Was kann ich machen, wenn ich im Job nicht weiterkomme?
Antwort:
Mir sind vorab zwei Aussagen wichtig:1. Während sich die Unternehmen weitgehend einig sind, was man unter einem Abteilungsleiter versteht, ist das beim Team- und beim Gruppenleiter nicht so. Wer also auf dieser Ebene den Arbeitgeber wechselt, erfrage vor der Vertragsunterschrift genau, was ihn erwartet: Es gibt Organisationen, in denen diese beiden Ebenen schon disziplinarische Personalverantwortung tragen, und es gibt Unternehmen, in denen Projekt-, Team- und Gruppenleiter (wobei es durchaus nicht überall diese drei Stufen gibt) nur fachliche Weisungsbefugnis gegenüber ihren Mitarbeitern haben.Wobei dann der Unterschied darin besteht, dass die Mitarbeiter des Projektleiters projektbezogen wechseln (es kann dazu kommen, dass Anschlussprojekte fehlen, dann bleibt er eine Weile sogar ohne zugeordnetes Personal), während der Teamleiter in der Regel ein ihm dauerhaft zugeordnetes Team von Mitarbeitern hat, die dann aber vielleicht fachlich verschiedenen, wechselnden Projekten zugeteilt werden. Auch ein Gruppenleiter hat in der Regel ein fest zugeordnetes Team von Mitarbeitern.2. Bevor sich nicht ganz richtig zitierte Grundsätze oder Regeln in Köpfen festsetzen, definiere ich sie lieber noch einmal: Das Durchschnitts-Einstiegsalter eines „fertigen“ Dipl.-Ingenieurs oder Masters liegt bei ca. 25 Jahren. Dieses Alter wird heute durchaus auch nach unten unterschritten – und die Promotion ist ja ein Sonderfall.Dann gelten bestimmte Grundregeln, die in Einzelfällen oder auch in verschiedenen Unternehmen durchaus anders gehandhabt werden können. Außerdem muss eine Organisation zum richtigen Zeitpunkt freie Stellen haben (man befördert, um hausinternen Bedarf zu befriedigen, nicht um „berechtigten“ Aufstiegsansprüchen der Mitarbeiter zu entsprechen), der jeweilige Mitarbeiter muss überdurchschnittliche Leistungen und(!) Potenzial für die nächste Stufe zeigen und er muss auch noch den Aufstieg wollen(!).Dann sind fünf Jahre mit überzeugenden Leistungen pro Hierarchiestufe und jeweils danach eine Beförderung guter, solider Durchschnitt – und reichen aus, um ggf. noch Vorstand zu werden. Oft gelingt es später auch, schneller befördert zu werden, z. B. schon nach drei Jahren. Stets sind auch Glück und Zufall wichtige Komponenten. Reine Gehaltsstufen-Fortschritte wie jetzt gerade bei Ihnen zählen übrigens nicht mit.Da der Schritt vom Sachbearbeiter zum Projektleiter zwar Sach-, aber keine disziplinarische Personalverantwortung beinhaltet, oft über die Teilprojektverantwortung führt und ja auch bei Ihnen (mit Promotion) schon nach zwei Jahren geklappt hat, setzen wir dafür einmal sehr pauschal etwa drei bis vier Berufsjahre an, die aber durchaus auch auf fünf Jahre anwachsen können. Dann wäre unser Beispielkandidat etwa mit 29 Jahren Projektleiter und stünde nach drei bis fünf Jahren zur Beförderung zum Teamleiter an, sagen wir mit 33.Dann lassen wir ihn jetzt einmal fünf Jahre in der Position, er wird danach mit 38 Jahren Abteilungsleiter. Das ist schön, aber auch kein deutscher Rekord. Mit 41 bis 43 Jahren könnte er dann Bereichsleiter sein, in seltenen Ausnahmefällen würden wir noch seine Berufung in die Unternehmensleitung miterleben können.Übrigens: Wenn ich „der Kandidat“ sage, ist dies ein rein abstrakter Begriff, der dahinter stehende Mensch kann natürlich auch weiblich sein.Der promovierte Kandidat muss sich zwischen diesen Eckdaten seinen speziellen Weg suchen. Er tritt später in die Industrie-Laufbahn ein, hofft dafür aber, mehr Fachwissen, mehr Potenzial und vielleicht mehr der Selbstdarstellung dienende Präsentationsstärke mitzubringen (möglich ist das, sicher ist das nicht). Vielleicht hat er zwar „vorne“ in seiner Laufbahn mehr Zeit gebraucht und wird dafür „hinten“ eher Bereichsleiter (sicher ist auch das nicht; die Zeiten, in denen die Promotion als klarer „Karriereturbo“ galt, sind vorbei).Unbedingt erforderlich ist an dieser Stelle der Hinweis, dass dies alles pauschale Orientierungswerte und damit unverbindliche Richtgrößen sind. Je nach Situation sind Abweichungen in alle Richtungen denkbar. Niemand verlangt, dass in jedem Fall alle Eckwerte sklavisch eingehalten werden. Nach oben hin gilt etwa: So mit Mitte 30 wird es Zeit für eine Position, die „Leiter“ heißt. Wer das 40. Lebensjahr ohne diesen Status erreicht, muss damit rechnen, dass viele Leser seines Werdeganges „den Zug abgefahren“ sehen. Aber auch da gibt es Ausnahmen – Karriere funktioniert nicht nach festen Formeln.Nun wieder zu Ihnen, geehrter Einsender: Mit 29 Dr.