Generation Z: Selbstüberschätzung und Ausbeutung?
Die Generation Z bringt frische Ideen und legt besonderen Wert auf Work-Life-Balance und Flexibilität, wird aber von älteren Kollegen oft als respektlos und wenig belastbar wahrgenommen. Eine aktuelle Studie beleuchtet diese Diskrepanz und zeigt, wie unterschiedlich die Generationen ihre Arbeitswelt bewerten.
Die Debatte über die junge Generation, insbesondere die Generation Z, und ihre Rolle in der Arbeitswelt erhitzt immer wieder die Gemüter. Doch warum ist das Interesse an dieser Generation so groß? Der Grund liegt auf der Hand: Unsere Zukunft hängt von ihnen ab und liegt gewissermaßen in ihren Händen.
Generation Z, geboren zwischen 1997 und 2012, stellt bisherige Arbeitsmodelle auf den Prüfstand. Ihre Werte und Prioritäten unterscheiden sich von denen der vorherigen Generationen. Themen wie Work-Life-Balance, sinnstiftende Arbeit, Flexibilität und die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung stehen bei ihnen ganz oben auf der Liste. Sie hinterfragen traditionelle Arbeitsweisen und suchen nach neuen, innovativen Wegen, ihre beruflichen und privaten Ziele zu vereinen.
Die Eigen- und Fremdwahrnehmung der Generation Z
Die Eigen- und Fremdwahrnehmung der Generation Z klaffen deutlich auseinander. Zwei Drittel der nach 1995 Geborenen sehen sich selbst als lernbereit, anpassungsfähig und flexibel. Ältere Kollegen teilen diese Einschätzung jedoch nicht. In einer von der Baulig Consulting GmbH in Auftrag gegebenen Studie „Gen Z – Anforderungen an die Arbeitswelt“ wird den Berufseinsteigern stattdessen häufig Selbstüberschätzung (74 %), Egoismus (70 %) und ein mangelndes Realitätsbewusstsein (68 %) zugeschrieben.
Anpassungsfähigkeit und Flexibilität
Obwohl die Generation Z von Kriegen, Hungersnöten und Vertreibungen verschont geblieben ist, erlebt sie subjektiv dennoch schwere geopolitische Krisen wie den Klimawandel und die Covid-Pandemie. Diese Herausforderungen könnten ihre Selbstwahrnehmung beeinflussen: Da sie oft mit schwierigen Situationen konfrontiert wurde, hält sie sich für lernbereit, anpassungsfähig und flexibel. 67 % der unter 30-Jährigen schreiben sich diese Eigenschaften zu.
Die ältere Generation sieht das jedoch anders. Viele 30- bis 67-Jährige finden, dass Anpassungsfähigkeit und Flexibilität bei den Jüngeren weniger stark ausgeprägt sind. Nur 44 % bzw. 48 % von ihnen erkennen diese Eigenschaften in der Arbeitswelt. Bei der Lernbereitschaft sind es immerhin 56 %.
Was ältere Mitarbeitende an den Jüngeren kritisieren
Ältere Arbeitnehmer kritisieren bei der Generation Z vor allem fehlende Belastbarkeit und Disziplin. Nur 31 % bzw. 36 % bringen diese Eigenschaften mit den Jüngeren in Verbindung. Rund ein Drittel der Älteren empfindet die unter 30-Jährigen daher als überempfindlich und undiszipliniert. Außerdem vermissen 63 % den ihrer Meinung nach verdienten Respekt gegenüber erfahrenen Kollegen, und 57 % sehen die jungen Mitarbeiter als arbeitsscheu an.
Interessanterweise bestreiten viele der Kritisierten diese Vorwürfe nicht: Die Hälfte gibt zu, faul und respektlos zu sein. Allerdings schätzen sich 54 % der jungen Arbeitnehmer als belastbar ein, 58 % als diszipliniert und 61 % als loyal – was von 57 % der über 30-Jährigen bezweifelt wird.
Je jünger die über 30-Jährigen, desto milder bewerten sie die Generation Z. Ein Beispiel ist die Lernbereitschaft: 65 % der 30- bis 39-Jährigen stimmen der positiven Selbsteinschätzung der Gen Z zu, während der Durchschnitt der Ü-30-Gruppe bei 56 % liegt. Ähnlich ist es bei Anpassungsfähigkeit und Flexibilität, wo 55 % bzw. 57 % der 30- bis 39-Jährigen zustimmen, deutlich mehr als der Gesamt-Durchschnitt von 44 % bzw. 48 %.
Sind junge Kollegen belastbar?
Auch bei der Loyalität fällt der Unterschied auf: 55 % der 30- bis 39-Jährigen teilen die Selbsteinschätzung der Gen Z (61 %), während nur 43 % der gesamten älteren Gruppe dies tun. Bei der Belastbarkeit sind die Unterschiede ebenfalls groß: 42 % der 30- bis 39-Jährigen halten die jungen Kollegen für belastbar, im Vergleich zu nur 31 % der gesamten älteren Gruppe. Besonders kritisch sehen dies die über 60-Jährigen, von denen nur 18 % der Gen Z Belastbarkeit zusprechen – im Gegensatz zu deren eigener Einschätzung von 54 %.
„Charakterliche Bewertungen ergeben erst Sinn vor dem Hintergrund des jeweiligen Wertesystems“, sagt Markus Baulig, Geschäftsführer der Baulig Consulting GmbH, „Hier liegen die Generationen Y und Z trotz aller Unterschiede näher zusammen als jeweils mit den Babyboomern.“
Im April 2024 ließ die Baulig Consulting GmbH eine umfassende Online-Umfrage zum Thema „Gen Z – Anforderungen an die Arbeitswelt“ durchführen. Ziel war es, die beruflichen Erwartungen der deutschsprachigen Bevölkerung im Alter von 14 bis 29 Jahren („Generation Z“) mit denen der älteren Generationen zu vergleichen. An der Umfrage nahmen jeweils 1.000 Erwerbstätige teil.
Arbeit als Ausbeutung?
Eine weitere Untersuchung widmete sich ebenfalls dieser Fragestellung. Dabei führte die Unternehmensberatung Baulig Consulting eine Befragung unter jungen Menschen durch, um deren Perspektive auf die Arbeitswelt zu erfassen. Die Ergebnisse sind teilweise ernüchternd. Fast drei Viertel der Befragten erklärten, dass Arbeit für sie hauptsächlich ein Mittel zum Überleben ist.
Und mehr noch: Besonders bemerkenswert an der Studie ist, dass über die Hälfte der jungen Menschen Arbeit als Form der Ausbeutung wahrnimmt. „Viele junge Menschen kommen frisch in die Arbeitswelt und verstehen noch nicht vollständig, was es bedeutet, Arbeitgeber zu sein“, zitiert die Berliner Morgenpost Simon Schnetzer, Jugendforscher und Arbeitgeber-Coach.
Ein Beitrag von: