Management 10.12.2010, 19:50 Uhr

Renaissance der Ingenieurbüros

Unternehmen mit ständig schlanker werdenden Strukturen profitieren durch die Leistungen der Ingenieurbüros mehr als durch den Einsatz von „Leiharbeitern“ aus Zeitarbeitsfirmen. Diese These vertritt Jochen Lauer, Mitgründer des Ingenieurbüros Lauer & Weiss GmbH.

Unternehmen werden schlanker, es kommt zu Personal- und Know-how-Engpässen. Als Folge dessen gibt es einen Trend zum Leiharbeiter auch im Engineering-Bereich, wie ihn Zeitarbeitsfirmen, etwa Hays in Mannheim (VDI nachrichten 25/2010), feststellen. Auf den ersten Blick sehe die angebotene Leistung oft gleich aus, so Jochen Lauer, „aber der Hauptunterschied liegt in der unterschiedlichen Motivation der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter“.

„Wir führen nicht nach einem Benchmark-System, vermitteln Personal nicht nach Punkten“, analysiert Jochen Lauer die Unterschiede zwischen ihm als Besitzer eines Ingenieurbüros und Zeitarbeitsfirmen. „Ingenieurbüros wie wir bieten mehr Sicherheit für den Auftraggeber und Mitarbeiter. Wir entwickeln Mitarbeiter permanent weiter, bei uns gibt es Kontinuität, wir liefern Innovationen, bei uns treffen sie auf Ansprechpartner, die viele Jahre bei uns sind. Wir können komplette Teams und Know-how-Pools für Projekte zusammenstellen. Das führt zu einer ganz anderen Qualität und Kundenbeziehung.“

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Im kleinen Kreis erklärt Jochen Lauer den Unterschied zwischen Zeitarbeitsfirmen und Ingenieurbüros auch schon mal so: „Das ist ein Unterschied wie zwischen dem Franchise-System einer Imbisskette und einem inhabergeführten Sterne-Restaurant.“

Turbulenzen bei ihrem damaligen Arbeitgeber veranlassten die Ingenieure Jochen Lauer und Wolfgang Weiss, sich selbstständig zu machen. Wolfgang Weiss kümmerte sich um den Aufbau der technischen Infrastruktur, Jochen Lauer übernahm das Administrative. In der Fellbacher Bank fanden sie einen Partner, der sie finanzierte.

Jochen Lauer gehört heute zum Aufsichtsrat der Fellbacher Bank, gibt aber unumwunden zu: „Heute würde eine Bank einem Start-up Unternehmen, wie wir es damals waren, wahrscheinlich keinen Kredit in solcher Höhe mehr gewähren. Das erschweren schon die Kreditbedingungen nach Basel 3.“

Ein Ingenieurbüro, das ausschließlich konstruiert, hatten die beiden Gründer zunächst nicht geplant. Sie setzen auf komplexere Aufgaben, berechnen und simulieren beispielsweise Strukturen und Strömungen aller Art. Heute beschäftigt das Unternehmen in der Gruppe rund 200 Personen, überwiegend hoch qualifizierte Ingenieure. Auf der Internetseite von Lauer & Weiss werden aktuell mehrere Fachkräfte zur Verstärkung und zum Ausbau verschiedener Projekte gesucht. Spezialisiert auf den Bereich Nutzfahrzeugbau hat das Unternehmen nach eigenen Angaben in Deutschland wenig vergleichbare Konkurrenz.

Von dem aktuell beklagten Ingenieurmangel ist die Fellbacher Ingenieurschmiede auch betroffen. Jochen Lauer: „Es fehlen die Ingenieure, die immer schon gefehlt haben: hoch qualifizierte, motivierte, die mitgestalten wollen.“

Manchmal stellen Ingenieure aber fest, dass sie weniger verdienen als die Absolventen anderer Studiengänge und Fakultäten. Lauer: „Wenn junge Ingenieure schlechter bezahlt werden als Absolventen vergleichbarer Studiengänge anderer Fakultäten, dann wird sich mancher Ingenieur fragen, ob er den Beruf noch einmal ergreifen würde. Ingenieure arbeiten teilweise für 35 €/h bis 50 €/h, andere Berufsgruppen fangen unter 60 €/h erst gar nicht an.“

Ein weiteres Problem kommt laut Lauer hinzu: Kaum jemand wolle Junior-Ingenieure mehr ausbilden und an die Aufgaben heranführen. Bewerber sollen immer alles schon können.

Das Unternehmen Lauer & Weiss schult nach eigenen Angaben seine Ingenieure kontinuierlich. Denn diese müssten nicht nur fachlich gut sein, sondern auch über Softskills wie z. B. Kommunikationsfähigkeiten verfügen, um Projektstände beim Kunden richtig darzustellen. Lauer: „Die Ergebnisse einer Projektarbeit kann man nicht in einem zweiminütigen Telefonat verkaufen. Da fragt sich doch der Auftraggeber, warum er ,für einen Anruf“ eine Rechnung bekommt.“

Preiswerte Konkurrenz, etwa aus Osteuropa, fürchtet das Fellbacher Unternehmen nicht. Laut Jochen Lauer ist nicht alles eine Frage des Preises, es müsse auch die Qualität stimmen: „Gute Entwicklungsarbeit bedeutet nicht nur, ohne zeitliche Verzögerung mit dem Kunden in Kontakt treten zu können. Da müssen auch die Mentalität und Kommunikation übereinstimmen.“ Die Arbeitsweise, die Ausbildung und die Fähigkeiten der Ingenieure stimmten am Standort Deutschland gut mit den Anforderungen der Kunden und der Projekte überein.

Ein Original Equipment Manufacturer (OEM) steht mit seinem Namen für die Gesamtkonzeption eines Fahrzeuges ein, einzelne Module stammen von Zulieferern. „Und Ingenieurbüros wie unseres sind es, die wichtige Innovationen für beide liefern“, wirbt Lauer. Selbst wenn OEMs Produktion und Entwicklung im Zuge der Globalisierung verlagerten, bangen die Fellbacher Denker vor den Toren wichtiger Automobilhersteller nicht um Aufträge. Jochen Lauer: „Die Hauptinnovationen werden im nahen Umfeld der Headquarters der OEMs erdacht und umgesetzt, die Anpassung an die Märkte geschieht dann vor Ort.“

Mit der Schwaben Automotive ist die Unternehmensgruppe Lauer & Weiss auch am lateinamerikanischen Markt aktiv. In Sao Paulo, wo der einstige Stuttgarter Maschinenbaustudent Jochen Lauer vor 16 Jahren seine Diplomarbeit über Finite Elemente schrieb, sieht er mindestens zwölf OEMs mit wachsendem Bedarf an Ingenieurleistungen.

Zum aktuellen zehnjährigen Jubiläum der Lauer & Weiss GmbH haben die beiden Gründer und ihr Team eine weitere Unternehmensidee verwirklicht: Sie gründeten am Standort die Imagent Ideenmanagement GmbH.

„Wir haben die Zeit der Krise genutzt, um Produkt-, Geschäfts- und technische Ideen zu identifizieren, die wir gerne weiterentwickeln und realisieren möchten“, so Jochen Lauer. Kreativ und humorvoll muss es dabei zugegangen sein. Manchmal soll der Bauch vor Lachen weh getan haben. Jetzt werden über die neue Firma diese Ideen aus dem Brainstorming und auch Ideen von außerhalb zur technischen und wirtschaftlichen Reife gebracht.

Fazit: Mutige Ingenieure mit Visionen und Unternehmergeist setzen ihren Ideenreichtum im eigenen Unternehmen um. RUDOLF SCHULZE

Ein Beitrag von:

  • Rudolf Schulze

    Chefredakteur VDI nachrichten. Fachthemen: Elektronik, Politik, IT.

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