-Ing., Eintritt in ein Großunternehmen und dort nach zwei Berufsjahren mit 31 Jahren Projektleiter, das war alles sehr gut. Jetzt, mit 34 und mit drei Jahren Projektleiterpraxis wollen Sie weiter, das ist „normal“ und durchaus ein angemessener Zeitpunkt (sofern Sie „sehr gut“ sind in den Augen Ihrer Chefs). Aber noch brennt auch nichts an.Da ist Ihre rein gehaltliche Höherstufung mit „amtlich verordneter Beförderungsbremse“ ein unschöner Schlag ins Kontor für Sie. Es gibt übrigens keine rundum überzeugende Begründung für diese Politik Ihres Arbeitgebers. Das alles sieht so aus als sei – entweder allgemein geltend oder in speziellen Fällen wie dem Ihren – diese Beförderungsbremse als ein zwangsweises Festhalten auf Ihrer heutigen Position aus irgendwelchen Gründen gewollt.Wir wissen übrigens nicht, ob es intern heißt „Wer irgendwann Teamleiter werden will, muss vorher zwei Jahre in dieser Gehaltsstufe gewesen sein – sonst erfüllt er in unseren Augen nicht die nötigen Voraussetzungen“. Die Alternative würde lauten: Das alles gilt nur für die Angehörigen dieser Gehaltsgruppe. Hätten Sie die abgelehnt, könnten Sie sich jetzt regelkonform um eine Teamleiterposition bewerben. Auch so etwas wäre grundsätzlich denkbar, nichts in diesem Zusammenhang ist völlig unmöglich („ein großes Haus kann Großes bieten“).Ich sehe Ihre Möglichkeiten so: I. Was Sie noch gar nicht erwogen haben: Sie sind dort, Sie bleiben dort, Sie folgen den Regeln Ihres Arbeitgebers – Sie tun also jetzt gar nichts.Konsequenz: Sie könnten sich mit 36 Jahren um eine Teamleitung bewerben, Sie könnten dabei „der beste Projektleiter aller Zeiten“ sein, über den intern landauf, landab positiv gesprochen wird. Dann glauben Sie an die Möglichkeit (und an das erforderliche Glück), sich schon nach drei – äußerst erfolgreichen – Teamleiterjahren erfolgreich um eine Abteilungsleitung bewerben zu können. Ggf. tun Sie das dann extern, bei einem eine Stufe kleineren Unternehmen. Sie wären dann 39, ein Jahr älter als mein fiktiver Beispielfall.Sie müssten nur fest an sich glauben – und auf Sieg setzen. Eine Garantie gibt es nicht, aber die gibt es überhaupt nirgends.II. Ihre Variante a (eine andere Projektleitung im Hause anstreben) taugt gar nichts; warum haben Sie die überhaupt erwähnt?Die einzige Erklärung, die mir einfällt: Sie ärgern sich derart über diese Beförderungsbremse, dass „bloß weg hier“ Ihr zentraler Antrieb ist. Das aber ist falsch und gefährlich! Tun Sie etwas, das Ihnen nützen würde. Bei a ist kein solcher Vorteil ersichtlich.III. Ihre Variante b (externe Bewerbung). Da staune ich nun aber: Sie könnten damit Teamleiter werden – und fürchten sich davor, z. B. vor der größeren Personalverantwortung. Dabei ist die doch eines der zentralen Ziele Ihrer ganzen Fragestellung. Wenn Sie so vor diesem ganz alltäglichen Risiko zurückzucken, dann lassen Sie bloß die Finger von dieser Variante!Im Gegenteil: Dann bleiben Sie lieber und genießen Sie die kommenden zwei Jahre, in denen Ihnen intern keine Beförderung „“droht“, sammeln Sie Erfahrungen und gewinnen Sie Sicherheit. Und analysieren Sie sorgfältig, wie wohl Ihre Chefs Sie beurteilen, welche Stärken und Schwächen(!) sie Ihnen zuschreiben.IV. Ihre Variante c (Unternehmensberatung) geht grundsätzlich, aber … Sie geht immer beim Berufseinstieg nach Studium bzw. Promotion. In Ihrer jetzigen Gesamtsituation sehe ich darin jedoch nur ein Experiment mit ungewissem Ausgang.Und, bitte lesen Sie Ihre eigenen Anmerkungen dazu, schon wieder fürchten Sie sich. Diesmal vor dem Auswahlprozess. Sind denn die Berater dort alles Superhelden, die Unmenschliches geleistet hatten, bevor man sie überhaupt unter Vertrag nahm? Das mag ich kaum glauben.Diese Ihre Formulierung dazu berechtigt mich zu der Aussage: Lassen Sie bloß auch davon die Finger. Wissen Sie, diese Strategieberater sind nicht immer jedem sympathisch, aber eines ist gewiss: Sie fürchten weder Tod noch Teufel, weder schwierige Kundenvorstände noch komplizierte Einstellrituale. Sie sind überzeugt: Wo wir sind, da ist die Elite. Es ist nicht sicher, dass das stimmt. Aber wer dazugehören will, braucht eine entsprechende Einstellung zu dieser Frage, sonst geht er unter.Also: Ich bin für meine Variante I. Das soll ein Denkanstoß für Sie sein, niemand schreibt Ihnen das vor.
Kurzantwort:
Service für Querleser:
Manchmal sieht man als Betroffener den „Wald vor lauter Bäumen nicht“ und nimmt eine eigentlich überzeugende Handlungsalternative nicht so ernst wie sie es verdient hätte.
Frage-Nr.: 2906
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 41
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2017-10-12
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