Heiko Mell 02.01.2016, 12:17 Uhr

Wie gehe ich bei einer Lücke in meinem Lebenslauf um?

Unmittelbar nach meinem Studienabschluss (Wirtschaftsingenieurwesen, Note 1,8) fiel es mir schwer, eine passende Stelle zu finden, dadurch war ich ein halbes Jahr arbeitslos. Gründe dafür waren meine anfängliche Konzentration auf wenige Wunschstellen und eine hohe Nervosität in Vorstellungsgesprächen (heute überwunden).

Jetzt bin ich seit fünf Jahren bei einem Unternehmen tätig. Wie gehe ich bei anstehenden Bewerbungen mit dieser Lücke um?

Antwort:

Gelassen, absolut gelassen. Nach den anschließenden fünf Jahren der Berufstätigkeit interessiert sich kaum noch jemand für jene „alte“ Lücke. Lassen Sie die Zeit im Lebenslauf einfach unerwähnt und reden Sie auch im Anschreiben nicht darüber.

Im Vorstellungsgespräch sprechen Sie über Ihr Studium und über den heutigen Job – aber nicht ungefragt über jene Lücke. Sollte Sie jemand gesprächsweise darauf ansprechen, dann sagen Sie lächelnd, es sei Ihr typischer Anfängerfehler gewesen, Sie hätten mit den Bewerbungen erst nach abgeschlossenem Examen angefangen, heute seien Sie klüger. Die Gegenseite wird das „abhaken“.

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Da wir gerade dabei sind, noch ein Wort zu Ihren damaligen Fehlern:

a) Berufseinsteigerjobs sind zeitweise schwer zu bekommen. Daher ist die Beschränkung des Bewerbers auf Kontakte zu wenigen Wunscharbeitgebern – die immer auch die Wunschunternehmen der anderen Anfänger sind – nicht zu verantworten. Sie verlieren unnötig Zeit, was noch nach Jahrzehnten aus Ihren Unterlagen hervorgeht.

Sie hatten Glück mit Ihrer anschließenden fünfjährigen, als sehr solide geltenden Beschäftigungsphase. Wenn stattdessen im Lebenslauf zwei sehr kurze Dienstzeiten sowie dazwischen neun Monate Arbeitslosigkeit stünden, würde man alles ab Studienende in einer Betrachtung zusammenfassen. Dann würde jene frühere Arbeitslosigkeit zum Eindruck von allgemeinem Chaos beitragen.

b) Ihre Aufgeregtheit bei Vorstellungsgesprächen ist grundsätzlich normal, insbesondere bei Berufseinsteigern. Es gilt: Routine hilft. Nach zehn Gesprächen bei einer Aktion absolvieren Sie das elfte schon viel ruhiger. Auch das spricht gegen die Beschränkung auf wenige Traumarbeitgeber.

Kurzantwort:

Service für Querleser:
Bei Lücken im Lebenslauf spielt es eine entscheidende Rolle, wie lange sie zurückliegen und wie sehr sie durch anschließende solide Beschäftigungsphasen „überdeckt“ werden.

Frage-Nr.: 2816
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 19
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2016-05-13

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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