Wonder und Gathertown: Diese Zoom-Alternativen sollten Sie kennen
Zoom, Teams und Co.: Homeoffice und Sozialleben wären im Lockdown schwieriger ohne sie. Doch die Videokonferenz-Tools haben einen Nachteil. Gathertown und Wonder schließen eine Lücke.
Und auch das hat uns der Lockdown gelehrt: Die menschliche Kommunikation ist ungeheuer komplex und lässt sich nicht so ohne Weiteres digitalisieren. Zoom, Teams, Skype und Co. retten uns zwar ganz gut durch das Homeoffice und werden auch in Zukunft, wenn Corona vielleicht ein nicht mehr ganz so prekäres Thema ist, eine wesentlich größere Rolle im (Arbeits-)Alltag spielen. Aber die gängigen Konferenzsysteme haben auch ihre Schwächen: Gerade bei Konferenzen mit mehr als drei Teilnehmern ist es mitunter schwer, echte Gespräche zu führen. Oft reißt eine Person das Gespräch an sich, während alle anderen gedanklich aussteigen. Oder es spricht gar keiner – bis jemand sich erbarmt und die peinliche Stille mit einem Kommentar zum Wetter zu durchbrechen versucht (“Ist kälter, als man denkt, aber am Wochenende soll’s ja wieder schöner werden”). Wir stellen Ihnen Alternativen wie Gathertown oder Wonderme vor, die andere Ansätze verfolgen und zumindest eine gewisse Abwechslung zum ewigen Zoom bieten können.
Was ist Gathertown?
Zoom, Teams oder Co. haben ein Problem: Die Tools passen nicht gut zum normalen Verhalten, das Menschen an den Tag legen, wenn sie sich in Gruppen bewegen und kommunizieren. Zum Beispiel bilden sich in echten Räumen kleine Untergruppen von Menschen, die sich über bestimmte Themen unterhalten oder an bestimmten Aufgaben arbeiten wollen. Und manchmal wollen viele Menschen einem zuhören, der dann die gesamte Aufmerksamkeit auf sich lenkt – manchmal wollen manche Menschen aber lieber über etwas anderes reden, aber den Rest der Gruppe nicht stören.
Gathertown oder Gather.town versucht dieses Verhalten zu ermöglichen – oder wenigstens eine Simuation davon. Die Idee: Konferenzteilnehmer bewegen sich mit Avataren durch virtuelle Räume und treffen dort auf die Avatare der anderen Teilnehmer. Optisch erinnert die Oberfläche an Nintendospiele der frühen 90er à la Zelda – allerdings steckt sehr viel mehr Technik dahinter.
Gathertown-Chatfenster für Workshops
Wenn sich mindestens zwei Avatare räumlich nah kommen, öffnet sich ein Videochatfenster – dann können sich die Teilnehmer gegenseitig hören und sehen. Entfernt man seinen Avatar (ganz klassisch mit den Tasten W, A, S, D) wieder ein wenig, schließt sich auch das Chatfenster. Auf diese Weise können sich ganz flexibel immer wieder neue Gesprächsgruppen zusammenfinden. Je nach Kontext kann sich das fast ein bisschen nach Party anfühlen – Sie wissen schon, wie damals, 2019 …
Gathertown kann darüber hinaus aber eben auch für Workshops und komplexere Teammeetings sinnvoll sein. So können Mitarbeiter in Gruppen an bestimmten Themen arbeiten und anschließend allen anderen präsentieren.
Was kostet Gathertown?
Die Webanwendung läuft unter Windows und Linux sowie auf Apple-Devices. Teilnehmer benötigen – wie bei allen Konferenztools – eine Kamera sowie ein Mikrofon. Unterstützt wird Gathertown bislang von Google Chrome und Mozilla Firefox.
Eine Basisversion des Programms ist kostenlos, 25 Menschen können an einer Session teilnehmen. Darüber hinaus gibt es kostenpflichtige Upgrades, die preislich recht flexibel gestaltet sind.
Wie erstellt man einen Raum in Gathertown?
Die Benutzeroberfläche ist recht simpel gehalten:
- Nach einem Klick auf „Launch Gather“ erscheint der Button „Create space“.
- Klicken Sie auf den Button.
- Anschließend wählen Sie aus mehreren vorgefertigten Settings aus: Z.B. „tiny office“, „family gathering“ oder „castle“.
- Im nächsten Fenster wählen Sie einen Namen für Ihren Raum, ein Passwort für die Teilnehmer und ein Moderatorenpasswort. Anschließend können Sie Ihren Raum gestalten – zum Beispiel nach dem Vorbild ihres echten Büros.
Was ist Wonder.me?
Austausch auf Messen, Plaudern beim Lunchen oder Vorträge im Fachausschuss: Networking fehlt in Zeiten der Pandemie ganz schön. Mit dem Tool Wonder möchte ein Berliner Start-up Abhilfe schaffen. Das Ziel der Gründer: sozialen Raum auch virtuell erlebbar machen. Seit April 2020 wird Wonder.me stetig weiterentwickelt. Vor allem größeren Gruppen soll auf der Plattform die Gelegenheit gegeben werden, online spontane Gespräche zu führen oder Vorträgen zu folgen. Bis zu 1.000 Gäste empfiehlt die Plattform. Das Tool eignet sicher daher für virtuelle Messehallen, in denen sich Besucher umschauen oder Speakern zuhören können.
