Kontinuität ist im Lebenslauf wichtig
Die Kernregel, die dieses Thema dominiert, lautet schlicht: Externe Bewerbungsempfänger betrachten solche Kandidaten als ideal, deren heutige oder letzte Tätigkeit derjenigen in der Zielposition weitgehend entspricht. Das umfasst z. B. die Branche, die Art des Unternehmens, die Positionsbezeichnung, das Aufgabenspektrum sowie den Verantwortungsumfang. Fachleute nennen das „1:1-Umsetzung“.
Da für den Bewerber bei all den gleichbleibenden Elementen zwischen heutiger und angestrebter Position in der Regel dennoch ein gewisser Fortschritt beim Wechsel erkennbar sein muss, wird dieser in den Bereichen Hierarchiestufe, Verantwortungs-/Personalführungs-Umfang und/oder Gehalt zugestanden.
Zu dem erwähnten Ideal gehört eine mindestens mehrere Jahre andauernde vergleichbare Tätigkeit. Besonders willkommen ist oft ein zur Zielposition passender „roter Faden“, der u. a. schon die Spezialisierung im Studium, das Thema der Abschlussarbeit und die danach ausgeübten Funktionen umfasst. Dahinter steht auch das Prinzip: Für eine komplexe Einarbeitung mit ungewissem Ausgang ist kein Raum, der Bewerber muss im neuen Job sofort wirksam tätig werden und den zu erwartenden Mehrwert erbringen können.
Damit wird auch klar, was auf diesem Wege schlecht oder gar nicht geht: der Versuch, „bei der Gelegenheit einmal etwas völlig anderes“ anzugehen. Das kann den Tätigkeitswechsel im Fachgebiet ebenso bedeuten wie etwa den Wechsel vom Stab in die Linie oder den Versuch, in einer völlig anders gelagerten Branche einen Neustart zu versuchen.
Dabei gibt es durchaus Unternehmenskategorien, die sind für Wechsler aus fremden Bereichen traditionell offen – während sich fünf Jahre später die „alte“ Branche des Kandidaten gegen eine Rückkehr durchaus sperren kann, weil der Kandidat dann „aus der falschen Richtung“ kommt. Kandidaten mit Industriepraxis sind z. B. oft für Beratungen sehr interessant, während die Industrie später dem erneuten Wechsel mitunter skeptisch gegenübersteht – wegen „fehlender Nähe zum operativen Geschäft“. Das heißt für Sie: Ein anscheinend einfach möglicher Wechsel wesentlicher Tätigkeitselemente bei einem neuen Arbeitgeber bedeutet nicht, dass in ein paar Jahren die Rückkehr ins alte Metier ebenso einfach ist.
Selbst wenn Ihnen ein Wechsel außerhalb des „roten Fadens“ gelingt, sind also noch nicht alle Probleme ausgestanden. Vor allem dann nicht, wenn Sie den neuen, so ganz anderen Job nach etwa sechs bis achtzehn Monaten aus irgendwelchen Gründen wieder verlieren sollten. Was für ein Bild macht sich dann der nächste Bewerbungsempfänger? Von Ihrem alten Bereich hatten Sie sich abgewendet, dort wollten Sie nicht bleiben – Ihr Wunsch, etwa dorthin zurückzukehren, wäre nicht sehr überzeugend. Und im neuen Bereich haben Sie sich nicht halten können, daher die viel zu frühe erneute Bewerbung. Sie säßen bildlich zwischen zwei Stühlen.
Bedeutet das nun das Ende jeglicher Flexibilität, die lähmende Festschreibung einer einmal eingeschlagenen beruflichen Ausrichtung von der Diplomarbeit bis zur Rente? Aber keineswegs, auch das System will ja nicht den kompromisslosen Tunnelblick zum Standard erheben. Und tatsächlich sieht man entsprechende Wechsel mit klarem Neuanfang auch im fachlichen Bereich in Lebensläufen ziemlich oft. Der beste Weg dorthin liegt jedoch im internen Wechsel und einer anschließenden erfolgreichen Tätigkeit von mindestens drei bis fünf Jahren auf diesem Gebiet – das dann langsam wieder eine aussichtsreiche Basis für den nächsten externen Wechsel im 1:1-Rahmen wäre.
Service für Querleser:
Bei externen Bewerbungen gilt die 1:1-Umsetzung zwischen alter und angestrebter Position als denkbar beste Grundempfehlung. Eine Abkehr vom bisherigen „roten Faden“ mit dessen anschließender Neuknüpfung realisiert man besser unternehmensintern.
Frage-Nr.: 507: Achtung: Risiko!
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 22/23
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2020-05-29
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