Bachelor oder Dipl.-Ing.?
Für mich stellt sich die Frage, ob ich ganz normal den Diplom-Ingenieur mache oder auf Bachelor umschwenken sollte, um eventuell hinterher den Master zu machen. Der Bachelor-Studiengang soll kürzer sein und international interessanter.
Leider finde ich keine diesbezüglichen Stellenanzeigen in den VDI nachrichten.
Antwort:
Sie umreißen das Problem, völlig richtig, insbesondere auch mit dem letzten Satz:
1. Früher oder später drängen englisch-amerikanische Methoden und Gepflogenheiten auf unsere Märkte. Das gilt auch für Studiengänge; Bachelor und Master haben also grundsätzlich eine Zukunft.
2. Alle, die am Anfang bei Neuerungen dabei sind, haben die typischen Pionierprobleme: Sie müssen für ihre Durchsetzung in der Praxis kämpfen, stoßen insbesondere bei mittelständischen Betrieben in der Provinz vermutlich zunächst auf Ablehnung oder Unverständnis, müssen ständig Erklärungen in Bewerbungen abgeben („vergleichbar mit Dipl.-Ing. FH“) etc.
3. Gesucht (in Zeitungen) werden die Absolventen neuer Studiengänge gezielt erst, wenn es sie zahlreich gibt. Bis dahin müssen sie sich im Inland unverdrossen auf Anzeigen hin melden, in denen „nur“ klassische Dipl.-Ing. gesucht werden (siehe 2.).
4. „International“ heißt nicht, von einem bayerischen Unternehmen als deutscher Ingenieur für drei Monate nach Brasilien geschickt zu werden – das ginge problemlos mit dem sprachkundigen Dipl.-Ing. klassischer Prägung auch. Es bedeutet hingegen: interessant zu sein für ausländische Arbeitgeber, für internationale Karrieren, für Aufgaben unter Globalisierungsaspekten.
5. Wer heute schon unter keinen Umständen von Karlsruhe nach Köln umziehen würde (z. B.), braucht keine Bachelor/Master-Studien. Also braucht die Mehrheit sie nicht!
Kurzantwort:
Frage-Nr.: 1624
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 44
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2001-02-11
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