Generationen 23.07.2024, 15:00 Uhr

Gen Z setzt auf KI: Die nächste Generation nutzt künstliche Intelligenz als Karriereberater

Kann KI eine menschliche Karriereberatung ersetzen? Was sich erst einmal ungewöhnlich bis hin zu absurd anhört, wird gerade für die Generation Z – also alle zwischen 1995 und 2010 geborenen – zunehmend realistisch.

Gen Z und ChatGPT

Fast jede/r Zweite aus der Generation Z findet: ChatGPT berät besser als der/die Vorgesetzte.

Foto: PantherMedia / Prostock-studio (YAYMicro)

Laut einer aktuellen Studie der US Consulting-Firma Intoo für HR gaben 47 % der befragten GenZ-Vertreter*innen an, sie erhalten von ChatGPT bessere Karriere-Ratschläge als von ihren direkten Vorgesetzten.

Fast jede/r Zweite findet: ChatGPT berät besser als der/die Vorgesetzte

Das bedeutet: Mindestens 47 % der befragten Teilnehmenden der Altersgruppe 14 bis 29 Jahre – haben nicht nur mindestens ein Mal eine KI wie ChatGPT nach Karrieretipps befragt.

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Fast jede/r Zweite – nämlich 47 % – findet, die KI gibt ihnen sogar bessere Ratschläge zur Karriere als menschliche Vorgesetzte, die die jungen Angestellten nicht nur täglich bei der Arbeit sieht, sondern auch aufgrund ihrer Talente eingestellt hat.

Gerade bei Feedbackgesprächen denkt man doch: Wer außer diesem menschlichen Vorgesetzten könnte die Entwicklungsmöglichkeiten des Nachwuchsarbeiters besser einschätzen als der eigene Chef oder die Chefin? Und warum wird dann stattdessen künstliche Intelligenz bevorzugt?
Die Antwort liefern die Teilnehmenden der Studie gleich mit: Sie würden sich ja gern von ihren Vorgesetzten in Karrierefragen beraten lassen. Die Chef*innen haben jedoch in ihren Augen weder Zeit noch Interesse daran, den Nachwuchs ihren Vorstellungen entsprechend zu fördern. So gaben 62 % der GenZ-Vertreter an, sie würden gern öfter Entwicklungsgespräche mit ihren Vorgesetzten führen, diese seien aber nicht greifbar. 84 % gaben an, Weiterbildungsmöglichkeiten seien ihnen genauso wichtig (54 %) oder sogar wichtiger (30 %) als eine bloße Beförderung oder ein imposanter neuer Jobtitel. Aufgrund dieser Diskrepanz und Enttäuschung, so HR-Expert*innen, planen 25 % der Angestellten und sogar 44 % der Angestellten aus der GenZ, in den kommenden sechs Monaten ihren Job zu wechseln.

Diese Studie mussten Personaler*innen und Arbeitgebebende – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels – erst einmal sacken lassen.

Was steckt dahinter?

Zum einen sind es laut Studie die Werte der GenZ, wie Sinnhaftigkeit, Wertschätzung und Work-Life-Balance. Das ergab auch eine weitere aktuelle Studie des Wirtschaftsnetzwerk WJD aus dem Jahr 2023, die Auszubildende in Deutschland – also vor allem die aktuelle GenZ – nach ihren Erwartungen an ihre künftige Arbeit und ihre Arbeitgebenden befragte. Das Ergebnis: Die GenZ will ernst genommen werden, auch als Berufsanfänger*innen. An Chef*innen schätzt sie Soft Skills wie Empathie, Wertschätzung, Respekt und Bereitschaft zur Veränderung. Neben finanziellen Anreizen ist vor allem eins wichtig: die Möglichkeit zur eigenen Weiterentwicklung und entsprechenden Lehr- und Lernkonzepten. Das gaben 67 % der befragten Azubis an. Top-Kriterien bei der Berufswahl sind gute Verdienstmöglichkeiten (81 %), gefolgt von einer guten Work-Life-Balance (74 %).

Zum anderen lohnt auch ein Blick auf den Auftraggeber der US-Studie, über die aktuell alle schreiben: Intoo als Urheber der Befragungen ist eine amerikanische Consultingfirma für Karriereentwicklung, die Weiterbildungsangebote verkauft. Sie ist außerdem Teil der Gi Group, einem weltweit agierenden Personaldienstleister.

Das Fazit dieser Studie lautet: Vorgesetzte, lernt Mentorship! Bildet euch weiter als Vorgesetzte, aber ermöglicht auch euren Angestellten Weiterbildung und Entwicklungsmöglichkeiten. Zufällig bieten die Urheber auch die passenden Kurse dafür an. Das macht den Inhalt und die Ergebnisse der Studie dennoch nicht weniger wertvoll, denn die Diskrepanzen sind ja vorhanden und auch in Deutschland von anderen Studien wie der WJD belegt.

Was sagt ChatGPT selbst dazu?

So viele reden über die KI als Anlaufstelle für Karriereberatung der GenZ. Kaum einer fragt sie direkt nach ihrer Meinung. Was sagt denn eigentlich ChatGPT selbst zur Thematik?

