Was sind Erfolgskiller im Lebenslauf?
Der allgemeine Nachfrageboom nach qualifizierten Arbeitskräften wird irgendwann in nächster Zeit enden – auch wenn manche Spezialisten weiterhin überproportional gesucht werden dürften. Aber viele Bewerber werden wieder Probleme bekommen, ihre Zielpositionen erringen zu können. Damit Sie vorbereitet sein können, hier der Test „Warnsignale“.
Meldungen wie „Dunkle Wolken über dem Weltmarkt“ und einer Talfahrt der Konjunktur häufen sich, teils pauschal formuliert, teils garniert mit Stellenreduzierungen hier und Entlassungen dort. Wie immer wagt niemand eine konkrete Prognose. Sicher aber ist: Die scheinbar endlos andauernden „fetten Jahre“ dürften vorbei sein. Das wird sich eher früher als spät auf den Arbeitsmarkt auswirken. Womit ich beim Thema wäre.
Der allgemeine Nachfrageboom nach qualifizierten Arbeitskräften wird irgendwann in nächster Zeit enden – auch wenn manche Spezialisten weiterhin überproportional gesucht werden dürften. Aber viele Bewerber werden wieder Probleme bekommen, ihre Zielpositionen erringen zu können. Und – darum geht es mir hier – die Unternehmen werden wieder Auswahl haben. Und wie die Erfahrung lehrt, kehren sie dann sehr schnell zu früher geltenden Maßstäben zurück.
Das bedeutet: Die „alten“ Spielregeln des Berufslebens, von manchen Bewerbern bisher gedanklich gern zum entsprechenden Eisen geworfen, gelten wieder, berufliche Experimente werden kritischer betrachtet, persönliche Schwachstellen der Kandidaten führen zu bedenklichem Kopfschütteln der bisher aus reiner Beschaffungsnot allzu großzügigen Entscheidungsträger.
Damit Sie vorbereitet sein können, hier der Test „Warnsignale“, mit dem Sie diskret und in aller Stille abklären können, wie es in diesem Sinne mit Ihren Gegebenheiten aussieht. Was man gegebenenfalls dann noch tun kann, um mit rechtzeitig erkannten Belastungen fertig zu werden, klären wir dann in weiteren Folgen dieser Serie – wenn Sie die entsprechenden Fragen stellen. Noch kann man absolut nicht von einer Krise sprechen – aber vorsichtshalber mit ihr rechnen sollten Sie schon.
Warnsignale in Lebenslauf und Persönlichkeit
Warnsignale kündigen weder unmittelbar bevorstehende Katastrophen noch Niederlagen an, sie weisen aber auf Besonderheiten oder Auffälligkeiten hin, die Sie als solche erkennen und bei Ihren weiteren Planungen berücksichtigen sollten. Unterbleibt beides, wird aus solchen Signalen schnell ein Auslöser für Misserfolge. Der Fachmann weiß, dass es gerade vor „unerklärlichen“ negativen Vorkommnissen oft Warnungen gegeben hatte, die nur nicht gesehen oder beachtet worden waren.
Sie können also auf der Basis dieses Tests sowohl Ursachen für eventuelle weniger erfreuliche Entwicklungen in der Vergangenheit erkennen als auch entsprechenden Gefahren in der Zukunft vorbeugen – oder aber die beruhigende Gewissheit mitnehmen, dass Ihnen wenigstens die bekannten Standardbelastungen durch kritische Punkte in Ihrem Lebenslauf oder in Ihrer Persönlichkeit bisher erspart geblieben sind.
Bewusst wird dieser Test getrennt in „Kritische Fakten im Lebenslauf“ (wobei die Betonung auf „Fakten“ liegt, die ja zumeist offen zutage treten und vor anderen nur sehr eingeschränkt verborgen werden können) und in „Kritische Aspekte im Bereich der Persönlichkeit“ (die zumeist im Verborgenen bleiben und nur Ihnen bekannt sind). Was Sie jeweils bei eventuell zutage tretenden Warnsignalen tun können, hängt von den Umständen des Einzelfalles ab. In jedem Fall ist es wichtig, individuelle „potenzielle Erfolgskiller“ überhaupt zu kennen. Oder wie der Volksmund sagt: Eine erkannte Gefahr ist eine halbe Gefahr. Pauschal raten kann man: Achten Sie darauf, dass sich nicht verschiedene Belastungsfaktoren addieren. Sollten Sie aus der Vergangenheit mehrere Auffälligkeiten dieser Art mit sich herumtragen, minimieren Sie wenigstens entsprechende Risiken in der Zukunft.
Im Folgenden wird der Aufbau des Tests beschrieben:
Teil I: Kritische Fakten im Lebenslauf?
Dieser Teil der Analyse umfasst und interpretiert mögliche kritische Fakten in Ihrem „Lauf des Lebens“. Zwischen Geburt und heutiger beruflicher Situation werden eventuelle Auffälligkeiten festgehalten, die zumindest bei anderen Menschen in einem vergleichbaren Umfeld schon zu Problemen geführt haben.
Dabei gilt: Einmalige, lange zurückliegende Aspekte dieser Art sind grundsätzlich leichter ohne negative Auswirkungen zu verarbeiten als mehrfache und/oder zeitlich aktuelle. „Auffälligkeiten“ sind nicht etwa Abweichungen von denkbaren Idealen, sondern von Standard-Konstellationen bei Personen, die vergleichbare Lebensphasen durchlaufen haben.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Hier geht es ausschließlich um die entsprechenden Maßstäbe oder Vorstellungen, die erfahrungsgemäß bei den jeweiligen Entscheidungsträgern in der Praxis eine Rolle spielen. Da diese eine sehr heterogene Gruppe darstellen, sind abweichende Betrachtungen bzw. Wertungen im Einzelfall stets möglich (auch hin zu härteren Maßstäben!).
Und: Gemäß den Regeln des Systems zählen Fakten, kaum jemals Ursachen oder Schuldzuweisungen. Gefragt sind klare Erfolge, nicht gute Begründungen für Misserfolge.
Problempotenzial: Elternhaus/Herkunft
Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass es nicht etwa darum geht, entsprechende Herkunftsaspekte auch nur ansatzweise pauschal negativ zu sehen. Im Gegenteil: Bei Bewerbungen werden z.B. soziale Aufsteiger oft besonders anerkennend betrachtet, in vielen Fällen spielt diese Frage überhaupt keine Rolle. Aber der Betroffene selbst sollte erkennen, welche eventuellen speziellen Risiken je nach Berufs-/Karriereziel durch seine individuellen Gegebenheiten begründet sein könnten.
Problempotenzial: Schule und Ausbildung/Studium
Eventuell kritisch zu sehende Besonderheiten in dieser Phase sind vor allem beim Einstieg in die Praxis von Bedeutung. Nach einigen Jahren Berufserfahrung nehmen die Auswirkungen von Auffälligkeiten insbesondere im Schul- und Ausbildungsbereich mehr und mehr ab. Später spielen sie nur noch dann eine größere Rolle, wenn kritisch zu sehende Besonderheiten aus der beruflichen Praxis hinzukommen.
Höchst unterschiedlich jedoch sind die Auswirkungen eines Studiums mit deutlichen Abweichungen von den üblichen Erwartungen. So können entsprechende Studiendetails auch bei späteren externen Bewerbungen immer noch erfolgsbeeinflussende Faktoren sein; für den internen Aufstieg jedoch sind sie nach der Einstellung in das jeweilige Unternehmen sehr schnell bedeutungsarm – aber mit der Notwendigkeit externer Bewerbungen ist stets zu rechnen.
Problempotenzial: Berufspraxis
Diese Phase ist stets der harte Kern des Lebenslaufs oder – wenn noch keine Praxis vorliegt – das zentrale Ziel der Bemühungen davor. Die Toleranz gegenüber Regelverstößen ist hier geringer. Außerdem bekommt der Kandidat/die Kandidatin jetzt endgültig keinen Rabatt mehr für jugendliche Unbekümmertheit.
Teil II: Kritische Aspekte im Bereich der Persönlichkeit?
Hier geht es um Eigenschaften, Fähigkeiten und persönliche Einstellungen, die meist nicht so klar zutage treten wie die Fakten in Teil I. Oft kann man die hier abgefragten Kriterien selbst nur schwer erkennen, aber seien Sie versichert: Chefs und Kollegen wissen meist recht gut Bescheid; achten Sie einmal auf deren An- und Bemerkungen Ihnen gegenüber und/oder suchen Sie nach Ursachen für berufliche Enttäuschungen bzw. Niederlagen.
Kein Zweifel besteht daran, dass einige der in Teil II genannten Kriterien auch ursächlich für manche Auffälligkeiten im Teil I sind. Mitunter wird also hier ein Aspekt vielleicht doppelt bewertet. Da es hier nicht um eine anspruchsvolle wissenschaftliche Studie, sondern um Warnsignale nur für den persönlichen Gebrauch geht, haben wir das hin‧genommen: Besser Sie werden im Einzelfall doppelt gewarnt als gar nicht.
Frage-Nr.: 493
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 17
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2019-04-26
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