Heiko Mell 21.09.2023, 14:05 Uhr

Sind Karriere und ehrenamtliches Engagement vereinbar?

Erfolg im Beruf und soziales Engagement – ist beides möglich? Karriereberater Heiko Mell gibt Einblicke und wertvolle Tipps, wie man erfolgreich Karriere macht, ohne das ehrenamtliche Engagement zu vernachlässigen

Feuerwehr

Die doppelte Mission: Wie freiwillige Feuerwehr-Einsätze das berufliche Profil von Ingenieuren prägen.

Foto: PantherMedia / fotorobs

Ingenieure bei der freiwilligen Feuerwehr

Frage
Ich bin Ingenieur, Ende 30 und engagiere mich seit vielen Jahren ehrenamtlich beim Technischen Hilfswerk. Ich kenne einige andere Ingenieure aus dem Freundeskreis oder dem Studium, die sich z. B. bei der freiwilligen Feuerwehr, der DLRG oder als Reservist bei der Bundeswehr betätigen. Hier im ländlichen Raum ist so etwas nicht unüblich.

Es liegt in der Natur der Sache, dass dieses Engagement von uns Freiwilligen manchmal das sehr plötzliche Verlassen des Arbeitsplatzes erfordert und zwar für einen Zeitraum, der nur selten vorher abzuschätzen ist. Oder wir müssen gelegentlich für Lehrgänge/Übungen freigestellt werden. Die Begeisterung der Arbeitgeber hält sich natürlich in Grenzen.

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Nach meiner Einschätzung ziehen die Firmen keinen direkten Vorteil aus dem Engagement der Mitarbeiter, allenfalls in dem abstrakten Fall, dass das Unternehmen oder die Geschäftsführer direkt betroffen wären (wenn also der private Keller des Geschäftsführers voll Wasser läuft und von der Feuerwehr ausgepumpt werden muss; H. Mell). Außerdem entsteht dem Unternehmen Verwaltungsaufwand – und es werden Abläufe gestört.

Das Unternehmen profitiert zwar in gewissem Maße von diesen Mitarbeitern, die z. B. verschiedene Softskills in den Beruf mit einbringen können. Und die Firmen schmücken sich auch ganz gerne mit dem Engagement ihrer Mitarbeiter in den sozialen Medien, um sich als guter Arbeitgeber zu präsentieren. Aber ehrlich gesagt halte ich diese Aspekte für vernachlässigbar. Teilen Sie meine Einschätzung, dass ein solches Engagement von Arbeitgebern nur bis zu einer gewissen Karrierestufe toleriert wird und ab dann zu einem Ausschlusskriterium werden könnte? Was ist Ihr Standpunkt dazu?

Was hat der Arbeitgeber davon?

Antwort
Ich stimme Ihren Aussagen und Vermutungen zunächst weitgehend zu: Der Vorteil, den der Arbeitgeber von einem solchen Engagement seiner Mitarbeiter hat, dürfte wirklich überschaubar sein, sieht man einmal von öffentlichkeitswirksamen, imagefördernden Darstellungen der Unternehmen ab. Wie Sie schon sagen: In vielen eher ländlichen Regionen gehört ein entsprechendes Engagement einiger Mitarbeiter einfach dazu – ein Arbeitgeber, der so etwas strikt bekämpft oder unterbindet, würde mehr Nachteile hinnehmen müssen als beim „gebremsten Tolerieren“ einer solche Betätigung.

Es ist noch nicht einmal erwiesen, ob diese ehrenamtliche Tätigkeit – die für die entsprechenden Institutionen und damit für die Gesellschaft überhaupt von sehr großer Bedeutung ist – bestimmte positive Eigenschaften der entsprechenden Mitarbeiter fördert (z. B. Engagement, Zuverlässigkeit und etwa Führungsqualitäten) oder ob es nicht vorrangig die engagierten, zuverlässigen und eventuell führungsbegabten Angestellten sind, die sich für derartige ehrenamtliche Dienste melden.