„Als KI bin ich natürlich geschmeichelt zu hören, dass die Generation Z ChatGPT als Karriereberatung nutzt“, so ChatGPT auf Nachfrage. „Es zeigt, dass sie Vertrauen in die Technologie setzen und sich offen dafür zeigen, neue Wege zu erkunden, um Informationen und Ratschläge zu erhalten. Allerdings möchte ich betonen, dass meine Ratschläge immer als Ergänzung zu anderen Informationsquellen betrachtet werden sollten. Letztendlich ist es wichtig, dass die Generation Z auch auf persönliche Erfahrungen, das Feedback von realen Menschen und auf ihre eigenen Werte und Ziele vertraut, um fundierte Entscheidungen über ihre Karriere zu treffen.“

ChatGPT vermittelt sogar diplomatisch zwischen beiden Seiten, rät den Juniors, proaktiv zu sein und mit der Chef*in klar zu kommunizieren:
„Es ist wichtig, dass Mitarbeiter auch versuchen, aktiv mit ihren Vorgesetzten über ihre Entwicklungswünsche und -ziele zu kommunizieren, damit diese besser darauf eingehen können“, so die KI. „Eine offene und ehrliche Kommunikation zwischen Mitarbeitern und ihren Vorgesetzten ist entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und persönliche Entwicklung.“

Dozentin: GenZ macht viel richtig

Gelten die in den Studien erwähnten Top-Kriterien für Berufseinsteiger*innen der GenZ, wie gute Verdienstmöglichkeiten und Work-Life-Balance, auch für Ingenieur*innen?

Ja, sagt Dipl.-Ing. Franziska Kümmel, M. Eng. Die Dozentin für Bauingenieurwesen lehrt an der IU und ist täglich im Austausch mit jungen angehenden Ingenieur*innen der GenZ.

Sie unterstützt deren Einstellung: „Im Grunde kann ich in dieser Hinsicht selbst als Dozentin noch etwas von meinen Studenten lernen“, so Kümmel. „Viele nennen diese Generation faul und sagen, früher war alles besser, die Alten haben noch richtig gearbeitet. Aber früher warst du für die Chefs einfach ein kleines Rad im Getriebe und hast nur gearbeitet, oft bis zum Burnout. Diese Generation identifiziert sich außer mit Arbeit noch mit anderem: Freunden zum Beispiel, Reisen. Sie ist selbstbewusst und kann ihre Grenzen viel besser einschätzen – und selbstbestimmter kommunizieren. Ich finde das richtig. Dadurch beugt sie letztlich Burnout vor – und das ist langfristig für die Wirtschaft auch von Vorteil.“

Aber kann es denn eine für die GenZ geeignete Work-Life-Balance als Ingenieur*in geben?

„Es kommt auf den Job an“, so Franziska Kümmel, die selbst jahrelang als Bauleiterin für Großprojekte in Berlin tätig war. „Arbeitest du in der Bauleitung, bist du an Projekte gebunden, an Termine und Vorgaben. Da zählt Commitment, durchziehen, auch mal Überstunden machen und durchpowern. Da kannst du nicht immer auf Work-Life-Balance pochen. Es gibt Phasen, da powerst du durch. Erst danach ist Zeit für Erholung. Deshalb habe ich schon einige Studenten die Branche wechseln sehen. Es gibt aber auch andere Stellen für Ingenieure, da sind die Vorstellungen der GenZ auch besser umsetzbar. Letzten Endes ist es auch eine Typ-Frage, nicht die einer ganzen Generation.“

Kann denn nun abschließend künstliche Intelligenz eine Karriereberatung oder das Entwicklungsgespräch mit Vorgesetzten ersetzen? Sicher nicht, da sind sich alle Parteien wohl einig: Sowohl die GenZ, die Vorgesetzten, die Wissenschaft als auch ChatGPT selbst. Das liegt nicht nur an der jahrelangen Qualifikation und Erfahrung der Berater*innen und der Wahrnehmung des Zwischenmenschlichen, eben auch Untertöne, Gestik und Mimik im Gespräch wahrzunehmen. Es spielt zusätzlich eben das so oft studierte Mindset der jungen Generation eine Rolle:

Wer Werte wie Selbstbestimmtheit lebt, nutzt KI sicher als Hilfe für neue Perspektiven. Die Generation Z wird sich jedoch nicht – erst recht durch ihre Werte wie Selbstbestimmtheit und Selbstbewusstsein – von einer KI kopflos den eigenen Karriereweg diktieren lassen.

Ein Beitrag von:

  • Vivian Roese

    Vivian Röse

    Dr. Vivian Roese ist Gründerin, Social Media-Beraterin, Autorin, Journalistin und Dozentin für Onlinemarketing. Sie ist in Social Media promoviert und spezialisiert auf Corporate und Personal Branding für CEOs in den sozialen Medien. Mit der Agentur Contentarchitekten berät und schreibt sie für Firmen und deren Entscheider*innen und macht sie social-media-fit.

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