Scheidender Direktor verhalf dem Verein zu mehr politischer Bedeutung
Er verabschiedet sich: VDI-Direktor Willi Fuchs verlässt den Verein Deutscher Ingenieure zum Jahresende. Fuchs hat dem VDI in den vergangenen 14 Jahren zu wachsender Bedeutung verholfen – in Deutschland ebenso wie auf europäischer Ebene.
Als größten Erfolg seiner Amtszeit sieht Fuchs die wachsende Wahrnehmung des VDI in der Bundespolitik. Inzwischen wird die Fachkompetenz des VDI selbst aus den Ministerien abgefragt. So wurde der VDI gebeten, Antworten auf eine große Anfrage zur Energiewende zu geben. „Wir sind als kompetenter und unabhängiger Partner von Politik und Wirtschaft anerkannt und unsere Belange werden intensiv gehört“, betonte der 56-Jährige im Interview mit den VDI nachrichten.
Aber Fuchs lag auch ein internationales Thema am Herzen: Ingenieure innerhalb Europas mobil zu machen. Um auch dafür politisches Gehör zu finden, baute er die Präsenz des VDI im europäischen Dachverband FEANI aus: Sechs Jahre lang arbeitete Fuchs im FEANI-Präsidium mit, davon drei als Präsident. Unter Federführung des VDI entwickelte der Dachverband vor fünf Jahren die „Engineering Card“, einen freiwilliger Berufsausweis für Ingenieure. „Sie ist heute als Best Practice in der Mobilitätsrichtlinie verankert“, sagt Fuchs stolz.
Der Nachwuchs war ein zentrales Thema
Den Posten als VDI-Direktor übernahm Willi Fuchs 1999 von Peter Gerber. Neben der politischen Verankerung war die Beschäftigung mit dem Ingenieur-Nachwuchs in dieser Zeit zentrales Thema seiner Arbeit. Der durchschnittliche Ingenieur ist heute 50 Jahre alt. Fuchs prophezeit deshalb, dass der Mangel an Ingenieuren in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird. „In den nächsten Jahren strömen viele Jugendliche auf den Arbeitsmarkt, aber danach kommen die geburtenschwachen Jahrgänge“, so der promovierte Maschinenbauer.
Gleichzeitig kritisiert er auch Teile der Ingenieurs-Ausbildung. Die Kleinteiligkeit der Curricula, die beispielsweise eine Ausbildung zum Ingenieur für Windenergie vorsehen, sei zu kurzfristig gedacht. „Wir müssen junge Menschen für ein ganzes Arbeitsleben ausbilden“, fordert Fuchs. Er selbst habe Maschinenbau studiert und in der Blechumformung, der Kunststoffverarbeitung und beim Aluminiumgießen gearbeitet. „Wenn wir jetzt schmalspurig ausbilden, sind wir auf neue Technologien nicht vorbereitet.“
Stimme und Gesicht der Ingenieure
Auch wenn er den VDI verlässt, denkt Willi Fuchs an die Zukunft des Verbandes. „Wir müssen den Ingenieuren eine Stimme und ein Gesicht geben“, sagt er. Diese Mitgliederorientierung sei eine große Herausforderung für seinen Nachfolger. Sein derzeitiger Stellvertreter Ralph Appel wird jetzt den Posten des VDI-Direktors übernehmen.
Fuchs selbst will erst einmal eine Auszeit nehmen. Er will mehr Zeit mit seinem Hobby, der Fotografie, verbringen. Und er will sich zu Hause nützlich machen: „Ursprünglich habe ich Maschinenschlosser gelernt, hatte aber bisher wenig Zeit, meine handwerklichen Fähigkeiten auszuleben. Dazu habe ich jetzt bei uns zu Hause reichlich Gelegenheit.“
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