung, Interesse und die Bereitschaft, Neues zu lernen – das sind für mich die entscheidenden Faktoren. Und wenn dann noch ein Ingenieurstudium als Grundlage dazukommt, steht nichts mehr im Weg“, resümiert Gebhart.
Frauen mit Fachkompetenz sind von unschätzbarem Wert, und es ist wichtig, ihnen die nötige Flexibilität zu bieten, um sowohl beruflich als auch familiär erfolgreich zu sein. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es entscheidend, auch Müttern die Möglichkeit zu geben, beruflich zu wachsen und ihre Karriere voranzutreiben. Es sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es ermöglichen, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren.
„Sei einfach du selbst und bring dich ein“
„Man muss die Dinge anpacken, sich zeigen und kommunizieren“, sagt Susanne Jung „Sei einfach du selbst und bring dich ein“, erklärt sie den angehenden Ingenieurinnen, die sich für die Arbeit in einem technischen Beruf interessieren. Seit Dezember 2023 ist Susanne Jung die Leiterin des DB Fahrzeuginstandhaltungswerks in Meiningen, das als Dampflokwerk bekannt ist.
Das Werk in Meiningen zählt heute zu den letzten großen Instandhaltungswerken für Dampflokomotiven in Europa. Während in DDR-Zeiten noch rund 2000 Menschen hier arbeiteten, sind es heute etwa 150 Mitarbeiter, die ein Stück Eisenbahnromantik am Leben erhalten.
Als Leiterin sei es für Susanne Jung eine großartige Gelegenheit, Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu wirken – „und das im Kontext eines gesamten Systems, das in seiner Vollständigkeit einfach faszinierend ist“, erklärt sie. Und der Schlüssel des Erfolgs liegt darin, aktiv zu sein.
ISO 9001 als Karrierebooster?
Dabei hat Jung noch einen ganz besonderen Tipp. „Lest die ISO 9001 oder beschäftigt euch mit dem Thema. Als Ingenieur*innen kann man ruhig mal eine Norm ansprechen. Die ISO 9001 hilft mir sehr, gerade wenn man in seiner Karriere vorankommen möchte, da sie einem ein gutes Verständnis für die gesamte Prozesslandschaft vermittelt“.
Die Vorständin Evelyn Palla wies darauf hin, dass die Deutsche Bahn sich zum Ziel gesetzt habe, 30 % aller Führungspositionen mit Frauen zu besetzen – ein Ziel, das bereits Ende 2024 erreicht worden sei. Gleichzeitig machte sie deutlich, dass man sich auf diesem Erfolg nicht ausruhen wolle: Bis 2035 strebe die Bahn an, den Anteil weiblicher Führungskräfte auf 40 % zu erhöhen.
Sowohl Aslıhan Gebhart als auch Susanne Jung inspirieren mit ihrer Arbeit und ihrem beruflichen Werdegang andere, sich in die von Männern dominierte Branche zu wagen und dort erfolgreich zu sein.
Sie zeigen, dass es möglich ist, sich in einer von Männern dominierten Branche zu behaupten und erfolgreich zu sein. Weil sie – es einfach machen.
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