Manager sind frustriert über zunehmende Bürokratie in Unternehmen
Trotz positiver wirtschaftlicher Entwicklung: Deutsche Führungskräfte schieben Frust. Sie sind zunehmend enttäuscht von zuviel Bürokratie in ihren Unternehmen und bemängeln fehlende Wertschätzung und Teamgeist.
63 Prozent der Manager in deutschen Unternehmen halten ihre eigene Firma für bürokratisch. Das ist eines der Ergebnisse einer Umfrage des Führungskräfteverbands ULA und der Bertelsmann Stiftung unter 1250 Führungskräften aus Unternehmen der produzierenden Wirtschaft. 73 Prozent der Manager kommen aus Großunternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten. Dabei attestieren die Manager, dass es nicht etwa besser, sondern schlechter wird. Vor einem Jahr sagten „erst“ 59 Prozent, ihr Unternehmen sei bürokratisch.
Personal- und Budgeteinsatz halten mehr als die Hälfte für nicht gelungen. Ebenso schlecht kommt die innerbetriebliche Fehler- und Innovationskultur weg: Sie wird von jedem zweiten Manager schlecht bewertet. 47 Prozent bewerten auch die Umsetzung des Krisen- und Veränderungsmanagements negativ.
Kaum Unterstützung bei der eigenen Entwicklung
Diese schlechten Einschätzungen finden sich auch in der Bewertung der eigenen Situation wieder. 77 Prozent der Führungskräfte fühlen sich bei ihrer Karriereentwicklung kaum oder gar nicht unterstützt. An eine Verbesserung des Klimas in den Betrieben glaubt zurzeit nicht einmal jeder zweite Befragte. Über die Hälfte der Führungskräfte erwarten eher eine Verschlechterung des Betriebsklimas und schwierigere Arbeitsbedingungen.
Man habe das Gefühl, viele Manager machten ihren Job zurzeit eher „mit angezogener Handbremse“, kommentierte Martin Spilker von der Bertelsmann Stiftung das Ergebnis der Befragung. Vor dem Hintergrund einer guten Wirtschafts- und Wettbewerbssituation hält er das für eine Gefahr für viele Unternehmen. „Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen: Neben der unternehmensinternen Bürokratisierung drohen sie in eine Motivationsfalle bei denjenigen Führungskräften zu tappen, die durch unzureichende Karrieremöglichkeiten und mangelnde Wertschätzung enttäuscht sind“, so Martin Spilker.
Positiver Blick auf wirtschaftliche Zukunft
Dennoch äußerten viele Führungskräfte auch Positives zu ihrer Situation. Nur 19 Prozent fürchten sich vor einem Verlust des Arbeitsplatzes. Zwei Drittel empfinden ihre berufliche Belastung als angemessen. 68 Prozent geben an, sie könnten Beruf und Privatleben gut miteinander vereinbaren.
Auch die wirtschaftliche Zukunft ihrer Firmen sehen viele Manager eher rosig. 70 Prozent halten die aktuelle Auftragslage für gut. Mit dem Stand der Kundenorientierung, dem Umgang mit Wettbewerbern und den Beziehungen zu Lieferanten sind drei Viertel von ihnen zufrieden. 90 Prozent sind davon überzeugt, das Unternehmen halte sich an gesetzliche Vorgaben und Nachhaltigkeitsforderungen.
„Eine gute wirtschaftliche Lage des Unternehmens und eine hohe Arbeitsplatzsicherheit in einem schwierigen internationalen Umfeld sind wertvolle Güter“, sagt ULA-Hauptgeschäftsführer Ludger Ramme. „Sie sind aber offensichtlich kein Garant für Höchstwerte bei der Motivation und der Zufriedenheit. Ein Zuviel an innerbetrieblicher Bürokratie und fehlende Spielräume für eine Weiterentwicklung der eigenen Karriere können das Klima eintrüben. Anders formuliert: Auch goldene Zügel werden oft als einengend empfunden.“
Zudem stellt sich die Frage, warum ausgerechnet Führungskräfte ihrer eigenen Arbeit ein so schlechtes Zeugnis ausstellen: Sie wären diejenigen, die das Thema Bürokratie anpackenkönnten.
Ein Beitrag von: