Heiko Mell 26.01.2025, 10:00 Uhr

Sorgfältig geplanter Übergang zur Rente – ein Beispiel und eine Vision des Autors

Der Übergang in den Ruhestand markiert einen entscheidenden Wendepunkt im Leben. Viele stehen vor der Frage: Wie kann dieser Schritt erfolgreich und erfüllend gestaltet werden?

Übergang zur Rente

anfter Übergang statt harter Bruch: Wie Führungskräfte das Rentenalter planen können.

Foto: PantherMedia /Anna Leopolder

Frage:

Seit rund 40 Jahren bin ich Leser der VDI nachrichten und vor allem Ihrer Karriereberatung. Auch ich habe dabei den klassischen Weg vom Saulus zum Paulus beschritten.

In den ersten Jahren – noch als Student – kamen mir Ihre Beiträge geradezu erzkonservativ vor, doch nach einigen Jahren an Berufserfahrung musste ich mir eingestehen, dass Sie mit Ihren Kommentaren nur die Realitäten des Berufsalltags wiedergeben. Sie haben mir mit Ihren Beiträgen zahlreiche Denkanstöße gegeben und damit geholfen, Fehler zu vermeiden. Ganz herzlichen Dank dafür!

38 Jahre Berufspraxis

Ich bin mit etwa 38 Jahren Berufspraxis immer noch beim selben Unternehmen, zuletzt als Abteilungsleiter mit etwa 150 Mitarbeitern. Ich habe etliche Neu/Reorganisationen begleiten und manchmal sogar leiten dürfen und auch dabei von etlichen Ihrer Beiträge profitiert. Vor drei Jahren habe ich zusätzlich die Leitung eines großen Neubauprojekts übernommen.

Vor 1,5 Jahren habe ich dann meinem vorgesetzten Management vorgeschlagen, aufgrund der steigenden Anforderungen durch das Projekt meine bisherigen klassischen Leitungsaufgaben abzugeben und nur noch das Projekt zu leiten. Dem wurde – auch vor dem Hintergrund der anstehenden Neuorganisation mit eingeschlossenem Mitarbeiterabbau – zugestimmt, sodass ich seit einem Jahr bei gleichbleibendem Gehalt im Vergleich zu den letzten zehn bis fünfzehn Jahren einen überschaubaren Terminkalender und einen deutlich weniger hektischen Arbeitsalltag habe.

Meine Berufserfahrungen, gepaart mit einer gewissen Seniorität, passen genau zum jetzigen Aufgabenprofil, ich fühle mich ausgesprochen wohl und sehe der noch verbleibenden Zeit bis zum Renteneintritt mit Freude, aber auch mit Gelassenheit entgegen.

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Haben Sie herzlichen Dank für Ihre realistische, praxisorientierte und dabei immer auch mit etwas Humor gewürzte Begleitung über mein gesamtes Berufsleben hinweg. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft weiterhin viel Tatkraft, Interesse und vor allem Gesundheit!

Antwort:
Herzlichen Dank für die lobenden Worte. Ich freue mich immer über die Aussage von Lesern, meine Beiträge wären hilfreich gewesen oder seien es noch – das zeigt mir, dass ich meine Ziele hier zumindest manchmal erreiche.

Abgeben von Aufgaben in den Jahren vor dem Renteneintritt

Ihr Übergang in den „Vor-Rentenstand“ ist geradezu mustergültig – beruht aber auch auf besonders glücklichen Begleitumständen. Dazu mein Kommentar und meine Anregungen:

Das Abgeben von Aufgaben in den Jahren vor dem Renteneintritt ist grundsätzlich vernünftig. Es entspricht dem allmählich verlaufenden Alterungsprozess einschließlich der Erkenntnis, dass zwar die Erfahrungen weiter zunehmen, dass aber Faktoren wie physische (und oft auch psychische) Belastbarkeit etc. doch ihren Höhepunkt überschritten haben dürften.

Nun setzen diese Prozesse bei jedem Menschen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mit höchst unterschiedlicher Intensität ein – aber eine denkbare pauschale Regelung für alle wäre vermutlich weniger kritisch als die heute (noch?) übliche Gepflogenheit, im Alter bis zum Renteneintritt möglichst das Erreichte mit „Zähnen und Klauen“ zu verteidigen – und dem Arbeitgeber im Zweifelsfall nur die Wahl zwischen einem vorzeitigen Auflösungsvertrag (der für den Mitarbeiter meist den Eintritt ins „Nichts“ bedeutet) oder einem ungeduldigen Warten auf das Freiwerden des Arbeitsplatzes durch die Pensionierung zu lassen.

