02.01.2016, 13:15 Uhr

Sollte man die Konzernstrukturen im Lebenslauf erwähnen?

Ich arbeite bei einem sehr großen Verkehrskonzern, derzeit bei einer Tochter-AG, die allein schon über 10 000 Mitarbeiter hat. Würde ich beispielsweise zur ABC GmbH im Konzern wechseln, hätte diese „nur“ 1000 Mitarbeiter.Für einen späteren Bewerbungsempfänger wäre m. E. nicht ersichtlich, dass beide zum Großkonzern gehören und dieser Wechsel von mir ein interner gewesen wäre. Soll man den Konzern stets mit nennen? Welche Auswirkungen hat die Größe des jeweiligen Tochterunternehmens bei späteren (internen) Bewerbungen?

Antwort:

Wir haben es hier mit mehreren Aspekten zu tun:1. Konzerninterne Wechsel (auch solche von der Mutter zur Tochter oder umgekehrt oder zwischen zwei Töchtern) sind keine Arbeitgeberwechsel im Sinne der Dienstzeitbetrachtung pro Arbeitgeber. Oder anders: Alles, was Sie innerhalb eines Konzerns tun, zählt als „eine Dienstzeit bei einem Arbeitgeber“.2. Wenn ein Bewerbungsempfänger nicht erkennt, dass Sie „nur“ von einer Konzerngesellschaft zur anderen gewechselt sind, war das Ihr Fehler! Sie müssen diese wichtige Information geben. Der Bewerbungsleser muss keineswegs alle Konzerne mit Töchtern und Enkeltöchtern auswendig lernen.3. Man löst das so: Oben über der gesamten Konzernzeit steht eine Zeile, in der links die gesamte Zeit der Konzernzugehörigkeit einschließlich aller Töchter steht und rechts daneben nur der Konzernname. Also etwa: „01.04.2003 – 31.12.2011 XY AG“ oder, falls Sie zum Bewerbungszeitpunkt noch dort tätig sind: „seit 01.04.2003 XY AG“.Darunter kommen dann, in den Zeitangaben etwas nach rechts eingerückt und damit als Unterpunkte der „großen“ Konzernzugehörigkeit erkennbar, die einzelnen Beschäftigungszeiten mit Namen und sonstigen Details (Branche, Mitarbeiter) der unterschiedlichen Töchter.4. Die Größe des jeweiligen Arbeitgebers eines Bewerbers hat durchaus eine Bedeutung im Hinblick auf das Hineinpassen in die Zielfirma der Bewerbung. Das Grundprinzip: Herkunft aus einer ähnlich großen Firma ist immer gut, Herkunft aus einer etwas(!) größeren Firma ist häufig besonders förderlich.Diese Regel ist klar, wenn man von einem konzernunabhängigen (mittelständischen) Unternehmen zu einem anderen wechselt.Gehört der heutige Arbeitgeber eines Bewerbers zu einem Konzern, so prägt dieser Konzern das Bild, das sich der Bewerbungsempfänger von der Herkunft des Bewerbers macht, ganz entscheidend. Konzerne pflegen ihre Strukturen, Arbeitsweisen, Regeln und Vorschriften erfahrungsgemäß auch ihren Töchtern überzustülpen – ob die das nun wollen oder nicht.Wer also viele Jahre (mehr als fünf oder zehn) bei einer 1000-MA-Großkonzerntochter gearbeitet hat, ist für den mittelständischen konzernfreien Bewerbungsempfänger schnell „konzernverdorben“, weil man davon ausgeht, dass er den stark pragmatisch/sachorientierten Stil des Mittelstandes nicht kennt und nur in hochkomplexen Entscheidungsstrukturen, Matrix-Organisationen mit monatelangem Warten auf Antworten (z. B. bei beantragten Investitionen) zu denken gewohnt ist.Fazit: Beim Arbeitgeberwechsel verbessert die Herkunft aus vergleichbaren Strukturen die Akzeptanz eines Bewerbers deutlich. Diese Herkunft muss aus der Bewerbung spontan erkennbar sein.

Kurzantwort:

Frage-Nr.: 2866
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 8
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2017-02-23

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Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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