Homeoffice: Diese Räume sollten Sie meiden
Auf Präsenzmessen schließt man sich in der Regel auch kleineren Gruppen an und geht in den Austausch mit interessanten Besuchern. So ähnlich darf man sich Wonder als digitalen Platz zum Netzwerken vorstellen. Während bei anderen Konferenz-Tools nur eine Person gleichzeitig sprechen kann oder eine Präsentation hält, kommen bei Wonder Untergruppen zusammen, um zu plaudern. Das alles geschieht in einem Termin – ein Kanalwechsel ist nicht nötig.
So finden sich einzelne Gruppen bei Wonder.me zusammen
Per Mausklick wandern User zu einer neuen Gesprächsrunde. Jeder Teilnehmer weist einen Avatar auf, mit dem sich Nutzer in der Vogelperspektive durch den Raum bewegen können. Treffen zwei oder mehrere Avatare aufeinander, bilden sie eine neue Gesprächsrunde. Video, Audio und Chatnachrichten sind genauso verfügbar wie im Hauptchannel. Die anderen Meeting-Gäste können die einzelnen Gruppen sehen, sofern sie öffentlich sind. Nähert man sich selbst dieser Gruppe, ist eine Teilnahme auch möglich. Für den privaten, geheimen Plausch lassen sich die Teams auch schließen.
Insgesamt kommt Wonder.me ähnlich spielerisch wie Gathertown und intuitiv daher. Wer zunächst in einen Gesprächskreis reinhören möchte, kann das tun, ohne sich aktiv zu beteiligen. Erweist sich das Gespräch als wenig anregend, darf die Session auch diskret verlassen werden. Das fällt auf einer Präsenzveranstaltung schon schwerer.
Videokonferenz: Knigge für den Lockdown
Wonder.me eignet sich nicht nur für Netzwerke, sondern auch für private Feiern, die aktuell in dieser Form nicht stattfinden können. Warum also nicht alle Freunde zu Wonder einladen. Der Raum kann per Passwort geschützt werden und bleibt auch ohne Host rund um die Uhr geöffnet.
Laut eigenen Angaben verzeichnet die alternative Konferenz 200.000 monatliche Nutzer und Nutzerinnen.
Was kostet Wonder?
Wonder ist derzeit noch kostenlos. Im Verlauf des Jahres soll es aber ein Preismodell geben.
Zoom: Wie umgehe ich Zeitbegrenzungen?
Zoom hat sich zu einem der bekanntesten Konferenz-Tools entwickelt. Zoom Video Communications, so der Name des Unternehmens hinter dem Programm, konnte im vergangenen Jahr ein unglaubliches Wachstum hinlegen: Im vierten Quartal 2020 stieg der Umsatz auf 882,5 Millionen Dollar, was einer Steigerung von 370 Prozent gegenüber dem Vorjahr (188 Millionen Dollar) bedeutet.
Zahlreiche Unternehmen weltweit nutzen Zoom als Standard für ihre Videokonferenzen, und auch im privaten Lockdown-Alltag spielt das Tool eine große Rolle. Doch es gibt einen Haken: nach 40 Minuten ist bei der kostenlosen Basis-Variante Schluss. Ist die Zeit abgelaufen, wird das Meeting automatisch beendet. Das kann sehr ärgerlich sein, wenn die Teilnehmer mitten in einer anregenden Diskussion steckten. Zoom während der Pandemie immer wieder kostenlose Zeitverlängerungen bereitgestellt, doch es gibt noch eine Möglichkeit, mit der man die Zeitbegrenzung zwar nicht umgehen aber zumindest ein wenig ausreizen kann.
Zoom stockt Meetingdauer im Basis-Account auf
Basis-Accounts von Zoom werden oft für den privaten Gebrauch verwendet. Unternehmen schließen in der Regel kostenpflichtige Abos ab, um die Zeitbegrenzung aufzuheben. Die Meetingdauer reicht dann für 24 Stunden. Ein Zoom-Abo ist ab 11,66 Euro zu haben. Die Höhe des Betrags richtet sich nach der Abrechnungsform: monatlich oder ein ganzes Jahr.
Wenn Sie als Privatnutzer die Zeitbegrenzung bei Zoom umgehen wollen, sollten Sie eine Unterhaltung planen, anstatt einem Meeting beizutreten. Nähert sich die Video-Konferenz der magischen 40-Minuten-Marke, erscheint im Besprechungsfenster eine Countdown-Uhr. Ab jetzt steckt der Teufel im Detail!
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Verlassen Sie nur als Gastgeber das Meeting und beenden es nicht für alle Teilnehmer. Die Meeting-Gäste müssen dann einfach nur nochmal auf den ursprünglichen Einladungslink klicken oder die gleiche ID aus der Einladung eingeben – und schon beginnt ein weiteres 40-Minuten-Meeting. Diesen Kniff können Sie – wenn Sie mögen – so oft Sie wollen anwenden.
Erfahrungsgemäß stockt Zoom aber auch kurz vor Ablauf der 40 Minuten häufig die Meetingdauer auf – das Unternehmen zeigt sich durchaus kulant in diesen Tagen.
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