Welchen Wert hat der Firmenwagen?
Frage/1: Ich habe einen Firmenwagen zur privaten Nutzung und dieser wird über die 1 %-Methode abgerechnet. Dadurch wird mein (fixes) Bruttogehalt imaginär erhöht, um entsprechend versteuert zu werden. Die spannende erste Frage: Welches Bruttogehalt setze ich beim Gehaltsvergleich an?
Frage/2: Wenn ich genau zu rechnen versuche, dann fällt das zuungunsten des Arbeitnehmers aus. Wenn ich meinem Arbeitgeber vorschlagen würde, auf den Wagen (oder zumindest die private Nutzung) zu verzichten, was wäre dann mein korrektes Bruttogehalt? Das ursprüngliche Fixgehalt ohne oder mit Berücksichtigung des Firmenwagens?
Antwort:
Antwort/1: Ich bin absolut kein Freund von Gehaltsvergleichen, sie machen vorrangig „die Leute nervös“. Man kann die Vor- und Nachteile einer Anstellung (wie nett ist der Chef, wie werde ich gefördert, welche Perspektiven habe ich, wie selbstständig kann ich arbeiten, was lerne ich dort, wie wichtig ist gerade diese Anstellung für meine persönliche und Karriere-Entwicklung, wie sicher ist der Arbeitsplatz?) nicht auf einen Aspekt (Geld) reduzieren. Aber ich weiß natürlich, wie beliebt diese Vergleiche sind.
Was Sie beim Gehaltsvergleich ansetzen sollen, kann ich auch nicht sagen, ich halte es auch nicht für wichtig. Für den Arbeitsmarkt rangieren Sie unter (z. B.) „80.000,- EUR fix + Firmenwagen“, das allein zählt. Wir setzen den Wert eines solchen Autos pauschal mit 5.000 bis 10.000 EUR brutto pro Jahr an.
Antwort/2: Sie legen eine Rechnung bei, die ich nicht verstanden habe (was an mir liegen kann). Fest steht: Sie verkennen den Sinn einer solchen firmeninternen Regelung! Das ist vorrangig ein Statussymbol – so wie Sie ab einer bestimmten hierarchischen Ebene ein größeres Büro, einen Teppich oder die Berechtigung zur Bahnfahrt 1. Klasse bekommen. Es ist nicht ratsam, dem Unternehmen zu sagen: Gebt mir das nicht, rechnet aus, was euch das kostet, zahlt mir dafür lieber mehr Gehalt. Man stellt sich damit leicht außerhalb der internen Ordnung und macht seine Vorgesetzten nervös.
Und bei der nächsten Bewerbung fragt vielleicht jemand: „Sie wollen heute eine bedeutende Position einnehmen und haben nicht einmal einen Dienstwagen?“ Wenn Sie überlegen, dass Sie für ein neues Auto schnell 40.000 EUR oder mehr vom ersparten Nettogehalt auf den Tisch legen müssten, dass Treibstoff, Wartung, Reparatur, Reifen etc. nicht mehr von Ihnen bezahlt werden müssen – dann verstehen Sie schnell, warum Dienstwagen allgemein so beliebt sind. Sie dürfen nicht alles auf Euro und Cent reduzieren. Der nächste Kreative schlägt vielleicht vor, den Chef einzusparen und sein Gehalt auf die Mitarbeiter aufzuteilen. Wenn Sie den Dienstwagen nicht mögen (Ihr gutes Recht), steigen Sie besser aus der Laufbahn aus, in der er gewährt wird.
Kurzantwort:
Frage-Nr.: 2321
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 27
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2009-06-03
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