Es gab in den Unternehmen immer wieder einmal Hinweise und Anregungen für die Führungskräfte, das außerberufliche Engagement ihrer Mitarbeiter im Hinblick auf versteckte Talente im Auge zu behalten. Ein „in Ehren ergrauter“ Buchhalter ohne jegliche Karriereentwicklung, der in seiner Freizeit (!) erfolgreich dem Vorstand des großen örtlichen Tennisvereins vorsteht, müsste ja wohl über Fähigkeiten verfügen, die der Arbeitgeber bisher nicht hinreichend genutzt hatte. Darüber kann man immerhin nachdenken.

Wenn man plötzlich den Arbeitsplatz verlassen muss

Das von Ihnen beschriebene jederzeit mögliche plötzliche Verlassen des Arbeitsplatzes setzt dem unbegrenzten firmeninternen Aufstieg des betroffenen Mitarbeiters Grenzen. Man kann so etwas stets besonders gut an Extrembeispielen deutlich machen: Stellen Sie sich einen Top-Manager vor, der eine wichtige Strategiesitzung, in der er unverzichtbar ist, oder noch schlimmer, der ein Auftragsgespräch mit einem Großkunden platzen lässt, weil die Feldscheune von Bauer Müller in Brand geraten ist. Das zeigt, dass es „weiter oben“ Grenzen für dieses besondere Engagement gibt, wie Sie es schon vermutet haben.

Heiko Mell

Karriereberater Heiko Mell.

Diese Grenzen sind individuell verschieden und hängen im Einzelfall von den betriebsinternen Gepflogenheiten und von der Einstellung der jeweiligen Vorgesetzten zu dieser Frage ab.

„Normal“ im Sinne von üblich ist es, dass der Arbeitgeber als Gegenleistung für sein Gehalt während der vereinbarten Arbeitszeit Anspruch auf die volle Arbeitskraft seiner Mitarbeiter hat. Alles, was diesen Anspruch stört – dazu gehören oft auch längere, vor allem wiederholte Krankheitsausfälle – verärgert den Arbeitgeber mehr oder weniger. Und ein entsprechend verärgerter Arbeitgeber ist kein guter Partner für die Erfüllung von Karriereträumen der Mitarbeiter.

Sich nach den betrieblichen Gepflogenheiten richten

Als frisch ins Berufsleben eintretender Ingenieur mit entsprechenden ehrenamtlichen Ambitionen sollte man sich nach den betrieblichen Gepflogenheiten richten und sich vor allem mit seinen Vorgesetzten absprechen. Steigen später die Ansprüche an die betriebliche Karriereentwicklung, wird man sich entscheiden müssen, wo man seine Prioritäten setzt.

Wenn ich in persönlichen Gesprächen mit ratsuchenden Angestellten an solche Fragen komme, finde ich oft Verständnis für die Akzeptanz vorgeschlagener Lösungen, wenn ich den Arbeitgeberanspruch an Mitarbeiter etwa so interpretiere: Du sollst nicht haben fremde Götter neben mir. Das klingt merkwürdig vertraut, ich lasse es einmal so stehen.

Die von Ihnen benannten – und weitere – Institutionen können nur auf der Basis eines ehrenamtlichen Engagements von beruflich anderweitig gebundenen Menschen existieren. Die Möglichkeiten dazu sollten wir erhalten und vielleicht sogar fördern. Aber ohne eine individuelle Abwägung der Prioritäten geht es nicht. Und das dahinter stehende Prinzip ist etwa so zu umschreiben:
Je höher Sie firmenintern steigen, desto weniger Zeit und weniger Gelegenheit zum Engagement im nebenberuflichen/ehrenamtlichen Bereich bleiben Ihnen. Aber es gilt vor allem auch: Je mehr Sie sich nebenberuflich/ehrenamtlich engagieren, desto weniger bieten Sie sich als Kandidat für den unternehmensinternen Aufstieg an.

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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