Ich könnte mir gegen Ende der üblichen Beschäftigungszeit eine pauschale Regelung vorstellen, die dem Berufseintritt nach Studienende entspricht – natürlich entgegengesetzt oder spiegelbildlich. Statt des üblichen langsamen, allmählichen Aufstiegs am Anfang der Laufbahn wäre eine ebenso übliche, ebenso allmähliche Reduzierung des Verantwortungsumfangs gegen deren Ende denkbar. Wäre dieser Weg Standard und würde er pauschal für alle gelten, fielen diverse mögliche Gegenargumente schnell in sich zusammen.

Beispiel: Natürlich wäre so etwas, wie jede pauschale Regelung, im Einzelfall ungerecht, weil die Leistungsfähigkeit der Menschen nun einmal unterschiedlich groß ist und ihr Abbau höchst individuell verläuft. Aber die heutige pauschale Regelung für alle, ab einer gewissen Altersgrenze plötzlich ganz aufhören zu müssen, nimmt dieselbe Ungerechtigkeit in Kauf; meine Anregung enthielte also in dieser Hinsicht nichts wirklich Neues.
Und wir verwirklichen dasselbe Prinzip spiegelbildlich beim Start ins Berufsleben. Da mag ein junger Hoffnungsträger noch so überzeugend behaupten, er sei „führungsmäßig“ superbegabt – ein Einstieg als ranghoher Manager nach Studienabschluss kommt in einem geordneten Großunternehmen nicht infrage, die „Ochsentour“ bleibt grundsätzlich niemandem erspart.

Es wäre also denkbar, ein ähnliches (umgekehrtes) Prinzip auch am Laufbahnende einzuführen.

Ältere Führungskräfte im Unternehmen

Der Vorteil für die Unternehmen läge darin, dass gerade auch die gewichtigeren höheren Führungspositionen mit ihrer größeren Auswirkung auf den Unternehmenserfolg früher frei werden und zur Besetzung durch die bevorzugten jüngeren Dynamiker zur Verfügung stehen würden.

Die älteren Führungskräfte jedoch mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen stünden dem Unternehmen weiter zur Verfügung, könnten bei entsprechendem Einsatz ihr Wissen einbringen und weitergeben.

Der Vorteil für die betroffenen Führungskräfte läge darin, dass der Übergang am Laufbahnende nicht „vom Höhepunkt plötzlich auf Null“ stattfände, sondern in Stufen – was auch psychologische Vorteile hätte.

Allseitige Zufriedenheit

Natürlich müssten einige Probleme, die sich dabei auftun, noch zur allseitigen Zufriedenheit gelöst 
werden:

Die Gehaltsfrage. Die pauschale Beibehaltung der bisherigen Bezüge dürfte nicht generell möglich sein. Für die betroffenen Führungskräfte im fortgeschrittenen Alter (Kinder sind aus dem Haus, Einfamilienhaus ist abbezahlt etc.) sollte eine maßvolle Reduzierung aber zu verkraften sein. Aber das allein ist ein schwieriges Terrain: Gehaltsreduzierungen sind bisher nahezu undenkbar.

Aber vergessen wir das nicht: Reduzierte Aufgaben bedeuten auch reduzierten Stress, mehr Zeit für die Partner zu Hause und/oder Hobbys – und mit hoher Sicherheit sogar eine verlängerte Lebenserwartung.

Heiko Mell

Karriereberater Heiko Mell.

Die Eingliederung der Führungskräfte, die nun Aufgaben, vermutlich mindestens eine Hierarchiestufe und etwas Gehalt abgegeben hätten, in die bestehende Organisationsstruktur wäre eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Sowohl die betroffenen Manager als auch ihr bisheriges und ihr neues Umfeld müssten entsprechend auf die Situation vorbereitet, die Unternehmenskultur in diesem Bereich müsste neu geschrieben werden.

Aber ich bleibe dabei: Der in dieser Einsendung angerissene Ansatz ist es wert, weiter gedacht zu werden. Denn wir haben heute auf diesem Gebiet nicht etwa eine Lösung, die es zu verbessern gilt, wir wursteln ohne generellen Ansatz in dieser eigentlich sehr anspruchsvollen 
Fragestellung ziemlich planlos vor uns hin!

Beim Blick auf die hier diskutierte Einsendung mit ihrer sehr überzeugenden Lösung muss natürlich auch gesagt werden, dass unser Leser auf sehr ungewöhnlich glückliche Umstände gestoßen ist:

  • Durch die zwei Aufgaben „Projekt“ und „Linienfunktion“ bot sich eine Teilung direkt an.
  • Die Bereitschaft des Unternehmens, für die Hälfte der Aufgaben das volle bisherige Gehalt zu zahlen, war sehr förderlich, kann jedoch nicht pauschal vorausgesetzt werden.

Aber sind Probleme nicht dazu da, letztlich gelöst zu werden? Und als wertvoller Denkanstoß eignet sich die in dieser Einsendung vorgestellte Konstellation allemal.

Wenn Sie mögen, liebe Leser, schreiben Sie mir, was Sie von der ganzen Sache halten.

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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