Will ich wirklich führen?
Führungskraft, das hört sich gut an. Aber ist das auch was für mich? Führungskräftecoach Gudrun Happich hilft, die Antwort zu finden und Zweifel zu beseitigen.
Fragen Sie sich nicht, was die Unternehmen von Ihnen wollen, sondern was Sie selbst möchten und was Ihre idealen Arbeitsbedingungen sind. Hier einige Fragen, die Sie sich stellen sollten, bevor Sie eine Führungsposition annehmen:
1. Führen – will ich das wirklich?
Man muss kein Ellenbogentyp sein. Es gibt auch andere Arten, sich durchzusetzen. Für die Führungskraft ist soziale Kompetenz eine entscheidende Qualität. An der Spitze stehen muss man aber auch wollen und aushalten können, auch wenn einem der Wind ins Gesicht bläst. Geld und Renommee sind keine ausreichenden Argumente für eine Führungslaufbahn.
Warum streben Sie eine Führungslaufbahn an? Was erwarten Sie davon? Was reizt Sie daran? Führen Sie eine Realitätsprüfung durch und fragen Sie bei Führungskräften nach: Wie ist das als Führungskraft? Was machen Sie?
Sie kennen keine Führungskräfte? Businessplattformen sind gute Anknüpfungspunkte.
2. Das ideale Umfeld
Mittelstand oder Konzern? Start-up oder alteingesessen? Inland oder Ausland? Anwender- oder Beratungsunternehmen? Unternehmenskultur? Entlohnung? Arbeitszeiten?
Führungsjob ist nicht gleich Führungsjob. Unter welchen Voraussetzungen können Sie Leistung mit Leichtigkeit verbinden? Legen Sie eine Wunschliste an: Welche Rahmenbedingungen wären ideal? Legen Sie sich hier keine Beschränkungen auf. Die Wunschliste darf sehr lang und sehr unrealistisch sein. Führen Sie zudem eine Unbedingt-notwendig-Liste (U-Liste). Erfahrungsgemäß umfasst die U-Liste etwa fünf bis sechs Punkte. Sie gibt wichtige Hinweise auf grundlegende Motive und Werte.
3. Zu sich selbst stehen
Im Bewerbungsprozess sollten Sie zu Ihren Vorstellungen stehen. Nicht nur Sie bewerben sich, Ihr Arbeitgeber bewirbt sich auch bei Ihnen. Fragen Sie genau nach: Gibt es in dem Unternehmen die Bedingungen, die auf Ihrer U-Liste stehen? Welche Laufbahnen sind möglich? Gibt es einen Entwicklungsplan? Hören Sie nicht nur auf Ihren Verstand, versuchen Sie auch Ihren Bauch zu Wort kommen zu lassen.
4. Learning by doing
Glückwunsch, Sie haben im Unternehmen Ihrer Wahl angeheuert. Suchen Sie sich einen Mentor! Versuchen Sie, möglichst viel von dem zu lernen, was eine Führungskraft braucht. Übernehmen Sie Projekte. Dort haben Sie keine disziplinarische Führungsverantwortung, aber Sie führen Mitarbeiter. Zeigen Sie Interesse, übernehmen Sie Verantwortung. Reflektieren Sie die Erlebnisse: Wollen Sie immer noch Führungskraft werden? Wenn ja, warum?
5. Die erste Führungsposition
Sie müssen sich nun grundlegend umstellen. In erster Linie zählen nicht mehr Ihre fachlichen Leistungen, sondern die Ihres Teams. Damit sie eine Mannschaft erfolgreich aufbauen, Mitarbeiter gewinnen und führen können, sollten Sie sich genau auf Ihre neue Position vorbereiten. Welches Image hatte der Vorgänger? Welche Aufgaben und Erwartungen sind mit der neuen Position verbunden? Welche Regeln und Fähigkeiten müssen erlernt werden? Stimmen die Rahmenbedingungen? Erstellen Sie in Abstimmung mit Ihrem Vorgesetzten eine Art Businessplan: Wie wollen Sie Ihre Ziele erreichen, welche Ressourcen benötigen Sie und wie setzen Sie sie effektiv ein?
Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin „Ingenieurkarriere“ der VDI nachrichten.
Ein Beitrag von: