Wie kombiniere ich mehrere „Titel“?
In jungen Jahren habe ich ein Fachhochschulstudium mit der offiziellen Bezeichnung „Dipl.-Ing. (FH)“ abgeschlossen. Nachdem ich dann fast zwanzig Jahre im technischen Bereich tätig war, habe ich mich entschieden, nebenberuflich einen Masterstudiengang in meinem Fachgebiet zu absolvieren. So darf ich mich jetzt Master of Engineering, abgekürzt M. Eng., „schimpfen“.
Seitdem stelle ich mir immer wieder die Frage, welche Bezeichnung (z. B. bei Vorträgen, auf Visitenkarten etc.) die korrekte ist. Führt man hier nur noch den „höherwertigen“ Studienabschluss auf oder nennt man beide? Zudem: mit Komma/Binde- oder Schrägstrich?
Ich bitte, meine Einsendung vertraulich zu behandeln, bei einer Veröffentlichung also ohne Namensnennung.
Antwort:
Fangen wir mit Ihrer abschließenden Bitte an: Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist, dass wir seit dreißig Jahren in dieser Rubrik keine Einsender-Namen nennen. Das ist ein konsequent durchgehaltenes Prinzip, von dem es bei den bisher mehr als 2700 Fragen nur eine Ausnahme gab: Ein Funktionsträger der Institution, die auch dieser Zeitung ihren Namen gibt, bestand darauf, also haben wir diesen absoluten Ausnahmewunsch erfüllt. Sonst aber nennen wir in Einsendungen weder Personen noch Firmen mit Namen, alles zu Ihrem Schutz.
Nun zur konkreten Frage: Ich bin nicht zuständig dafür – denn ich berichte aus der Praxis, und die weiß es auch nicht. Aber ich bin durch die harte Schule eines Konzerns gegangen und habe u. a. gelernt: Wer hier nichts zu sagen hat, ist selbst schuld (es ist sehr umgangssprachlich formuliert). Also sage ich ruhig etwas dazu; sollte man mir nachweisen, dass es ein Gesetz oder eine Richtlinie der bayerischen Staatskanzlei in dieser Frage gibt, kann – und werde – ich mich korrigieren.
Aber, was mir dazu einfällt, kann nicht so furchtbar falsch sein. Ich leite, was sich immer empfiehlt, die „kleinen“ Dinge von den „großen“ ab. Wie läuft das denn bei den höchsten akademischen Graden oder Rängen?
Da ist zunächst der Professor, klassischerweise ist er vor dieser Ernennung auch promoviert worden und davor wurde ihm eine Diplomurkunde ausgehändigt. Er schreibt: „Prof. Dr.-Ing. Hans Moser“.
Das Prinzip wird erkennbar: die hochwertigste Bezeichnung, die meist zuletzt verliehen wurde, zuerst, dann die rang- und zeitlich darunter bzw. davor liegende. Der Dipl.-Grad, ohne den ein regulärer Dr.-Ing. gar nicht möglich gewesen wäre, entfällt. Zusätzlich lautet das Prinzip: zwei sind genug, die Stufen darunter entfallen, wenn sie selbstverständlich sind!
Ein Dr.-Ing., der klassischerweise auch Dipl.-XX ist, schreibt nur „Dr.-Ing. Hans Moser“.
Der Dipl.-Ing., im akademischen System grundsätzlich Voraussetzung für den Dr.-Ing., entfällt wieder. Es fällt also weg, was im klassischen System die übliche Voraussetzung ist (das trifft auf den Dr.-Ing. beim Professor nicht zu, es gibt ja auch Professoren, die nicht Dr.-Ing. sind).
Ist der Dr.-Ing. kein Dipl.-Ing., sondern Dipl.-Phys., schreibt er das hin: „Dr.-Ing., Dipl.-Phys. Hans Moser“.Und weil der Dipl.-Phys. in Ausnahmefällen zusätzlich auch noch Dipl.-Ing. sein kann, er bei einer Aufzählung aber die Zweier-Regel verletzen würde, schreibt er etwa so: „Dr.-Ing. Hans Moser Dipl.-Ing., Dipl.-Phys.“.
Wird dieses Prinzip fortgeschrieben, ergäbe sich für Sie „M. Eng., Dipl.-Ing. (FH) Hans Moser“, weil die beiden Abschlüsse nicht zwangsweise aufeinander aufbauen. Sie würden dann durch ein Komma getrennt, um den Charakter der Aufzählung zu verdeutlichen.
Nun sollte ich aufhören, Ihre Frage habe ich nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Aber es ist eine so nette Spielerei, da gehe ich gleich noch einen Schritt weiter: Ein Master, der auch Bachelor ist, lässt letzteren ganz weg. Damit unterstreicht er, dass er diesen Master ohne den Bachelor gar nicht hätte „machen“ können. Also: „M. Eng. Hans Moser“.
Und zum Schluss noch einmal der Appell an alle Leser: Bitte, bitte bei diesem Bagatell-Thema nicht aufregen, auch wenn hier die persönliche Eitelkeit massiv berührt wird. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, weisen Sie mir den nach, dann korrigiere ich mich. Aber der Untergang des Abendlandes (Oswald Spengler, um 1920) droht dieserhalb noch nicht.
Kurzantwort:
Frage-Nr.: 2750
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 19
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2015-05-07
Ein Beitrag von: